VÖ: 16.02.2018
Label: Napalm Records
Autor:Rainer Kerber
Bewertung: 9 /10
Im Dezember 2013 verkündete Thomas Caser, das letzte verbliebene Gründungsmitglied der österreichischen Symphonic Metal Band Visions of Atlantis, drastische Lineup-Änderungen seiner Band. Weil er mit der stilistischen Entwicklung der Band nicht mehr einverstanden war, holte er die anderen Gründungsmitglieder Werner Fiedler (git), Mike Koren (b) und Chris Kamper (keyb) zurück in den Band. Als Sänger verpflichtete er Clementine Delauney (ex Serenity, Exit Eden) und Siegfried Samer (Dragony). Dies sollte das letzte und endgültige Lineup sein, zurück zu den Wurzeln eben.
Im April 2016 wurde eine EP eingeschoben, um die Fans auf ein neues Album einzustimmen. Auf “Old Routes – New Waters” wurden fünf Klassiker der ersten drei Alben neu eingespielt. In meinem Review schrieb ich damals, dass der Spirit dieser drei Alben zurück ist. Das neue Album verzögerte sich aber noch weiter, da das Lineup doch nicht so endgültig war, wie Thomas Caser es sich vorgestellt hat, lediglich er und das Gesangsduo sind übriggeblieben. Nun ist der langerwartete Nachfolger erschienen. Mit “The Deep & The Dark” wollen Visions of Atlantis da weitermachen, wo sie im Jahr 2007 aufgehört haben.
Die erste Überraschung gibt es gleich mit dem Titelsong “The Deep & The Dark”. Nach einem kurzen epischen Intro klingen Vision of Atlantis wie Nightwish zur Anette Olzon Ära. Allerdings punktet Sängerin Clémentine Delauney ganz klar mit ihrer kräftigeren und variableren Stimme. Aber bereits der folgende Song zeigt deutlich die Rückbesinnung auf die Anfangs-Jahre, und nicht nur wegen des Song-Titels “Return To Lemuria” (ein Verweis auf das 2005er Album “Cast Away”).Hier kann man auch erstmals die Stimme von Siegfried Samer (Dragony) bewundern. Und diese harmoniert hervorragend mit dem Sopran von Clémi. Nächste Überraschung – “Ritual Night” startet mit keltischen Klängen.
Daraus entwickelt sich ein eingängiger Song, der zum Mitsingen verführt. Dann knallt “The Silent Mutiny” geradlinig aus den Boxen. Natürlich dürfen hier die orchestralen Parts nicht fehlen, aber das geniale Gitarren-Solo und die stets präsenten Gitarren- und Bass-Riffs sorgen für ausreichend Härte. Und erneut greifen die Österreicher tief in die musikalische Trickkiste, bei “Book Of Nature” sind orientalische Klänge zu hören.
Mit “The Last Home” folgt dann die erste Ballade des Albums. Die Sängerin kann hier hier zeigen, dass sie eine begnadete Sängerin ist, nur von Streichern und Piano begleitet. Gegen Ende setzt dann der Rest der Band druckvoll ein. Das Kontrastprogramm folgt sofort, “The Grand Illusion” rockt konsequent vorwärts, Gitarren und Schlagzeug sorgen für hohes Tempo, währendClémentine Delauney in den höchsten Tonlagen brillieren kann. Epische Melodiebögen präsentieren Visions Of Atlantis dann bei “Dead Reckoning”. In “Words Of War” dominieren über weite Strecken die Keyboards, das Gesangsduo verbreitet erneut gute Laune, dazu wird ein Riff nach dem anderen abgefeuert, ein Parade-Beispiel, wie moderner Symphonic Metal klingen sollte.
Und ganz zum Schluss kann der Hörer noch einmal träumen. “Prayer To The Lost” ist eine wunderschöne, bittersüße Power-Ballade.
Die Rolle rückwärts ist den Österreichern gelungen. “The Deep & The Dark” schließt den Kreis zu den Anfangsjahren der Band. Obwohl die Kompositionen die Genialität der ersten drei Alben nicht ganz erreichen, ist Visions Of Atlantis hier ein Meisterwerk des Symphonic Metal gelungen. Die Songs sind abwechslungsreiche und bergen so manche Überraschung in sich. Das Sahnehäubchen ist natürlich das Gesangsduo Clémentine Delauney/Siegfried Samer. Die lange Wartezeit hat sich für die Fans ganz sicher gelohnt.
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