VÖ: 27.04.2018
Label: Inside Out Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Ein reines Instrumentalalbum birgt die Gefahr, mitunter nach kurzer Zeit zu langweilen, es sei denn man ist ein Künstler wie Jean Michel Jarre, Vangelis oder Mike Oldfield. Aber auch im Rockbereich gibt es Ausnahmen wie beispielsweise Long Distance Calling oder die Überraschung aus 2016, Tides From Nebula.
Toundra aus Madrid können sich da nicht ganz einfügen. Nach bisher vier Alben mit den Titeln „I“ bis „IV“ erscheint nun das fünfte Album der Spanier mit dem Namen....“Vortex“. Musikalisch legt die Band, natürlich möchte man sagen, den größten Wert auf schöne Melodien. Der Proganteil, kein Wunder bei einer InsideOut Veröffentlichung, ist dementsprechend hoch.
Viel Klangzauber erreichen Toundra mittels Gitarrenarbeit, Snyths und Keyboards bleiben meist im Hintergrund, geben aber dennnoch oft genung ihre Visitenkarte ab. Nach dem Intro „Vortex“ folgen mit „Cobra“ und „Tuareg“ zwei zielführende Nummern, bei denen sich harte Alternative-Gitarren mit fetziger Schlagseite und Postrock-Romantik abwechseln. Immer dann, wenn Toundra in die verträumte, hochmelodische Klangwelt überwechseln, offenbart ihre Musik die Stärken.
So gibt’s Gänsehautmomente beim kurzen „Cartavio“ oder „Roay Neary“. Herzstück neben dem 8-minütigen „Tuareg“ ist der Longtrack „Mojave“ (über 11 Minuten), der neben faszinierender Rhythmen und klanglichen Stimmungsfarben auch leichte Wüstenatmosphäre, dem Titel entsprechend, verbreitet. Hier zeigt sich aber auch die ein oder andere Länge, die den Spannungsbogen raubt.
Wo beispielsweise Long Distance Calling mit ausgereiftem Songwriting diese Spannungsbögen aufrecht erhalten, gibt es bei Toundra noch Nachbesserungsbedarf. Dennoch machen die Spanier nichts grundlegend falsch und schaffen es durchaus, mit atmosphärischen Intrumentaltracks den Hörer bei Laune zu halten.
Also, Toundra langweilen nicht, wie vielleicht befürchtet. Trotz mancher zu ausgedehnten Parts können ihre Klangwelten durchaus überzeugen, auch wenn man hier und da noch mal am Songwriting feilen sollte. Alles in allem eine stimmige Angelegenheit für Instrumental-Freaks.
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