VÖ: 22.11.2019
Label: Mighty Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Hervorragende, technisch versierte Musiker, einen genialen Sänger, spitzenmäßiges Songwriting und daraus resultierend zeitlose Songs benötigt ein Album, welches man als überragend bezeichnen kann. All das beinhaltet „Ritual“, das neue Album der Tygers Of Pan Tang. Zieht man keine Vergleiche zu den 80er Jahre Großtaten der Band wie „Spellbound“ oder „Wild Cat“, so haben die Briten soeben ihre bestes Album der neueren Zeit herausgebracht.
Denn was bei „Ritual“ aus den Boxen schallt, ist ohne Frage eines der absoluten Highlights des ausklingenden Musikjahres. Ur-Mitglied und Gitarrist Robb Weir und seinen Mannen ist mit diesem Werk Großes gelungen und sollte jeden, der auf traditionellen Heavy Rock-/Metal steht, begeistern. Da haben wir also diese hervorragenden Musiker Robb Weir, sein Gitarren-Sidekick Michael Crystal, den Tieftöner Gav Gray und Drummer Craig Ellis, die bei den 11 neuen Songs dermaßen aus sich rausgehen, daß es eine wahre Freude ist. Und dann haben die Tygers ja seit dem 2008er Album „Animal Instinct“ Sänger Jacopo Meille, der mit sensationeller Stimme auch auf „Ritual“ die Songs nachhaltig veredelt. Einfach genial, mit welcher superben Stimmfärbung der Knabe performt. Egal ob in ruhigeren Passagen oder als melodischer Shouter...Jacopo gehört ohne Zweifel zu den besten seines Fachs.
Aber warum ist „Ritual“ dann das beste Album der Tygers Of Pan Tang der Neuzeit ? Nun, weil auch der dritte Punkt, das Songwriting, diesmal von vorne bis hinten überzeugend flüssig und impulsiv ist. Jeder einzelne Track hat seine ganz eigenen Momente und daraus folgt, daß „Ritual“ nie langweilig wird, sondern man das Album immer wieder von vorne hören möchte. Rhythmen und Riffs sind von einer Qualität, die man so nur bei Bands wie Saxon findet und auch ein wenig an diese erinnert. Schon der Opener „Worlds Apart“ überkommt dich mit solch einer Wucht, daß dich die Intensität beinahe erdrückt. Ähnliche Heavy Rock Smasher bekommt man mit „Damn You!“ oder „Art Of Noise“ geliefert.
Völlig zum Niederknien ist aber der leicht US-orientierte Gänsehaut-Brocken „Rescue Me“, der durch mit viel Hall unterlegtem Gesang und genialem Refrain, sowie Wunder-Hooklines völlig plättet. Auch das pfeilschnelle „Raise Some Hell“ wird nicht einfach nur lieblos heruntergeholzt, sondern in Tygers-Art aufbereitet und um die Ohren gefeuert. Mit „Words Cut Like Knives“ und „Love Will Find A Way“ integriert die Band dann die angesprochenen ruhigeren Momente, wobei wir es hier keinesfalls mit reinrassigen Balladen zu tun haben.
Ab und an werden kurze Soundeffekte in die Songs eingewebt. Eine Talkbox erklingt ein paar Mal, spannend mysteriös wird beispielsweise das harte „Spoils Of War“ eingeleitet. Gewehrsalven ertönen, Sprecher dokumentieren...alles spannend inszeniert, ohne die Essenzen der Songs zu gefährden. Zum Abschluß hat die Band dann mit „Sail On“ noch einen wahren Epiker im Gepäck. Über 7 Minuten die einen fast schon an den seligen Ronnie James Dio erinnern. Ein würdiger Abschluß eines sensationellen Albums.
Wenn man nicht schon von den legendären NWOBHM-Zeiten zehren würde, den Tygers Of Pan Tang müsste man mit „Ritual“ attestieren, daß sie nun auf dem Zenit des Schaffens angekommen sind. Solche Musik in der Schnittmenge von Heavy Rock und traditionellem Metal kann man besser kaum spielen und meiner Meinung nach gehört dieses Album ohne Wenn und Aber in die Spitzengruppe. Wäre die Zeit nicht heutzutage so schnell-lebig, wir würden in ein paar Jahren bei „Ritual“ von einem Klassiker reden. Hand drauf !!
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