VÖ: 26.05.2023
Label: From The Vaults
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Man bezeichnet sie als weitere unbesungene Helden der NWOBHM-Zeit. Die Briten Trespass. Tatsächlich eilt der Band der Ruf voraus, anhand der Songqualitäten hätte man den Durchbruch schaffen müssen. Wenn, ja wenn man es fertiggebracht hätte, ein vernünftiges Vollzeitalbum herauszubringen. So gab es aber nur ein paar Singles und eine EP. Das erste richtige Album folgte 1993 ("Head“). Da war der NWOBHM-Zug natürlich längst abgefahren. Erst 2015 kehrte man mit dem zweiten, selbstbetitelten Album zurück. Ein weiteres sollte 2018 folgen („Footprints In The Rock“).
Jetzt kommt das vierte Werk heraus mit dem schönen Titel „Wolf At The Door“. Übrig geblieben von der Frühzeit ist lediglich Sänger/Gitarrist Mark Sutcliffe, der Rest der Mannschaft wurde mit dem letzten Album neu rekrutiert. Mark hat es dennoch geschafft, den Spirit der 80er Jahre in den elf neuen Songs zu bewahren, dennoch klingen die Aufnahmen frisch und motiviert. Prägend bei Trespass ist nach wie vor der Twin-Gitarrensound von Sutcliffe und dem zweiten Gitarristen Joe Fawcett.
Die Songs fräsen sich meist straight und kompakt in die Gehörgänge mit in der Regel knappem Refrain wie bei „Blackthorn“, „Daggers Drawn“ oder „Crooked Cross“. Mark Sutcliffe’s Stimme ist recht rauh und etwas knödelig gehalten. Fernab einer Einheitsstimme, was man als zusätzlichen Pluspunkt anführen darf. Etwas intensiver und auch abwechslungsreicher kommen dagegen Songs wie „Force Of Nature“, „Ghost Pilot“, „Wolf At The Door“ und das den Musikern auf der Titanic gewidmete „Unsinkable“ rüber. Zwar immer noch sehr gut ins Ohr gehende Nummern, aber halt mit kleinen Schlenkern nach links und rechts.
Mit „Back To The Woods“ gibt’s auch eine Ballade zu hören. Aber keine cheesige, sich anbiedernde, sondern eine stimmungsvolle, leicht melancholische im Stile alter Scorpions. Auch „Stranger In Paradise“ ist ein eher ruhigerer Track, der das gute Melodieverständnis der Briten zeigt. Ab und an kommen einem hier die NWOBHM-Recken Demon in den Sinn. Aber auch der ein oder andere Thin Lizzy-Vibe findet sich ein.
Kurzum, „Wolf At The Door“ ist ein echt gutes Traditionsmetal Album geworden, welches in dieser Form während der NWOBHM sicherlich einige Reaktionen erhalten hätte. Das hat man halt damals verpasst. Umso schöner, daß sich Mark Sutcliffe mit seinen neuen Mitstreitern nun versucht, die verdienten Lorbeeren einzuheimsen. Und auch das Artwork (Mark Wilkinson / Iron Maiden, Judas Priest) lädt zum Anhören ein. Feine Sache !!
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