VÖ: 29.07.2022
Label: Metalapolis Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Nicht wenige konnten mit dem letzten Iron Maiden Album „Senjutsu“ und auch mit den direkten Vorgängern kaum etwas oder gar nichts anfangen (ich fand das letzte Album übrigens interessant). Für diejenigen gibt es jetzt eine Alternative in Gestalt der Band WarWolf, die zum größten Teil aus aktiven oder ehemaligen Mitgliedern der Kölner Heavy Metal Formation Wolfen besteht. Das erste Album „Necropolis“ beherbergt zehn Songs klassischer Iron Maiden Art, thematisch um einen Kriegswolf gebaut, der sich aus den Tiefen erhoben hat um die gebrochene Menschheit zu rächen. Nun ja.
Natürlich kann man jetzt sagen, daß das musikalische Rad eh nicht neu erfunden werden kann und man immer Parallelen zu anderen Bands findet. Aber, Iron Maiden haben halt einen dermaßen markanten Signature Sound, daß es schon stark auffällt wenn man, wie im Falle von WarWolf, diesen Sound bis ins Detail kopiert. Selbst Sänger Andreas von Lipinski, der eher ein rauhes Stimmorgan besitzt, bemüht sich, eine gewisse Dickinson-Schlagseite hinzubekommen. Und das gelingt ihm auch. Er klingt ein wenig nach einer Mischung aus eben Bruce und Rock’n Rolf. Eher sind es die Gitarrenrhythmen und Strukturen, die sich fast eins zu eins an den Eisernen Jungfrauen orientieren. Frank Noras und Björn Grüne sind zwar keine Adrian Smith und Dave Murray (die beiden kann man sowieso nicht zu hundert Prozent imitieren), machen ihre Sache aber dennoch hervorragend. Kompetente Musiker, die den Stil der beiden Gitarren-Legenden innig in sich aufgesaugt haben.
Einen Song wie den Opener „Daywalker“ kann man zuerst einmal eher mit den straighteren Songs und Single-Auskopplungen von Iron Maiden wie „El Dorado“ oder „Wildest Dreams“ vergleichen. Überhaupt orientieren sich WarWolf mehr an der Zeit ab „Powerslave“, die frühen Werke von Maiden bleiben außen vor. Auch „Nosferatu“, „Cold Blood“ und „Dawn Of Destiny“ sind mehr in Eingängigkeit und Geradlinigkeit gestrickt. Aber interessanterweise wagen sich Andreas von Lipinski und Mannschaft auch an die großen Longtracks der Briten ran. So geht beispielsweise der Titeltrack „Neropolis“ erst nach über 10 Minuten über die Ziellinie. Typische Galopprhythmen-Passagen wechseln sich mit epischen Breaks und langsamen Momenten ab, die sich spannungsgetrieben dann immer wieder in markanten Soli entladen.
Auch „Clan Of The Undead“ (über 7 Minuten) und „Slaves Of The Night“ (knapp 7 Minuten) sind solche abwechslungsreichen Stücke, in wunderbarer Maiden-Epik dargeboten und mit viel Fachkompetenz gespielt. Auch der Bass von Floiran Abegg wird gleichwertig in den Vordergrund gemischt, einem Steve Harris gehuldigt. Die zwei Bonus-Tracks „Witches & Demons“ und „The Priest“ verlassen dann den Maiden-Pfad und klingen eher nach Teutonen-Stahl der Marke Running Wild.
Tja, was soll man sagen. Würde es Iron Maiden nicht mehr geben, oder man diese Band nicht kennen (was in Metal Kreisen aber eher unmöglich ist) wäre „Necropolis“ ein wirklich herausragendes, einfallsreiches Album. So schwingt aber halt immer mit, daß man das Riff, den Rhythmus, den Songaufbau eben von Iron Maiden her kennt und man sich des Plagiat-Vorwurfs nicht erwehren kann. Muß jeder für sich entscheiden, wie er mit WarWolf umgeht. „Necropolis“ hätte eine höhere Bewertung erhalten, wenn man fehlende Eigenständigkeit nicht zugrunde legen würde. Trotz allem stark gespielt und eine echte Alternative zum Original.
Kommentar schreiben