VÖ: 24.05.2019
Label: Independent
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Mark Zonder, Schlagzeuger bekannt von Fates Warning und Warlord, sowie Gary Wehrkamp, Gitarrist bekannt von Shadow Gallery, haben schon seit längerer Zeit ein gemeinsames Projekt am Laufen, welches schlicht Zonder/Wehrkamp oder kurz ZW Band benannt ist. Diese Kooperation hat jetzt zu einer ersten Platte, „If It's Real“, gereicht. Im Gegensatz zu ähnlichen Projekten, wie den kürzlich wiederbelebten Arch/Matheos, spielen Zonder/Wehrkamp nicht unbedingt ihren Hauptbands vergleichbar.
Gary Wehrkamp hat zudem Gesang und Keyboards übernommen, was er ebenso vorzüglich beherrscht und seine Stimme kommt ähnlich einem Max Bacon (GTR) absolut AOR und ProgRock tauglich rüber. „If It's Real“ besticht dabei weniger durch virtuose Instrumente und Dramatik, sondern liefert 10 meist ausgeglichene, ruhige aber auch wunderschöne Songs ab, die mit atmosphärischen Melodien und dem angesprochenen Gesang die ein oder andere Gänsehaut verursachen.
Immer wieder unterstützen „himmlische“ Background-Keys die Stücke und auch die Gitarre Wehrkamp's „singt“ mehrfach elegisch und melodieverliebt aus den Boxen. Dies ist einer Band wie Shadow Gallery nicht unähnlich, aber wandert doch eher auf gemäßigteren Pfaden. Egal, ob durch Akustik-Gitarre oder eingestöpselt, die Gitarrenarbeit fasziniert von vorne bis hinten. Mark Zonder's Drumspiel muß man nicht erklären, der Herr kann's einfach, bedient sich aber immer wieder auch diverser Percussion-Instrumente und der ein oder andere Soundeffekt belebt die Songs zusätzlich.
So führen uns Zonder/Wehrkamp durch tolle AOR/Prog-Balladen wie „I Can't Believe“ oder „I' Do Anything“, die durchaus auch mal an Marillion der Steve Hogarth-Zeit erinnern, oder aber an Bands wie Asia, GTR oder die balladesken Momente der Hauptbands der beiden. „Last Place“ übertreibt's hier vielleicht etwas mit den Streicheleinheiten im Verbund mit symphonischen Backgrounds. Dafür erlebt man aber auch klasse Refrains wie „Too Late“ oder dem lyrisch anspruchsvollen „It's Not The End“.
Härtere Momente, bei denen auch mal die Gitarre rockiger angeschlagen wird, muß man zwar suchen auf „If It's Real“, findet diese aber beispielsweise bei „Two Years“. Manchmal wird’s dadurch auch düsterer oder melancholischer, vom zuckersüßen Melodie-Overflow sind wir bei Zonder/Wehrkamp also weit entfernt.
„If It's Real“ ist ein richtig tolles, recht ruhiges Album geworden, mit dem man hervorragend dem Alltags-Streß entfliehen und entspannen kann. In Verbindung mit den herausstechenden Qualitäten der Musiker und dem bravorösen Gesang, lassen Zonder/Wehrkamp für melodiebewußte Hörer keinerlei Wünsche offen und wirken niemals aufgesetzt oder konstruiert. Ein herzerwärmendes, aber auch durchaus spannendes Album.
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