VÖ: 22.10.2018
Label: Eigenvertrieb
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 /10
Viper Soup Complex, ein ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Band. Viper Soup Complex ist eine von vielen Bands auf der Sonneninsel Malta. Gegründet wurde die Band bereits im Jahr 2012. Live konnte ich die Band bisher zweimal erleben, 2016 beim Metal Over Malta und 2017 auf dem Voices of the Succubi Festival. Und beides waren außerordentliche Shows mit einer einzigartigen Bühnen-Performance. Beim MoM hang die Setlist in Form einer Menü-Karte am Bühnenrand. Und die fünf Songs, die vor zwei Jahren gespielt wurden hat die Band jetzt im Studio aufgenommen. Sie bilden den Grundstock des kürzlich veröffentlichten Debüt-Albums.
Annemarie und ihre Jungs erzählen eine Geschichte, eine Geschichte, die äußerst surreal ist. Von der zwanghaften Liebe einer Frau zu einem Schwan (“Choking Swans”). Weil der Vogel diese Zuneigung vermeintlich nicht erwidert, erwürgt sie ihn. (Man möge mir die Vereinfachung dieses psychologischen Problems verzeihen). Auf der Bühne fliegen dann die Schwanenfedern. Um das Gefühlsleben der Frau zu beschreiben, bedienen sich Viper Soup Complex vielfältiger Stilmittel des progressiven Rock bzw. Metal. Hektische Melodie- und Rhythmus-Wechsel, hektischer musikalischer Wettstreit von Gitarre und Keyboard. Und die Geschichte der Frau geht weiter, so stellt sie eine Falle, eine Falle für einen Mann in türkisfarbenen Mantel, der vom Mars kommt (“Turquoise on Mars”).
Die Frau manipuliert Geist und Körper des Mannes (“Taxidermy Hotel”). Die Sängerin zeigt hier alle Facetten ihrer Stimme, von kraftvollem Klar-Gesang, über Opern-Sopran bis hin zu bösen Growls. Sie umschmeichelt, sie manipuliert, sie befiehlt. Und für diese Geschichte lassen sich die Musiker viel Zeit. Abgesehen vom melodischen instrumentalen Zwischenspiel “Embers” ist kein Song kürzer als sechs Minuten. “Taxidermy Hotel” und “Vertebra” sind sogar länger als zwölf Minuten. Der Schlusssong “Vertebra” zeigt zudem Parallelen zwischen dieser albtraumartigen Erzählung und dem tatsächlichen Leben auf. So wie der gefangene Mann den Sieg seines Raubtiers beklatscht, feiern viele Menschen auch ihre Regierungen völlig vorurteilslos. Auch wenn diese das Volk gnadenlos ausbeuten.
Uff! “Red Fugue” ist keine leichte Kost, weder thematisch noch musikalisch. Beim Zuhören ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Auch wenn immer wieder schöne Melodien eingestreut werden. Bei allen Melodie- und Rhythmus-Wechseln wirkt das Album jedoch nicht zerfahren. Alles passt sich in das hoch-psychologische Thema ein. Und dabei haben die Musiker genug Spielraum ihr Können zu zeigen. Eigentlich ist eine CD für diese Art von Musik wenig geeignet. Man muss diese Urgewalt an Inspiration, Albtraum, Performance und musikalischer Darbietung einfach live erleben. Oder optisch in Szene gesetzt durch eigens für jeden Song produzierte Video-Clips. Letztere würde ich mir noch wünschen.
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