U.D.O. - Decadent

Tracklist:

  • Speeder
  • Decadent
  • House of Fake
  • Mystery
  • Pain
  • Secrets in Paradise
  • Meaning of Life
  • Breathless
  • Under Your Skin
  • Untouchable
  • Rebels of the Night
  • Words in Flame

Info:

VÖ:  23.01.2015

Label:  AFM Records


Bewertung:

Autor: Kerbinator

Bewertung:  8 / 10



Nachdem man seit geraumer Zeit auch öffentlich die Grabenkämpfe zwischen Udo Dierkschneider und Wolf Hoffmann (Accept) zur Schau trägt, gilt es umso mehr, musikalisch die Anhängerschaft zu überzeugen.

Accept haben mit einem gutklassigen Album vor etwas längerer Zeit vorgelegt, auch wenn nicht mehr ganz so zwingend, wie noch zu „Blood of the Nations“-Zeiten.

 

Da die letzten Alben von U.D.O. („Rev Raptor“ und „Steelhammer“) auch nicht gänzlich überzeugen konnten, heißt es nun, mit dem neuen Eisen „Decadent“ verlorenen Boden gutzumachen.

Frischen Wind in die U.D.O.-Segel bringen die neuen Gitarristen Andrey Smirnov und Kasperi Heikkinen, die sich, lt. Udo, erheblich am Songwriting beteiligt haben. 

 

Das witzig gelungene Albumcover macht es bereits deutlich:  Hauptthema des Albums ist das entartete, dekadente Verhalten unserer gehobenen Society, das Streben nach Geld, Ruhm und Macht, und was dieses aus einem macht. Und sind wir mal ehrlich....schaut man sich in seinem eigenen Dunstkreis mal genauer um, kann man hier nur zustimmend nicken.  

 

Doch was letztendlich zählt, ist die Musik und hier starten U.D.O stilecht mit der Nummer „Speeder“. Natürlich prägt Dierkschneider wie immer mit seiner Stimme das Geschehen, aber es wird schon im Opener deutlich, welch gute Gitarristen die deutsche Metal-Legende gefunden hat. Vor allem die Sologitarre lässt aufhorchen und überzeugt mit vielen feinen Licks für Bewunderung und....ja, kleine Deja Vu - Erlebnisse in selige Accept Zeiten.

 

Da legt man doch gleich mal nach, mit dem Teutonen-Stampfer „Decadent“ (hierzu gibt es mittlerweile auch ein sehenswertes Musikvideo). Im Vergleich zum Einstieg wirkt der Song verhaltener, lauernder und Udo bringt seinen Unmut über die Verhaltensmuster der Reichen und Schönen äußerst biestig zum Tragen. Klare Basslinien und der mehrstimmige Refrain können genauso überzeugen, wie der Spoken Words Part mittendrin, gefolgt von einem Breitwand-Solo.  

 

Die Songs wechseln munter zwischen speedigen Nummern („House of Fake“, „Meaning of Life“) und Midtempostücken („Untouchable“) hin und her. Man überrascht aber immer wieder mit coolen Songs wie „Mystery“, das sehr schleppend mit einzelnen, wahnisinnig anmutenden Gesangseinlagen aufwarten. Fast in jedem Song ist aber spürbar, daß man das musikalische Händchen für tolle Refrains zurückerlangt hat und somit wirkt das Album in sich stimmiger, als die letzten Outputs.  

 

Ab und an verliert man sich mal in Powermetal-Spuren („Pain“), die nur durch Udo's Organ etwas an Fröhlichkeit verlieren, aber diese eher verzichtbaren Titel sind glücklicherweise rar gesät.

Selbst eine Ballade wie „Secrets in Paradise“ funktioniert recht gut, auch wenn semi-cleane Vocals noch nie Udo's Dinge waren. Das wunderschöne mehrstimmige Gitarrensolo erfreut sicherlich auch die Frauen und im Refrain darf  Udo dann auch wieder seinen gewohnten Krächzgesang präsentieren.  

 

Wie bereits erwähnt bringen die Gitarristen ihre eigene Note in die Musik von U.D.O. Nichtsdestotrotz gibt es Songs, die auch auf älteren Accept Alben ein gute Figur gemacht hätten („Breathless“) und somit gibt es auch genug Futter für die Leute, die den alten Zeiten immer noch nachtrauern. Dagegen punktet wiederum eine Hyperspeed Nummer wie „Under Your Skin“ mit frischem Wind, auch wenn hier, mit Augenzwinkern festzustellen, zwischendurch ein typischer Ho-Ho-Ho Chor auftaucht  

 

...und wenn man denkt, da kommt nix mehr, wird eben zum Abschluß ein 7 ½ minütiges Metal-Epos namens „Words in Flame“ rausgehauen. Vereinzelte Keyboards, cleane Vocals, spannungsgeladener Aufbau und tolle Melodien bringen das Teil, bis auf Udo's Stimme natürlich, in Nähe der Wilhelmshavener Mob Rules. Klasse Abschluß und ein etwas überraschender dazu !

 

U.D.O sind zurück in der Spur mit einem formidablen neuen Album, welches keine Ausfälle verzeichnet, bis auf das eher verzichtbare „Pain“ vielleicht. Großen Anteil hat sicherlich auch die neue Hintermannschaft von Dierkschneider, die wie ein Jungbrunnen wirkt und souverän und technisch äußerst talentiert agiert.

 

Viele sehen die neuen Accept wieder auf dem absteigenden Ast, U.D.O dagegen sind durch dieses Album erneut stark im Kommen. Natürlich wird man in U.D.O -Songs immer wieder das ein oder andere Accept Zitat erkennen und Udo Dierkschneider ist halt eben mal die markante Stimme der Solinger gewesen. Das kann man nicht wegdiskutieren. Aber „Decadent“ bietet auch genügend Erfrischendes, songwriterisch Leckeres, so daß Fans beider Lager mit dem Album nichts verkehrt machen können. Und Teutonen-Stahl Supporter ja sowieso nicht.  Starke Aufholjagd, Jungs.



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