VÖ: 08.05.2020
Label: Eigenvertireb
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Drei Jahre erst existieren die Frankfurter Deutschrocker von V.E.R.S.U.S. Dafür klingen die Jungs allerdings erstaunlich reif. Nachdem man bereits 2018 ein erstes Albm vorlegte („Nur vom Feinsten“) bespielte man zahlreiche Festivals, bevor es wieder ins Studio ging, um den Nachfolger aufzunehmen. Dieser liegt jetzt in Form von „Doktrin – mit Eiern, Herz, Wille und Verstand“ vor und man lässt 13 neue Songs vom Stapel, was das Album auf eine beachtliche Länge schraubt.
Aber dennoch müssen wir hier nicht über halbgare oder verzichtbare Nummern reden, denn prinzipiell haben sämtliche Songs ihren eigenen Reiz. Man ist ja immer schnell dabei, einer Deutschrock-Kapelle Verweise zu den Ärzten, Toten Hosen oder Böhse Onkelz anzudichten, bei V.E.R.S.U.S. ist das aber im Großen und Ganzen nicht der Fall. Denn im Vergleich zu den beiden erstgenannten Bands ist die Gitarrenarbeit der Gitarristen Nils und Sepp viel heavier und metal-lastiger, zu den Onkelz finde ich gar keine Ansatzpunkt.
„Doktrin...“ startet erst einmal mit einem Intro („VorSpiel“), bestehend aus Spoken Words, melodischer Gitarre und abschließendem Gelächter. Schon der folgende Song „V.E.R.S.U.S.“ enthält Hit-Qualitäten, bedingt durch Oh-Oh-Oh-Chöre und deutsch-punkige Ausrichtung. Das Gitarrensolo zeigt sofort, daß die Frankfurter viel metal-lastiger zu Werke gehen, als viele ihrer Kollegen.
Textilich verarbeiten V.E.R.S.U.S. viele Themen, die sich aus dem Alltag ergeben. Allerdings oft in zynischer Art und Weise und mit einigen Texten, welche zu Zartbesaiteten wohl die Schamesröte ins Gesicht zaubern dürfte. Die Hessen lassen auf Basis des punkigen Deutschrocks viel Abwechslung in die Nummern einfließen. Das reicht von straighten Fun-Punkern („Stunde Null“, „W.I.R.“), denen man noch am ehesten Ärzte- oder Hosen-Flair verorten kann, über reinrassige Street-Rocker („Neue Wege“) bis hin zur Lagerfeuer-Ballade mit Akustik-Gitarre und einfühlsamem Gesang („Der Zeit zuvorgekommen“).
Da ertönt ein Motorrad zu Beginn des Asphalt-Gassenhauers „H.d.W.h“, ein Songtitel, der ausgesprochen den Humor von V.E.R.S.U.S. verdeutlicht - „Halt die Worscht hoch“. Dann wieder wildert man im reinrassigen Hard Rock /Power Metal Bereich („Auf Nimmerwiedersehen“). Und zu guter Letzt gönnt sich die Band noch ein reines Instrumental mit „Esperanza“. Fast als müsste man sich mit Meeresrauschen, Möwengesängen und Akustik-Gitarre meets Spanish Guitar und Bongos vom Album erholen.
„Doktrin...“ ist im Bereich des deutschen (Punk)Rocks mit keiner Band zu vergleichen. Zu abwechslungsreich gestalten sich die Songs der Frankfurter und trotzdem funktioniert das Album durch die Bank als ganz eigenes Produkt. Das sind genau die Alben, die man sich immer wieder gerne auflegt, in Gänze durchhört oder je nach Stimmung sich einzelne Songs herauspickt. Das sehen wohl andere auch so, denn just in dem Moment ist das Album sogar in die deutschen Charts eingestiegen.
V.E.R.S.U.S. haben ein Album erschaffen, daß mit Eiern, Herz, Wille und Verstand entstanden ist und dem Hörer unglaublich viel bietet und somit von vorne bis hinten Spaß macht. Von diesen Jungs kommt noch Einiges auf uns zu....und wenn man uns von Konzerten/Festivals irgendwann mal nicht mehr aussperrt, dann sowieso.
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