VÖ: 12.01.2018
Label: Rookies And Kings
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Nie hat ein Albumtitel der Band mehr ausgedrückt für was sie stehen, als das neue „Leben Lieben Leiden“ der Südtiroler Punkrocker Unantastbar. Bereits zum siebten Mal wird man mit einem Studioalbum vorstellig und wenn man die Erfolgskurve der Jungs anschaut, dürfte der nächste Chartbreaker anstehen.
Denn nachdem man 2011 mit „Schuldig“ bereits auf Platz 33 der deutschen Albumcharts landete, ging es mit den folgenden Alben immer weiter bergauf und gipfelte zuletzt mit „Hand aufs Herz“ auf Platz 5 der deutschen und Platz 10 der österreichischen Charts. Nightliner Touren und Single-Hits lassen erkennen: Unantastbar sind längst keine Untergrundgeschichte mehr !
Auch das neue Album „Leben Lieben Leiden“ ist gespickt mit potentiellen Hits, auch wenn nicht jeder der 13 neuen Songs gleichwohl zündet. Unantastbar sprechen nach wie vor eher die Tote Hosen Fraktion unter den Punkrock-Liebhabern an als beispielsweise Ärzte-Fans. Mit deren Klamauk haben die Südtiroler nichts zu tun, sondern verarbeiten ihre Themen in aufrührenden, intelligenten und teils sehr bissigen Lyrics, die aber niemals eine gewisse Grenze überschreiten. Im Gegensatz zu einer anderen, bekannten österreichischen Punkrock Band distanzieren sich Unantastbar ganz offiziell von linkem, sowie rechtem Gedankengut. Vor allem der Song „Im Gleichschritt in den Abgrund“ trifft den Nagel voll auf den Kopf und schlägt der rechten Szene mit voller Breitseite auf's Haupt. Recht so !
Tatsächlich könnte man mehrmals der Meinung sein, man hätte ein verlorenes Tote Hosen Album der Frühzeit vor sich. Denn die Stärken, welche die Düsseldorfer zu Beginn auszeichneten und mittlerweile im Kommerz größtenteils verloren gegangen sind, bringen Unantastbar auf ihre eigene Art wieder zum Tragen. Fantastisch nachzuhören beispielsweise bei „Unsere Waffen“ oder „Unsterblich“. Neben Joggl's zynischem, aber meist unaufgeregtem Gesang, sind es gerade die mehrstimmig geshouteten Gassen-Refrains, die sich unweigerlich in das Gehirn fräsen. Eine Live-Hymne folgt der nächsten.
Dennoch bemühen sich Unantastbar in gewissem Rahmen um Abwechslung. Mal wird’s etwas poppiger („Mein größtes Glück“) oder gar Neue Deutsch Welle-verdächtig wie bei „Bis die Lichter verglühen“, wo man auch mal etwas gediegener an die Sache rangeht und mit emotionalen Lyrics aufhorchen lässt. Größtenteils bleibt man aber dem Street-Punk treu und fügt oft sogar recht metallische Gitarrenleads und Soli hinzu („Nie wieder fallen“).
Welch positive Grundeinstellung die Südtiroler prinzipiell haben beweist trotz vieler aggresiver und mahnender Lyrics am besten der Abschlußsong „Junge, wach auf !“, der zwar ebenfalls etwas poppig rüberkommt, aber unüberhörbar positive Messages beinhaltet.
„Leben Lieben Leiden“ ist ein Album, dem man mit jedem Ton die Authenzität der Band und deren Herzblut abnimmt. Natürlich sind gewisse Parallelen zu Acts wie den Toten Hosen nicht von der Hand zu weisen, aber diese Vergleiche kommen bei Deutsch-Punk sowieso immer auf. Man spürt mit jeder Faser, daß Unantastbar trotz der zurückliegenden Erfolge bodenständig und geerdet geblieben sind. Dennoch würde es mich wundern, wenn das neue Album nicht auch wieder hoch in die Charts donnert. Darf es ruhig auch !
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