VÖ: 24.07.2015
Label: Provogue / Mascot Label Group
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Warren Haynes braucht niemandem mehr etwas zu beweisen. Der begnadete Gitarrist, der mit den Allman Brothers, The Greatful Dead und zuletzt Gov't Mule Musikgeschichte geschrieben und zudem bereits auch einen Grammy erhalten hat, kann sich auf seinem dritten Soloalbum erlauben, zu spielen was er mag. Ohne Rücksicht auf Personen, die ihm hineinreden wollen oder gar Musik im Stile seiner Vergangenheit fordern.
So ist das neue Album „Ashes and Dust“ sein persönlichstes geworden, was man der Musik von vorne bis hinten anhört. Total relaxt, mit äußerst ruhigen und besinnlichen Stücken ist das Album mehr für den Ausgleich eines stressigen Tages geeignet, als daß man gerne losrocken möchte. So packt Haynes oft die Akkustikgitarre aus und brilliert, wenn mal mit Strom, mit griffigen Slidegitarren. Der Gesang dürft jedem Country-u. Folk-Fan gefallen. Ganz leicht erinnert mich dieser in manchen Momenten an den Kanadier Bruce Guthro von Runrig.
Die Lieder glänzen meist beschwingt, wie im Opener „Is It Me Or You“, der mit Banjo unterlegt auch mal Western-Lagerfeuer-Stimmung erzeugt. Ein weiteres Merkmal der Songs ist die immer wiederkehrende Violine, die den Folk-Anteil unterstreicht und sich nahezu durch das komplette Album zieht. Warren Haynes kann's einfach...so verleiht sein souveränes, gefühlvolles Gitarrenspiel auch den relativ ruhigen Nummern das gewisse Etwas um Langeweile vergessen zu machen. Denn bei Songs, die auch gut und gerne mal die 7 Minuten Marke erreichen, muß schon ein Könner am Werk sein, um den Hörer bei Laune zu halten.
Aber dies schafft Warren Haynes blind und wenn's mal zu verträumt wird, wie bei „Blue Maiden's Tale“ umgarnt die zärtliche Gesangsstimme und du bist wieder gefangen. Haynes kann es sich sogar erlauben, mitten im Sommer eine Country Ballade mit dem Namen „New Year's Eve“ zu versehen, und man nimmt ihm die Relevanz des Gehörten trotzdem ab.
So erscheinen die 13 Songs in etwa in der selben Stimmlage, manche feine Nuance erinnert aber an die Vielseitigkeit der lebenden Gitarrenlegende. Beispielsweise die mit Piano unterlegte Bar-Nummer „Stranded in Self-Pity“, die auch das ein oder andere Blasinstrument beinhaltet. Das Ganze ist natürlich vom Stil her sehr amerikanisch angelegt. Wie gesagt...viele Elemente, die wir von Countrymusik her kennen, aber auch Großstadt-Spirit der 60er Jahre, wobei man sich fast wie in New York fühlen könnte.
Bei „Gold Dust Woman“, einer staubigen Dust-Rock-Nummer holt sich Haynes weibliche Unterstützung am Gesang durch Grace Potter. Passt natürlich zu solch einem Songtitel, bereichert aber zudem den Gesamteindruck des Albums.
Warum eine Country-Ballade mit Americana-Einflüssen aber „Wanderlust“ heißen muß, kann zumindest ich nicht nachvollziehen. Aber, Warren wird’s wissen und wenn sich die Wanderer nach getaner Arbeit ans Feuer setzen und diesen Song hören, hat man ja alles richtig gemacht
Nach zwei nochmals ruhigeren Stücken („Spots of Time“ und „Hallelujah Boulevard“) wird’s zum Abschluß mit „Word on the Wind“ schmissiger und rockiger. Auch der Refrain weiß hier in bester Kansas Manier zu überzeugen.
Warren Haynes zeigt auf seinem dritten Soloalbum seine ruhigere, akkustischere Seite Mit der Arbeit seiner ehemaligen und noch aktiven Bands hat das Gehörte doch recht wenig zu tun. Aber es ist sein Soloalbum und da kann er machen was er will. Und das relaxte und auch beschwingte Album hat viele Momente, die den Hörer verzücken. Sei es die mit der Kompetenz eines Warren Haynes gesegnete Professionalität, oder aber die vielen Momente um einfach mal die Seele baumeln zu lassen.
Herrlich solche Musik, in einer Zeit wo Hektik und Schnelligkeit unser Leben diktieren. Warren Haynes holt uns zumindest mal für eine Stunde aus diesen Umständen heraus und offeriert ein Album, welches auch Country-Fans durchaus gefallen dürfte. Kein Rockalbum an sich, aber tolle Musik !!
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