VÖ: 13.12.2024
Label: Yellow Muffin Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 /10
Violet wurden während einer Party in der Rockfabrik in Ludwigsburg gegründet. Ziel war es die Melodien und Hits der achtziger Jahre wiederzubeleben. Drei Jahre später erschien da Debüt „Illusions“. Damit konnte sich die Band aus Stuttgart in ihrer Region ins Rampenlicht spielen. Live wurden viele AOR-Fans begeistert. Jetzt ist der Nachfolger „Mysteria“ fertiggestellt. Wer authentischen Achtziger Sound mag und Bands wie Starship, Heart, Toto oder Roxette zu seinen Lieblingen zählt, sollte sich Violet auf keinen Fall entgehen lassen!
Also wollen wir doch mal hören, was an dieser Aussage dran ist. Mit dem Auftaktsong „Sex In Harmony“ wird der Beweis angetreten. Nach einem akustischen Regenschauer entwickelt sich ein Midtempo AOR Song. Sängerin Jamie Beckham steht mit ihrer bezaubernden Stimme von Beginn an im Mittelpunkt, dezent begleitet von ihren Mitstreitern. Welche vermutlich auch für die eingängigen Chorusse zuständig sind. Dazu gibt es ein starkes Gitarren-Solo von Manuel Heller. Keyboarder Filip Kuzanski setzt sein Instrument songdienlich ein und lässt einige Stakkato erklingen. „Angelina (Talk To Me)“ ist rockiger angelegt, bleibt aber ebenfalls konsequent im Midtempo-Bereich. Jamie singt im Duett mit Manuel. Beide Stimmen harmonieren hervorragend miteinander.
Einen Song wie „Bad Dream“ hätte man in den achtziger Jahren als Stadion-Hymne eingeordnet, mit ausgeprägten aber nie aufdringlichen Keyboard-Teppichen. Aber diese Zeiten dürften vorbei sein. Zumindest Violet dürften kaum noch große Arenen oder Stadions rocken. Obwohl der Sound es verdient hätte. „That Night“ Wird durch Keyboards eingeleitet. Sie sind auch über den gesamten Song präsent. Der Song hat eine deutliche Pop-Rock Schlagseite. Dazu ein Refrain, der sich schnell mitsingen lässt. „Only You“ ist eine weitere schöne Rock/Pop-Hymne. Und auch hier gibt es einen eingängigen Refrain. Das Saxophon-Solo hat durchaus etwas von Toto.
Keyboards und eine cleane, ja fast schon singende Gitarre leitet das balladeske „Arms Around“ ein. Später wird der Gesang von einer zurückhaltenden Instrumentierung und Keyboard-Teppichen unterlegt. Lediglich beim Refrain setzt die Rhythmus-Abteilung kraftvoll ein. Und Gitarrist Manuel Heller glänzt erneut mit ruhigen Gitarren-Soli. „I Don’t Want To Fall In Love“ hat zu Beginn eine leicht punkige Attitüde. Die ausdrucksstarken Stimmen von Jamie und Manuel stehen im Vordergrund, unterlegt von teilweise stakkato-artigen Keyboards und ruhigem, rhythmischem Schlagzeugspiel. „Mysteria“ gaukelt zu Beginn Live-Atmosphäre vor. Ist aber offensichtlich doch eine Rockhymne in Studio-Produktion. Erneut beweisen Violet ein feines Händchen für schöne Melodien. Neben Gitarren- und kurzen Keyboard-Soli ist zwischenzeitlich auch eine starke Bass-Linie zu hören. Gegen Ende wird erneut Live-Atmosphäre unter den Sound gelegt.
Ich weiß nicht, ob das witzig sein soll, denn zu Beginn von „Eighteen In Love“ hört man ein Gespräch der Bandmitglieder im Studio oder im Probenraum. Ich finde dieses Gimmick verzichtbar. Aber der Retro-Sound danach entschädigt etwas. Trotzdem ist der Song für mich eher ein Ausreißer nach unten. Auch wegen der angedeuteten Unterhaltung mittendrin. Die Ballade „If I Had You“ startet mit Piano-Spiel. Später wird der Gesang von Synthie-Streichern unterlegt. Danach wird es druckvoller und ein großer Chorus erschallt.
Die Aussage aus dem eingangs zitierten Pressetext kann ich nur bestätigen. Auf „Mysteria“ unternehmen die Musiker von Violet eine Zeitreise in die Rock/Pop-Ära der achtziger Jahre. Und sie präsentieren großartigen AOR-Sound. Mit kleineren Abstrichen bei „Eighteen In Love“. Aber das kann man wohl verschmerzen. Die Songs sind trotz einer Spielzeit von zumeist mehr als vier Minuten, teilweise sogar mehr als fünf, radiotauglich. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, dann ist es die ausschließliche Fokussierung auf den ruhigen Midtempo-Bereich. Der eine oder andere schnelle Song hätte dem Album durchaus gutgetan.
Review ebenfalls erschienen bei KEEP ON ROCKING MAGAZIN
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