VOIVOD - Rrröööaaarrr

Tracklist:

 

  • Korgüll The Exterminator
  • Fuck Off And Die
  • Slaughter In A Grave
  • Ripping Headaches
  • Horror
  • Thrashing Rage
  • Helldriver
  • Build Your Weapons
  • To The Death !

Info:

 VÖ:  1986 (Original) / 2017 (Re-Release)

Label:  Noise Records / BMG


Video:

Bewertung:

Autor: Kerbinator

Bewertung:  8 /10



Im Zuge des 35jährigen Bandjubiläums von Voivod und der Aktion „Noise lebt !“ werden die drei Alben der Tech-Thrasher, die auf diesem Kultlabel erschienen sind, neu aufgelegt. Den Anfang macht das zweite Album von Voivod („War and Pain“, das Debut, erschien noch nicht bei Noise) namens „Rrröööaaarrr“. Auch heute noch ein zwiespältiges Album in der Bandhistory...aber lest selbst...

 

Mitte der 80er Jahre erreichte der Thrash-Hype ein historisches Hoch nach dem anderen. Die zweite Welle des Thrash und die dazugehörigen Bands war bereits entstanden, welche technischer und verschrobener gegenüber denjenigen der ersten Welle waren, die sich wiederum dazu veranlaßt sahen, sich früher oder später auch in diese Richtung zu bewegen.  

 

Allerdings gab es ein paar Gruppen, die sich sowohl von der ersten als auch von der zweiten Thrashwelle entfernt hielten und unbewusst (oder bewusst) neue Thrash-Trends in der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart erschufen. Dies geschah durch das Fehlen einer großen und "organisierten" Thrash-Szene in ihren Ländern und / oder ihrer losen Beziehung zum Thrash-Genre insgesamt. Voivod aus Kanada sind das perfekte Beispiel für eine solche Band.   

 

Obwohl ihr 1984er Debut „War and Pain“ mehr von einem metallischen Punk n 'Roll-Einfluss und weniger von einem Thrash-Metal Bezug lebte, zählte man es zur ersten Thrash-Welle. Im Jahr 1986 veröffentlichten Voivod ihr zweites Album, „Rrröööaaarrr“, das den Status der Band noch verwirrender erscheinen ließ.   

Zuallererst einmal ist „Rrröööaaarrr“ ein hart zu schluckender Brocken. Obwohl es gemeinhin als typisches Thrash-Album kategorisiert wurde, ist es eigentlich gar keins. Besonders hervorzuheben ist eine offensichtliche Verbesserung sowie eine Stiländerung im Bezug auf „War and Pain“. Ihre beiden Haupteinflüsse, Motörhead und Venom sind auch hier präsent, obwohl jetzt Voivod das Ruder von Venom zu übernehmen schienen. Größtenteils schielte man auch, natürlich rein zufällig, auf Bands anderer Spielarten (man beachte das Slayer-artige Riff von "To The Death", zum Beispiel). Obwohl die oben erwähnten musikalischen Einflüsse die in den orchestralen Arrangements zu findende erhöhte Aggressivität erklären können, ist die Verrücktheit der Band im Bezug auf Riffs, Gesang und Rhythmen um jede Erklärung verlegen.

 

Die Motörhead-mäßigen Punk-Riffs des Debuts werden zum größten Teil durch rasiermesserscharfe Riffs der Marke Venom "on speed" ersetzt, welche jedoch das frühe 80er Punk-Element beinhalten,  was durchaus als Pluspunkt zu sehen ist. Dasselbe gilt auch für die Rhythmusabteilung, die sich ordentlich bemüht, variabel zu klingen, entweder durch einige seltsame Snare-Drum-Patterns, gefolgt von Double Bass Geballer oder durch ständige Rhythmenwechsel der Gitarren. Auf der anderen Seite steht die Tatsache, dass die aufklärenden, schrulligen Leadgitarren in „War and Pain“ - ein Alleinstellungsmerkmal der Band in Bezug auf den Rest ihrer Thrash-Metal-Zeitgenossen - hier fast gar nicht stattfinden, als ob sie nie existiert hätten. Gleiches gilt für die Vocals, obwohl sie leicht verbessert rüberkommen, wirken sie ab und zu danebenstehend.   

 

Einfacher wird es auch nicht, wenn man sich die Produktion bzw. den Sound anhört. Die Band selbst übernahm die Produktionstätigkeit in enger Zusammenarbeit mit den Toningenieuren. Eine Sache, die sofort auffällt, ist die mächtige Geräuschkulisse, welche die Musik komplett zudeckt. Das heißt, die lärmende Produktion fügt der Musik einen gewissen Reiz hinzu, so dass sie vielfältig und "strange" klingt, was etwaige noch vorhandene spielerische Mängel (Ausnahme: die Gitarren), vorzüglich kaschiert.

 

Wie erwähnt ist die Gesamtqualität des Materials von  "Rrröööaaarrr" ein Fall von Genie oder Wahnsinn. Unter Berücksichtigung der Ahnungslosigkeit, mit welcher die Band die Songs komponiert hat, klingt jeder Track interessant und ziemlich vielfältig, und rückblickend zu sagen – charakteristisch.  

Nimmt man alle Zutaten und setzt sie zu einem Ganzen zusammen, kann „Rrröööaaarrr als ein Teil eines unvollständigen Puzzles gesehen werden, welches ein Gesamtbild werden soll. Während es dem Hörer eine begrenzte Vorlage gibt, was es zu erreichen versucht, bleibt es weit davon entfernt, das volle Bild zu enthüllen. Das Album ist der, zugegebenermaßen noch etwas holprige Start in eine einzigartige Thrash-Klangwelt, die Voivod bald folgen lassen sollte.

 

Die Neuveröffentlichung erscheint als wertiges Paket. Zum einen natürlich das Original-Album. Als zweite CD hat man ein Konzert dazugepackt. Und zwar das Spectrum '86-No Speed Limit Week End – Live in Montreal – October'86. Dies zeigt sehr schön den damaligen Stand von Voivod im Live-Sektor. Für heutige Live-Aufnahmen verständlicherweise mit soundtechnischen Abstrichen zu genießen. Kult halt !!

 

Desweiteren wurde eine DVD hinzugefügt, die zum einen rare Audio-Aufnahmen bietet (Rrrröööaaarrr Rough Mix Demo '85, Anachronism Live 1983 / erste Show von Voivod, ein paar frühe Rehearsals plus eine von Piggy demonstrierte Sound Collage) und zum anderen Video-Boni veranschaulicht (Live in NYC / erst US Show von Voivod plus weitere Live-Konzerte, Slideshows von Bildern der Artworks 1983 – 1986 und Live bzw.  Studiofotos).

Alles in allem also eine gelungene Wiederveröffentlichung, die aufgrund der Boni auch für Besitzer des Original-Albums als Anschaffung lohnt.  

 



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