VÖ: 12.09.2014
Label: Pure Legend Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Die Kölner Formation Wolfen legt nach dem 2012 erschienen Comeback-Album „Chapter IV“ ihr ja, logischerweise fünftes Album nach. Mit Nico Filter hat man nun einen neuen Bassisten in den Reihen und Routinier Martin Buchwalter zeichnet für die Produktion verantwortlich. Alles gut bei Wolfen, nachdem es auch mal eine längere Zeit still war um die Truppe ? Wir werden sehen...zumindest steht schon mal eine Support Tour im Herbst mit Grave Digger an. Das wiederum ist ja schon mal ein Zeichen. Das neue Werk nennt sich „Evilution“ und kann zu aller erst mit einem fein stilisierten Artwork punkten.
Der Einstieg in „Sea of Sorrows“ wirkt elegisch/tragisch, bevor man die Speed Metal Keule auspackt. Hochgeschwindigkeit ist angesagt, ohne allerdings melodisch, hymnenhafte Gesangslinien, vor allem im Refrain, zu vergessen. Sänger Andreas v. Lipinski besitzt nach wie vor eine audrucksstarke, leicht aggressive Power-Röhre, vielleicht am ehesten noch zu vergleichen mit Andy B. Franck von Brainstorm. Durch das souveräne Riffing und Solieren der Gitarristen Björn Grüne und Frank Noras knallt der Song wie Sau und man merkt den Musikern die langjährige Erfahrung an. Starker Auftakt !!
„50 Dead Men“ schaltet einen Gang zurück, wummert aber immer noch flott und mit enormer Soundwand aus den Boxen. Der Refrain zeigt erneut, daß die Band ein Händchen dafür hat. Melodisch, eingängig und teilweise hymnenhaft stehen die Refrains oftmals etwas im Gegensatz zu der doch recht harten Instrumentalarbeit, die auch schon mal latent ins Thrashige abwandern kann. Dies verleiht den Songs eine gute Struktur, sie bleiben spannend und somit stellt sich jederzeit das gewisse Hörvergnügen ein.
Mit „Digital Messiah“ klagt man die neuen Medien an und verpackt dies in einen schön old-schooligen Midtempo Banger deutscher Prägung. Der Song ist vergleichsweise einfach gestrickt, beinhaltet aber ein klasse Gitarrensolo. Nicht so zwingend, wie die vorherigen Tracks, aber durchaus hörenswert.
Speed-u. Thrashelemente kehren bei „Eternity“ zurück. Die Drums powern gnadenlos nach vorne, v. Lipinski agiert brutaler. Dafür glänzt man im Refrain mit Primal Fear/Sinner Harmonien, was den Song dann doch eher einen Powermetal-Stempel aufdrückt.
Urplötzlich befindet man sich bei „The Flood“ im (etwas härteren) Melodic Metal Sektor. Der gesang ist teilweise cleaner, die Melodien durchgängig präsent und der Refrain erinnert etwas an neuere Pretty Maids. Kompetent interpretiert beweisen Wolfen, daß man auch diese Spielwiese beherrscht.
So ähnlich dann auch „Chosen One“. Etwas schneller gespielt, glänzt man hier mit tollen Gitarrenharmonien. Typische Powermetal Hymne ohne Kitsch, mitsingbar aber mit ordentlich Dampf unterm Kessel.
Ein irgendwie komisches Stück ist „Pure-Culture“. Der Refrain besteht eigentlich nur aus evil Shouts, die Gitarren rasen durch die Gegend. Dann ertönen auf einmal engelsgleiche, männliche Background-Chöre, die so gar nicht ins Bild passen wollen. Somit mutet das Teil irgendwie chaotisch an, versprüht aber dennoch einen ganz eigenen Charme. Wo man mit dem Song hin wollte, entzieht sich aber meiner Kenntnis.
Mit „Embodiment of Evil“ kehrt man dann wieder in die bewährte Primal Fear/Brainstorm-Schiene zurück. Auch Mystic Prophecy Ähnlichkeiten scheinen immer mal wieder im Sound von Wolfen durch. Eben Teutonen-Stahl der qualitativ hochwertigen Sorte. Erwähnenswert hier das Break mit orientalischen Anleihen, welches in einem langezogenen Scream und Speed-Gitarrensolo endet.
Ups...was ist denn jetzt los ? Ein Doom Riff in bester Sabbath Manier eröffnet „The Irish Brigade“. Schnell wechselt man aber in Speedmetal Geballer mit leichter keltischer Schlagseite. Es gelingt durchaus, ein gewisses Flair der grünen Insel metallisch umzusetzen. Zumindest, wenn man genauer hinhört. Der Song geht aber auch als Heavy Metal Stampfer mit hymnischem Refrain durch.
Im Abschlußtrack „All that Remains is Nothing“ zeigt man dann nochmals, was man musikalisch so an Härte zu bieten hat. Thrash Riff der Metallica-Klasse zu Beginn, düstere Vocals (hör ich hier den Warrel Dane heraus ?), Kreisch-Shouts im Refrain. Eigentlich wird von vorne bis hinten gerifft auf Teufel komm raus. Irgendwie könnte man meinen, hier treffen Nevermore und Thrashelemente zusammen. Man hat sich die härteste Nummer also bis zum Schluß aufgehoben, warum nicht.
Wolfen können mit „Evilution“ auf ganzer Linie überzeugen und stehen den üblichen, teutonischen Protagonisten wie Primal Fear, Mystic Prophecy, Brainstorm und anderen in nichts nach. Sicherlich bedient man sich dann auch den bewährten Sounds, welche diese Kapellen in der Regel bieten, aber man vermischt das Ganze zu einem hochklassigen, sehr unterhaltsamen Stück deutscher Metal Kunst. Hier und da mal ein Zitat aus dem Bereich Thrash, oder Melodic Metal, alles ist in sich stimmig und es befindet sich kein einziger Ausfall auf dem Album.
Der Aufstieg in die erste Liga wäre für mich keine Überraschung !!
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