VÖ: 20.11.2020
Label: Jolly Roger Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Jetzt so kurz vorm Winter bringen die Italiener Witchwood ihr drittes Album „Before The Winter“ heraus. 2014 hat man sich aus den Aschen von Buttered Bacon Biscuits geformt (falls die jemand kennt, ich nicht). Musikalisch liegt die Band tief im Classic Rock der 70er Jahre verwurzelt mit progressiven Momenten und psychedelischen Spielerein. Auch der Begriff des Krautrock wäre bei Witchwood sicherlich nicht verkehrt.
Das die Band bereits mit Uriah Heep und vor allem Jethro Tull getourt ist, kann man nachvollziehen, denn Ähnlichkeiten auch mit diesen beiden Bands sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. Vor allem, da man mit Samuele Tesori einen Mann in den Reihen hat, der neben Harmonika sehr viel Flötenspiel in die Songs integriert.
Wenn einem bei Witchwood auch Hawkwind in den Sinn kommt, liegt das wahrscheinlich an den spacigen Keyboards, die immer mal wieder aufgefahren werden. So gleich beim Opener „Anthem For A Child“, was im Prinzip aber ein flotter Classic Rocker mit Orgel und Flöte, sowie recht hellem Gesang von Riccardo Dal Pane ist. Sehr nahe liegen die Italiener hier an den alten Uriah Heep. Das gute Gitarrensolo von Antonino Stella am Ende belegt dies umso mehr.
Durch Midtempo-Groove, natürlich der präsenten Orgel und straighten Rhythmen liegt „A Taste Of Winter“ mehr in Richtung Deep Purple. Das Flötensolo dagegen eher nicht. Der psychedelische Moment und abermals spacige Klänge obliegen erstmals „Feelin'“, bevor man mit „A Crimson Moon“ eher ruhigere Klänge mittels entspanntem Gesang, Akustik-Gitarre und natürlich der Flöte anschlägt. Leicht orientalische Vibes sind hier zudem auszumachen.
Das Witchwood mitunter sehr lange Stücke schreiben, zeigt beispielsweise „Hesperus“ mit 8 ½ Minuten Länge. Klar, das hier alles noch ein bisschen mehr ausufert, die Instrumentalpassagen länger sind und neben ordentlichem Groove auch das ein oder andere Solo mehr integriert wird. Von diesen Longtracks gibt’s noch zwei weitere zu hören. Zum einen das 7 ½ minütige „Crazy Little Lover“, das mit Mundharmonika und souligen Momenten zum langsamen Groover wird und erneut ein wenig an Deep Purple erinnert. Zum anderen der Abschlußsong „Slow Colours Of Shade“, satte 11 Minuten lang. Hier ziehen Witchwood alle Fäden ihrer Einflüsse und so wechseln sich ruhige Momente mit Akustik Gitarre, Flöte und warmem Gesang mit härteren Passen inklusive spacigen Keys und teils geisterhaften Klängen ab. Abschließend ertönt noch massives Wellenrauschen, um einen aus dem Album zu spülen.
Aber es gibt noch einen Bonustrack, zumindest auf der LP Version. Mit Marc Bolan's „Child Star“ haben Witchwood dabei einen stimmigen Song ausgewählt, der wie die Faust auf's Auge zum Stil der Italiener passt. Auch hier ein Wechselbad aus ruhigen und härteren Momente.
„Before The Winter“ ist sicherlich ein Album, welches hauptsächlich Leuten gefallen wird, die in den 70ern mit Uriah Heep, Deep Purple, Jethro Tull etc. aufgewachsen sind. Oder halt jüngeren Menschen, die genau dieser Sound aufgrund seiner antiquierten Art fasziniert. Wer Hammond, Moog, reichlich Flöte und Harmonika im Classic Rock nicht abgeneigt ist und für den Winter noch bodenständige Musik sucht, ist bei Witchwood definitiv richtig.
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