VÖ: 28.05.2021
Label: Drakkar Entertainment
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 /10
Man könnte meinen, im Deutschrock-Bereich sei bereits alles gesagt. Und doch ebbt die Flut an Bands, die sich in dieses Genre wagen, nicht ab. Quantität statt Qualität lässt sich da vermuten, aber dennoch sind es immer vereinzelte Kapellen, die sich hier positiv hervor tun. Auch V!VA sind solch eine Band, und nicht nur weil sie für uns so etwas wie Lokalkolorit versprühen...die Jungs kommen nämlich aus Franken.
Nein, es sind einfach die Songs, die eingängig ins Ohr gehen und der Band mit ihrem Debut von 2020 („Lebenslang“) und den dazugehörigen Singles bereits einige Charterfolge bescherte. Auch an der Livefront war man auf dem durchstartenden Pferd, bis die Pandemie alles jäh beendete. Mit „Unser Weg“ kommt daher jetzt recht zügig das Follow Up zum Debut heraus und glänzt erneut mit hitverdächtigen Songs, die natürlich Alltagsthemen aufgreifen und deutschsprachigen Rock mit (Fun)Punk und Alternative Elementen liefern.
Dabei passiert während der 14 neuen Songs gar nicht so viel Außergewöhnliches. Vieles erinnert an andere Deutschrock-Bands wie beispielsweise Die Ärzte und man merkt, daß man zuvor als reine Coverband unterwegs war und eben die Songs bekannter deutschsprachiger Bands gespielt hat. Dementsprechend klingt auch Sänger Flo Rittweger irgendwie bekannt. Seine Stimme könnte man vielen ähnlich gearteten Bands zusprechen. Passt aber natürlich wie die Faust auf's Auge zur Musik von V!VA.
Das Album begint (fun)punkig mit „Neue Hymnen, Neue Lieder“, mit typischen Oh-Oh-Oh-Chören und übereingängigem Refrain. Man fühlt sich sofort einbezogen in die flotten Rhythmen und ist gewillt, gleich mitzusingen. Ein Plus im Sound von V!VA ist die tolle Gitarrenarbeit, gerade was die Soli angeht. Hier hat man mit Ändi Defet einen wirlich guten Saitenmann im LineUp, der nicht nur die Songs begleitet, sondern durchaus seinen Stempel aufdrückt.
Bei „Echo Eurer Taten“ überrascht man zunächst mit Bläser-Einsätzen. Der Song an sich ist äußerst groovig, schnell und mit kurzem Solo versehen. Straighte Rock Songs wie „Komm mit uns“, „Krieger_Kämpfer“ oder das mit einer Dame (Maria) im Duett und mehrstimmig besungene „Zwei Welten“ wechseln sich mit Fun-Punk Stücken a'la „Macht die Augen auf“, wiederum mit Oh-Oh-Oh Chören bestückt und leicht bombastisch inszeniert, oder dem groovigen, melodisch unterlegten „Du kriegst mich nicht“ ab.
Auch wenn die meisten Songs flott vonstatten gehen, vergessen V!VA nicht die ruhigeren Momente. „Rette mich“ zum Beispiel beginnt sehr langsam, wird danach zur Power-Ballade mit atmosphärischen Keyboards im Background und melodischem Gitarrensolo. Und auch zum Ende hin mit den letzen beiden Songs „Mein Weg, Mein Gang, Mein Leben“ und „Ich will“ geht es eher besinnlich und gemächlich zu mit etwas melancholischen Lyrics, warmen Gitarrenmelodien und bei Abschlußsong auch noch mit Violinenklängen. Vielleicht hätte am Ende ein echter Rausschmeißer besser gepasst, aber nun gut.
Erwähnenswert ist auch noch „4ier Jungs aus Franken“ mit den Hey-Hey-Gesängen, folkig bierseligen Akkordeon-Stimmungen und „holla-di-holla-ho“-Texten. Ein wahres Stimmungsbrett, das auf die nächsten Bierzelt-Pogos vorbereitet. Dauert hoffentlich nicht mehr zu lange. Könnte so etwas wie die Hymne von V!VA werden.
Klar, von den Songstrukturen und den vielen eingängigen und mitsingbaren Refrains zielen V!VA schon auf Airplay und eventuelle Charterfolge ab. Dennoch machen die Songs durchgehend Spaß und die Jungs integrieren immer wieder abwechslungsreiche Dinge, welche über Albumlänge bei Laune halten. Fans der Ärzte und ähnlichen Kapellen können im Prinzip bedenkenlos zugreifen. Diese Band ist auf dem besten Wege, vielleicht mal in diese großen Fußstapfen zu treten. Warten wir's ab.
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