VÖ: 11.12.2020
Label: Prosodia
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Volksmusik aus Bayern muß nicht automatisch mit Blaskapellen, Uff-Ta-Ta-Rhythmen und Lederhosen zu tun haben. Es kommt auch feiner Folk Rock aus dem deutschen Süden, der irischer nicht sein könnte. Die Rede ist von Tir Nan Og, einer sechsköpfigen Kapelle, die schon seit längerer Zeit das Land ewiger Jugend und Schönheit (so heißt Tir Nan Og in etwas übersetzt) besingen und dies bereits in fünf Alben verpackt haben. Mit „Sing, Ye Bastards !“ ist nun das sechste Album erschienen und bringt wieder alles mit, was guter irischer Folk Rock braucht.
Da wäre zum einen der Sänger Robert, auch bekannt als „Deutschlands irischste Stimme“, der mit seiner markant rauhen Art und ohne jeglich deutschen Akzent wirklich wirkt, als wäre er direkt der grünen Insel entsprungen. Ihm gesanglich zur Seite steht die holde Weiblichkeit Sarah, die zudem auch via Querflöte entzückt. Für den typisch folkigen Beat sorgen Basser Joggl und Drummer Volker, auch zuständig für etwaige Klänge am Bodhran. Was wäre aber Irish Folk ohne amtliche Fiddle ? Nichts, richtig. Mit Matze haben Tir Nan Og hier einen sehr guten Geiger in den Reihen, der auch eine sogenannte Nyckelharpa bedient. Und natürlich dürfen Dudelsack, Tinwhistle usw. nicht fehlen. Hier bietet Andi seine feinsten Dienste an.
Eine stimmungsvolle Truppe also, die aber nicht nur die irische Tradition musikalisch auslebt, sondern auch sehr gute Songs darüber schreibt. „Sing, Ye Bastards !“...natürlich ist diese Aufforderung auch in den 13 neuen Songs hauptäschlich Programm. Aber Tir Nan Og schreiben keine Sauflieder, auch wenn bei vielen Songs sicherlich das ein oder ander Guiness im Pub funktioniert. Eher geht’s dabei um's Tanzen, um die Folklore, um die Fröhlichkeit der irischen Natur wie beim flotten „Last Order“, dem mit Dudelsack-Solo garnierten und mit erzählerischen Vocals aufwartenden „We've Been Everywhere“, oder der absolut tanzbaren Nummer „The Firestorm“, bei der die O’Reillys and the Paddyhats zur Darbietung „gezwungen“ wurden.
Meist ist bei Tir Nan Og Wechselgesang zwischen Robert und Sarah angesagt, was den Fluß der Songs aufrecht hält und mal in poppigem Refrain („The Wanderings Of Oisin“) oder auch mal in Lei-La-Lei-Gesangsfröhlickeiten mit ebenso fröhlichen Pipes mündet („Slainte“). Ok, bei letzterem könnte man doch mal auf die Bemerkung Sauflied kommen.
Doch es gibt auch ernstere Momente im Sonwriting der Bayern. So erzählt Robert beim Opener „Fear Gorta“ von diversen Ängsten, begleitet von der Fiddle-Virtiosität von Matze. Oder auch das traurig wirkende von Harmony Glen interpretierte „O' Hanlon's Last Words“ mit mystischer Flöte, Backgroundchören und Dudelsacksolo zeigt eine melancholischere Seite der Band.
Alles in allem ein tolles neues Album von Tir Nan Og, welches Irish Folk Fans sowieso, aber auch vielen Menschen, die dem tristen Alltag durch irische Fröhlichkeit entfliehen wollen, gefallen dürfte. Und dass alles rübergebracht von sechs bayrischen Musikern. Volksmusik kann so schön sein.
Kommentar schreiben
Moni Hoffmann (Freitag, 08 Januar 2021 15:56)
Die sind einfach geil �☘