Disc 1:
Disc 2:
VÖ: 05.02.2021
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Transatlantic, die Progrock-Supergroup mit Roine Stolt, Pete Trewavas, Neil Morse und Mike Portnoy haben sich für ihr neues Album „The Absolute Universe“ etwas Besonderes einfallen lassen. Da sich die Jungs nicht einig waren, ob man ein Doppel-Album oder doch lieber nur ein einzelnes herausbringen sollte, hat man sich auf BEIDES (!!) geeinigt. „The Absolute Universe“ erscheint mit dem Zusatz „Forevermore“ als Doppel-Album, mit dem Zusatz „The Breath Of Life“ als Einzelalbum. Diese kann man einzeln erwerben, es gibt aber auch ein Paket mit somit 3 Alben.
Doch warum sollte man sich das Einzelalbum zusätzlich kaufen, wenn man sowieso das Doppel-Album erwirbt ? Nun, die Songs von „The Breath Of Life“ wurden nochmal neu aufgenommen, teilweise mit Gastsängern eingesungen und auch manche Passagen instrumental verändert. Es muß also jeder selbst wissen, ob sich die Anschaffung des Einzel-Albums lohnt. Gemäß Aussage von Transatlantic hat so etwas zuvor noch niemand in dieser Form herausgebracht. Somit stellt „The Absolute Universe“ eine Premiere dar.
Konzentieren wir uns aber erst einmal auf das Doppel-Album „Forevermore“, da dies natürlich mehr Songs enthält und sich wahrscheinlich im Laufe der Zeit auch als das Hauptwerk herauskristallisieren wird. Innerhalb 14 Tagen hat man die Songs zusammen konzipiert, um sie dann , wie üblich, jeder von zu Hause aus auszuarbeiten. Heraugekommen ist, wie sollte es anders sein, ein Konzeptalbum untereilt in einzelne Abschnitte, die als Summe eine Story über die Unzulänglichkeiten eines jeden in der Gesellschaft, über die Pandemie und leichte politische Anmerkungen ergeben.
Musikalisch liegt man natürlich wieder irgendwo in der Schnittmenge der Hauptbands der vier Protagonisten, Flower Kings, Marillion, Neal Morse Band/Spock's Beard und Sons Of Apollo, Ähnlichkeiten zum 2009er Album „The Whirlwind“ sollen dabei unverkennbar sein. „Forevermore“ fängt mit einer 5 ½ minütigen „Overture“ an, recht mystisch mit Keyboardspielereien a'la Flower Kings und hübschen Gitarrenmelodien, sowie markanten Basslinien und kurzem mehrstimmigem Chorgesang. Mit „Heart Like A Whirlwind“ gibt man sich mit Orgel und mehrstimmigem Gesang etwaiger Fröhlichkeiten hin. Sehr eingängig im Refrain, bis hin zu einem einfühlsamen Part, der einen wärmt.
Das Album hält durchgehend hohes Transatlantic-Niveau mit himmlischen, manchmal an die Beatles erinnernden Refrains wie bei „Higher Than The Morning“, dem man immer wieder Piankoklänge und neo-progressive Synthies bzw. Keyboards auferlegt („Rainbow Sky“). Orgel, Mellotron...alles natürlich Bestandteil des Sounds der Band wie eh und je. Mit „The Darkness In The Light“ dürfen auch mal funkige Rhythmen dabei sein, werden aber schnell von melodischem Neal Morse-Gesang und träumerischem Gitarrenpart übertrumpft. Disharmonisches hört man beispielsweise bei „Bully“, was den Anspruch deutlich hebt, rauhere Vocals liefert Neal Morse bei „Looking For The Light“ ab, was zudem mit Moll-Klängen etwas düsterer wirkt.
Album 2 beginnt mit Chören, einem Orgelpart meets Gitarre und lässt mit tollen mehrstimmigen Gesängen mit „The Sun Comes Up Today“ die Sonne aufgehen. Kurzer Flüstergesang und Akustik Gitarre folgt beim kurzen „Love Made A Way (Prelude)“ bevor das über 7-minütige „Owl Hole“ mit abgehackten Rhythmen, dunklen Vocals aber auch einem ruhigeren Part mit Flötentönen und symphonischen Elementen für etwas untypisches Transatlantic Feeling sorgt. Etwas verstörend wirkt im ersten Moment „Belong“, da es mit weinenden Kindern beginnt. Atmosphärische Keys, ein feines Gitarrensolo und Backgroundgesang versöhnen aber sofort wieder.
Ansonsten bleibt noch das fröhliche, mit Kanon-Gesang auftrumpfende „Ends“ und das balladeske, abschließende „Love Made A Way“ mit Piano und im langsamen 4/4 Takt gehalten zu erwähnen. Dieser 8-minüter klingt letztendlich symphonisch aus.
Das „Solo“-Album „The Breath Of Life“ bietet, wie erwähnt, eine gewisse Anzahl der gleichen Songs, in leicht veränderter musikalischer Form, mitunter differiender Lyrics und diverser Gastmusiker-/Sänger, die allerdings in der Promo nicht namentlich genannt werden. Wahrscheinlich fallen die Unterschiede zu „Forevermore“ erst dann auf, wenn man die einzelnen Songs jeweils nacheinander hört, ansonsten könnte man fast meinen, man hört bei „The Breath Of Life“ das Hauptalbum „Forevermore“ von vorne. Aufgefallen ist, daß der Opener „Overture“ ganze 3 Minuten kürzer ist, dafür etwas dynamischer und mit kruden Klängen zwischendurch rüberkommt. Auch der Chorpart fehlt hier. „Reaching For The Sky“ entspricht dem Song „Heart Like A Whirlwind“ auf „Forevermore“, vielleicht etwas eingängiger, fröhlicher gespielt.
„Higher Than The Morning“ enthält ein wenig mehr Keyboards, „The Darkness In The Light“ ein paar spacige Klänge mit Hundegebell als speziellem Gimmick. „Looking For The Light“ ist weniger moll-lastig wie auf dem Hauptalbum, „Love Made A Way (Prelude)“ serviert überraschenderweise Harmonika-Klänge während des Songs. Das an sich schon beeindruckende „Owl Hole“ wurde mit spacigen Windgeräuschen im Back garniert und den Keyboards mehr Raum gegeben. Bei „Solitude“ beginnt ein anderer Sänger und Neal Morse setzt erst im Verlauf mit ein. Ein Kaufargument der „Solo“-CD ist eventuell „Can You Feel It“, ein Song der auf dem Hauptalbum nicht erscheint (zumindest ist mir's nicht aufgefallen). Ansonsten klingt „The Breath Of Life“ schon stark nach „Forevermore“.
„The Abolute Universe“ ist ein starkes Progrock-Album mit klasse Songs ähnlich „The Whirlwind“. Ist aber kein Wunder, wenn man solch Songwriting-Genies wie Roine Stolt oder Neal Morse in den Reihen hat. Das Album wird also in verschiedenen Varianten angeboten. Als Doppel-Album („Forevermore“), als Einzel-Album („The Breath Of Life“) und als 3-fach-Album allumfassend „The Abolute Universe“ betitelt. Die Fans der Band werden sicherlich letzteres erstehen. Für „neue“ Hörer tut es sicherlich „Forevermore“ alleine, denn das Einzel-Album bringt ihnen wenig Nährwert um tiefer in die Tasche zu greifen. Dennoch hat diese bislang einzigartige Idee der Band ihren gewissen Reiz und rechtfertigt schon den Kauf des gesamten „The Abolute Universe“ Schaffens.
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