VÖ: 07.08.2020
Label: STF Records
Autor: David Kerber
Bewertung: 8 / 10
Es ist immer schwer, weiter zu machen wenn das Aushängeschild einer Band (in der Regel der Sänger) plötzlich und unerwartet wegbricht. So geschehen bei den deutschen Progmetallern Yargos, deren Sänger Andrew McDermitt 2011 ein halbes Jahr vor Veröffentlichung des zweiten und bis dato letzten Albums verstarb. Danach lag die Band für viele Jahre auf Eis. Doch man entschloss sich, mit neuem Sänger, beziehungsweise Sängerin, weiter zu machen. Und so kommt dieser Tage das dritte Album “The Dancing Mermaid” auf den Markt.
Nach einem kurzen Intro, legen Yargos mit „Annie, Oh Mine“ düster, melodisch los. Vor allem der Einsatz tiefer (weiblicher?) Growls und die Sturm/Gewittersounds sorgen teilweise für eine dystopische Atmosphäre. „You Won’t Get Far“ klingt nicht mehr so düster und legt mehr Wert auf den melodischen Mitsing-Refrain, der auch bei im weiteren Verlauf des Albums vielfach zum Einsatz kommt. Auch bei diesem Song wird mit Growls gearbeitet. Mit „Mine Complete“ wird das Tempo erstmals angezogen und mit reichlich Doublebass gearbeitet. Tolle Gitarren- und Keyboardsoli runden den Song ab. Bei „You Push Me“ kommen erstmals häufigere Tempiwechsel zum Einsatz.
Überraschenderweise wird die letzte Textzeile auf Deutsch intoniert, wobei man etwas genauer hinhören muss, um sie zu verstehen. Es folgt mit „Where Are You Now” der erste von drei Longtracks (über 8-9 Minuten). Wie bei solch langen Songs üblich, passiert recht viel. Tempowechsel, Chöre, Soli und natürlich reichlich Melodien lassen keine Langeweile aufkommen und halten die Spannung hoch. Passend zur Corona-Krise sind beim zweiten Longtrack alle kontaminiert. Als Schlachtruf bei „Contaminated (We‘re All Damned)“ fungiert allerdings das Wort „Infected“, also infiziert, was ja auch wie die Faust aufs Auge passt. Auch hier werden wieder alle Trademarks der Band bedient.
Die letzten 6 Songs sind ebenfalls abwechslungsreich und spannend komponiert. So gehen die 73 Minuten des Albums recht schnell vorüber, ohne dass es langatmig wirkt. Außerdem kommen Yargos ohne unnötigen Bombast und nervtötendes Gefrickel aus. Ein Merkmal, das nicht all zu häufig geboten wird. Ein tolles Comeback wie es nicht viele Bands hinbekommen haben.
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