VÖ: 30.04.2021
Label: El Puerto Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Ursprünglich gegründet, um das musikalische Erbe von Stormwitch fortzuführen, brachten Witchbound 2016 ein erstes Album heraus. Allerdings unter dem Schatten des Ablebens von Harald Spengler, genannt Lee Tarot. Somit nannte man das Album „Tarot's Legacy“. Mittlerweile ist leider auch Leadgitarrist Martin Winkler verstorben, so daß sich die Stormwitch-Urgesteine Stefan Kauffmann und Peter Langer wieder neu formieren mussten, um den Nachfolger „End Of Paradise“ einzuspielen und das Feuer am Brennen zu halten.
Nun kommt „End Of Paradise“ heraus und die wohl wichtigste Veränderung ist, daß Witchbound nun auf doppelten Gesang setzen. Denn neben dem männlichen Part Tobias Schwenk, setzt man nun abwechelnd oder im Duett auch auf eine weibliche Stimme. Diese gehört Natalie Perreira dos Santos, die vorher schon mal bei Bionic Angel sang. Martin Winkler wird ersetzt durch Gitarrist Julian Steiner, die Rhythmustruppe Frank Bittermann (Bass) und eben Peter Langer (Drums) sorgen mit Stefan Kauffmann für die Stormitch-Tradition.
Dabei klingen Witchbound anno 2021 nur bedingt nach den Sturmhexen. Wenn dann eher nach den neueren Alben der Band, die allerdings nicht mehr den Glanz vergangener Tage verbreiteten. Alben wie „Tales Of Terror“ oder „Walpurgis Night“ sind also im Sound von Witchbound völlig außen vor, auch wenn das neue Album traditionell zur Walpurgisnacht veröffentlicht wird. Dennoch weiß man mit melodischem (Power)Metal auch heute noch zu überzeugen und den Instrumentalisten gehen Riffs und Rhythmen einfach und kompetent von der Hand. Zudem hat Produzent Achim Köhler einen tollen Sound zurechtgezimmert, was dem Hörerlebnis von „End Of Paradise“ sehr zuträglich ist.
Nach einem Intro kommt der Opener „Battle Of Kadesh“ trotz aller Melodien ungewöhnlich aggressiv, was sich in Folge allerdings ein wenig als Strohfeuer erweist. Denn Witchbound bleiben in der Regel im eingängigen, sehr melodischen Bereich. Auch wenn die Gitarristen oft mit Nachdruck feine Riffs rauskitzeln. Tobias und Natalie könnte man als „nette“ Stimmen bezeichnen. Schon irgendwie passend zu den Songs, aber halt auch nicht außergewöhnlich markant. Glücklicherweise versucht Tobias Schwenk nicht Stormwicht-Frontmann Andy Mück zu imitieren, denn das würde sicherlich in die Hose gehen. Auch wenn mal die ein oder andere Passage kurz nach Andy klingt („Dance Of The Dead“).
Witchbound bieten meist flott gespielten Melodic Metal, mit manch symphonischer Note und lassen es wie im Titelsong durchaus auch mal amtlich krachen. Immer mit der Prämisse, die Melodiebögen nicht aus den Augen zu verlieren und die Refrains auch mal mittels Chorgesängen zu versehen. Seefahrer-Liedgut wie bei „Torquemada“ und „Sea Of Sorrow“ erinnert tatsächlich dann mal ein wenig an „Beauty and the Beast“-Zeiten.
Insgesamt sind 15 Songs etwas zu viel des Guten. Trotz guter Einzelsongs zieht sich das Album dadurch in die Länge, was dazu führt, daß sich auch der ein oder andere durchschnittliche Song eingeschlichen hat („Carved In Stone“, „Last Divide“). Ein paar Songs weniger und nur auf die eigenen Stärken fokussiert, wäre wahrscheinlich besser gewesen. So verlieren sich Witchbound ein wenig in den Ideen und man hat das Gefühl, es sollte so viel wie möglich reingepackt werden in „End Of Paradise“.
Sei's drum, das Album ist dennoch ein gutklassiges Melodic Metal Album geworden. Mit mancher Erinnerung an Stormwitch durch das Gitarrenspiel. Mir persönlich wäre lieber, man würde sich auf einen Sänger festlegen. Das hin und her zwischen Sänger und Sängerin verursacht ein wenig den Verlust von Bissigkeit und hier hätte ein amtlicher Shouter vermutlich mehr rausgeholt. Melodic Fans und auch die alten Stormwitch Jünger können sich aber auf ein feines Album in der Anlehnung späterer Sturmhexen freuen.
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