VÖ: 13.06.2014
Label: I Hate Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Die Wüste – faszinierend und fremdartig zugleich. Ein erster Blick auf's Albumcover von „Oracles“ der Kanadier Zaum suggeriert genau diesen Eindruck. Die Karawane erreicht nach langem Marsch durch den ewigen Sand das verheißene Land am Meer.
Zaum, das sind Kyle Alexander McDonald und Christopher Lewis, die u.a. mit fremdländischen Instrumenten, wie beispielsweise Sitar aufwarten um ihren Middle Eastern Mantra Doom zu zelebrieren. Und hoppla....dies alles ohne Verwendung von Gitarren, was mir als Metal-Fan natürlich gewisse Skepsis, ob der Umsetzung bereitet. Vier Songs beinhaltet das Werk, wobei alleine drei davon die 10 Minuten Marke um einiges sprengen. Songtitel wie „Zealot“ oder „Peasant of Parthia“ verdeutlichen zudem einen biblischen Hintergrund in der Musik von Zaum. Dies alles lässt keine leichte Kost vermuten....
...und genau wie erwartet beginnt „Zealot“. Sitar-Klänge....mystisch, episch, schleppend. Aber bereits mit dem einsetzenden Choral-Gesang wird deutlich, welche Wucht man auch ohne Gitarren erzeugen kann. Sehr basslastig verarbeitet schleppt uns der Sound direkt in Kulturen längst vergangener Zeiten und brennt sich gnadenlos in die Seele ein, wie die gleisende Wüstensonne in die Psyche. Der Song bleibt bis zum Ende seiner Linie treu, ohne Ausschweifungen in Tempo oder Gesang. Mystisch, fremdländisch, zähfließend mit durchgehendem, instrumentalem Thema.
Auch bei „The Red Sea“ wird zu Beginn fünf Minuten lang der Sitar gefrönt. Der danach einsetzende Sprechgesang klingt um einiges gefährlicher, verstörender.....wie aus den Katakomben des Bösen. Kyle Alexander verzerrt seine Stimme durch Effekte dermaßen, daß der Song durchaus auch als Soundtrack zu einer schwarzen Messe oder rituellen Opferdarbietungen taugen würde.
Aber auch hier gilt....von dem einmal begonnenen musikalischen Thema wird nicht abgewichen.
Dies klingt für den geneigten Zuhörer durchaus spannend, für Nebenbei-Hörer wahrscheinlich eher langweilig.
Mit dem 8-minütigen „Peasant of Parthia“ folgt der kürzeste Song des Albums. Hier kommt man auch ohne große Einleitung schnell zur Sache. Der Gesang kann hier auch als solcher bezeichnet werden, zwar immer noch ordentlich mit Hall unterlegt, aber man kann fast schon von Eingängigkeit sprechen. Der Track rockt beinahe und wir bewundern überrascht eine gewisse Straightness, vor allem durch die Drums erzeugt. Selbstverständlich liegt man auch hier im Kontext des bisher Gehörten, aber dennoch kann man den Song als nette Abwechslung bezeichnen.
„Omen“ bietet zum Abschluß nochmal einen gelungenen Querschnitt aus den Elementen der vorangegangenen Songs. Langes, mystisches Instrumental-Intro, wummernde Bass-Linien. Gespenstisch schöne Background-Sounds, melodischer Clean-Sprechgesang. Vielleicht etwas zu ausufernde Instrumentalpassagen, welche Abwechslung vermissen lassen, dafür zum Ende hin wieder mit bösartigen Vocals, wie bereits bei „The Red Sea“ dargeboten.
Wem kann man Zaum empfehlen ? Mit Sicherheit nicht dem Otto-Normal-Hörer, der gerne leicht unterhalten wird und ohne groß nachdenken zu müssen konsumiert. Eher schon Fans von schwer zugänglichen Bands wie Sunn O))).
Die Musik ist trotz vieler Längen spannend konstruiert und fährt von vorne bis hinten immer die gleiche Linie. Dies mögen viele als langweilig empfinden, interessierte Hörer aber als genial und innovativ. „Oracles“ strotzt nur so vor orientalischer Epik und schwerer, düsterer Faszination....und das alles auch ohne Gitarren.
Fans des gepflegten Dooms.....hört euch Zaum einmal an. Ihr könntet überrascht werden !!
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