VÖ: 22.07.2022
Label: Century Media Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Es ist wieder Zeit für die Hexenjagd. Die schwedische Kulttruppe Witchery ist nach dem 2017er Output „I Am Legion“ wieder mit einem neuen Album zurück. Und erstmals in Form eines Konzeptalbums über, natürlich Hexen, Hexenjagd/-verbrennung usw. Somit ist „Nightside“, so der Titel des neues Albums, wohl auch das bisher ambitionierteste Werk der Band. Eine Änderung in der Besetzung hat es gegeben. Bassist Sharlee D’Angelo, der nun endgültig zu Arch Enemy abgewandert ist, wurde ersetzt von Victor Brandt, der wiederum auch die Saiten bei Dimmu Borgir zupft.
Witchery sind bekannt für ihren rasenden Speed-u. Black/Thrashmetal, limitieren sich aber nicht nur darauf, sondern bringen auch viele Elemente aus dem Doom, Death oder Black’n Roll mit ein. Das ist bei „Nightside“ nicht viel anders. Die beiden Gitarristen Jensen und Rickard Rimfält riffen und solieren bis hin zum Wahnwitz, sägen teilweise meterdicke Saitenbretter zurecht und grooven ab und an zudem wie Sau. Dazu verdrischt Chris Barkensjö die Felle mit viel Wucht und weniger Getrigger, was den Songs absolut zugute kommt.
Nach dem Eröffnungs-Nackenbrecher „Witching Hour“, bei dem Sänger Angus Norder mit seinem deibligen Gekeife den Black-Anteil gleich recht hoch ansetzt, geht’s mit „Don’t Burn The Witch“ mehr im Midtempo Black’n Roll Stil weiter, mit einer immensen Dynamik, welche keine Füße stillhalten lässt. Einigen gnadenlosen Speed-Abrissen wie „Popecrusher“, „Crucifix and Candle“, sowie der Highspeed-Granate „A Forest Of Burning Coffins“, mit Gastsänger Jeff Walker, setzen Witchery immer wieder andere Farbtupfer dazwischen.
So ist „Left Hand March“ ein echt sensationeller Monster-Groover, der dich hochwirbelt und wieder fallen lässt. „Storm Of The Unborn“ kann fast schon als epischer Black-Thrasher bezeichnet werden, der auch mal Melodien offeriert. Und das abschließende Titelstück „Nightside“ brilliert als wahrer, schwarz angehauchter Doom-Track, mit unglaublich schweren, zähen Riffs und höllischen Vocals. Growls gibt’s auf dem Album eher selten. Wenn, dann sind diese mehr der Story-Untermalung gewidmet.
Mit „Under The Altar“ und „Er steht in Flammen“ haben die Schweden zwei kurze Übergangsstücke mit eingebaut. Letzteres interessant, da hier mit deutschen Lyrics, die auf Gitarrenwucht treffen, gearbeitet wird. Die Schweden haben noch ein paar weitere Gäste zu Beiträgen geladen. So geben Hank Shermann (Mercyful Fate), sowie Maciek Ofstad (Kvelertak) und Simon Johansson (Wolf) kleine Gitarren-Visitenkarten ab. Wenn man’s nicht weiß, hört man’s aber nicht.
„Nightside“ ist ein monströser Brocken im blackened Speed-/Thrash Metal und gehört sicherlich zum Besten, was die Schweden bisher veröffentlicht haben. Und sie haben in ihrer weit über 20-jährigen Bandgeschichte ja einige Highlights auf dem Buckel. Das Album kann man zukünftig sicher getrost mit als Referenz dieses Musikstils nennen, so grandios gespielt und produziert sind die neuen Tracks. Da geht nicht mehr viel nach oben. Genialer Scheiß !!
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