VÖ: 06.09.2019
Label: Napalm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Nein, neue Welten betreten sie nicht, die schwedischen Okkult Rocker von Year Of The Goat. Auch auf ihrem mittlerweile dritten Album „Novis Orbis Terrarum Ordinis“ liegen die Wurzeln der Musik der Band tief in den 70er, mitunter auch 60er Jahren. Gewollt angestaubter Sound also, der viel von düsteren Themen atmet, aber meiner Meinung nach das gezügelte Wort Okkult Doom nicht ganz trifft.
Denn dafür sind die Songs teilweise viel zu positiv oder gar beschwingt, als daß man hier nur über Tristesse und Melancholie sprechen könnte. Denn schon beim Opener „Subortus“ legt man nach schleppendem Beginn mit Orgel/Mellotron und recht weinerlichem Gesang von Thomas Sabbathi zwar eine gewisse Nähe zum 70er Jahre Doom zugrunde, der mehrstimmige Refrain mit viel Harmonien gespickt lässt aber immer Hoffnung auf Licht. Passend rundet man den Song mit einem heavy gewichteten Gitarrensolo ab.
„Acedia“ mit galoppierenden Läufen offeriert dann recht dunklen Gesang, der mich (man lasse mich bitte am Leben) etwas an Elvis Presley erinnert. Auch hier verzieren harmonische Gesangspassagen den melancholischen Grundton. Das Album kristallisiert sich im Verlaufe immer mehr zum 70's Classic Rock Album heraus, mit Hammond Orgel/Mellotron im Gepäck auch mancher Deep Purple oder Uriah Heep Nummer nicht unähnlich. Sogar der ein oder andere Moment, den ich mir bei den Bay City Rollers hättte vorstellen können, drängt sich mir auf.
Zwei Longtracks lassen Year Of The Goat auf die Hörer los. Zum einen das knapp 10-minütige „Ira“, das langsam und balladesk elegisch beginnt, nach düsteren Momenten ab der Hälfte allerdings flotter wird. Wie auch bei den restlichen Songs wirkt der Gesang aufgrund Mehrstimmigkeit äußerst harmonisch, ein wunderschönes Gitarrensolo formvollendet den Track.
Zum anderen bietet die Abschlußnummer „Subicio“ fast 15 Minuten (okkulter) Rockkunst. Mit Wah-Wah Effekten versehene Gitarrenläufe, auftrumpfender Orgel und ruhigem Zwischenspiel pendelt der Song wunderbar zwischen intensiv und gediegen. Auch eine gewisse Traurigkeit kann man manchen Momenten nicht absprechen. Nach einem atmosphärischen Break klingt das Ganze mit träumender Gitarre und fließenden Gesang aus.
Nein, Year Of The Goat sind sicherlich keine Doom Band im eigentlichen Sinne. Man höre nur beispielsweise die von Kirchenorgel unterstützte Countrygitarren-Nummer „Avaritia“ und den dazugehörigen stimmungsvollen Refrain und man weiß, daß die Schweden ihren Sound so vielfältig wie möglich gestalten. Natürlich klingt vieles altbacken oder für Nörgler nicht unbedingt zeitgemäß. Aber die Band versteht es sehr gut den Spirit der Mitt-Siebziger-Jahre authentisch zu reproduzieren.
Mir bereitet die Musik einen nostalgischen Heidenspaß. Auch wenn man nur eine begrenzte Klientel anspricht, sind Year Of The Goat eine außergewöhnlich frische und interessante Kapelle.
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