VÖ: 23.10.2015
Label: Mascot Label Group
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Walter Trout ist eine lebende Legende. Und daß diese Legende noch lebt, ist dem Umstand zu verdanken, daß er ein schwerwiegendes Leberleiden, welches nicht medikamentös behandelt werden konnte, letztendlich aufgrund einer Transplantation überstanden hat. Dies war auch dadurch möglich, daß die Kosten hierfür durch Spendenaufrufe der Fans getragen werden konnten, da das amerikanische Gesundheitssystem hier nicht gegriffen hat.
Große Teile des Jahres 2014 mußte Walter Trout in diversen amerikanischen Krankenhäusern verbringen, erkannte am Anfang nicht mal mehr seine eigenen Kinder und der Bewegungsablauf war nahezu ausgesetzt. Diese Gratwanderung zwischen Leben und Tod und andere Themen der schicksalsträchtigen Hospitalsaufenthalte verarbeitet Trout nun in seinem neuen Album“Battle Scars“.
Das konzeptionelle Album umfasst somit vom Opener „Almost Gone“ bis zum Schlußsong „Gonna Live Again“die Geschichte des Walter Trout, auf die er sicherlich am liebsten verzichtet hätte.
Die Person Walter Trout zählt zu den renommiertesten und besten Blues-Rock Gitarristen aller Zeiten und sein Werdegang umfasst Aktivitäten zusammen mit John Lee Hooker, in den 80er Jahren mit der Band Canned Heat oder später auch John Mayall. Am bekanntesten wurde Walter Trout aber durch seine Soloalben, wobei „Battle Scars“ sein mittlerweile 18. Album darstellt.
Die Songs von „Battle Scars“ triefen nicht etwa vor Sentimentalität, was man eventuell von einem Musiker erwarten könnte, der soeben dem Tod von der Schippe gesprungen ist – nein, die 12 Songs sprühen quasi nur so vor Lebensfreude und künstlerischer Hingabe, so daß viele Fans mittlerweile sogar geneigt sind, von Trout's bestem Album bisher zu sprechen.
Sein geniales Gitarrenspiel, immer am Anschlag zwischen Blues und Rock, aber auch seine wunderbare, klare und ausdrucksvolle Gesangsstimme erzeugen Songs wie aus einem Guß. Mal rockt es mehr („Playing Hideaway“, „Move On“), mal fährt er die Songs etwas bluesiger zurück („Omaha“ - sozusagen der Testsong von Trout, ob er überhaupt noch spielen kann, oder „Haunted By The Night“). Ordentlich Streetcredibility im Verbund mit staubigem Asphaltcowboy Flair ist genauso vorhanden, wie positive Überschwenglichkeit bei“My Ship Came In“. Spätestens beim ausufernden Solieren zeigt Trout seine ganze Klasse.
Zum Schluß wird es dann bei „Gonna Live Again“ doch ein klein wenig sentimental, aber das darf es auch werden, wenn man sich das vergangene Jahr von Walter Trout vor Augen hält.
Auch ohne den Hintergrund, dem das Konzept von „Battle Scars“ zugrunde liegt, hat man es mit einem fantastischen Blues-Rock Album zu tun und...ja, vielleicht sogar mit dem besten, daß Walter Trout jemals herausgebracht hat.
Sicherlich werden einige Narben bleiben, aber Walter Trout hat den Kampf gewonnen....und die Musikwelt somit auch. Willkommen zurück, Meister !!
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