VÖ: 01.09.2023
Label: Mighty Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Heavy Rock mit einer gehörigen Prise Progressive spielen Timechild aus Dänemark. Erst 2020 in Kopenhagen gegründet ist „Blossom & Plague“ bereits das zweite Album um Qualitätssänger Anders Folden Brink (erstes Album: "And Yet It Moves" 2021). Dabei dürfen sich alle angesprochen fühlen, die mit old schooligen Twingitarren klarkommen, den Schlaghemden-u. Hosen nicht abgeneigt sind und gerne auf Dynamik mit harmonischen Unterbrechungen stehen.
Denn all das bieten Timechild und das Aushängeschild der Band ist, wie angesprochen, Ausnahmesänger Anders. Völlig genial, wenn der Knabe zum Sologesang ansetzt mit seiner rauhen, verdammt rockigen Stimme und absolut mitverantwortlich dafür ist, wenn die Songs aus lethargischen Momenten ausbrechen und die Heaviness und Dynamik zunimmt. Zuerst gibt es mal drei Parts des Songs „The Dying Tide“ zu hören. Erster Part ist dazu einfach ein sphärisches Intro, wie es sich gehört. Doch gleich bei Part II stellen wir fest, wie traumwandlerisch sicher Timechild ihren Heavy Rock mit progressiven Zügen spielen, und wie fantastisch die Gitarristen (Birk – lead/rhythm guitar und Anders Folden Brink – rhythm/lead guitar) harmonieren.
Apropos Harmonien. Vielfach wird mit mehrstimmigem Gesang operiert, eigentlich in jedem der Songs. Und auch wenn das völlig stark rüberkommt, ist es fast schon schade, das es zu Lasten des genialen Sologesangs geht. Die Highlights reißen auch nach dem Eröffnungs-Triple nicht ab und Stücke wie „Call Of The Petrichor“, „Buried In Autumn“ und das super intensive „The Sign“ lassen des Rockers Herz höher schlagen. Eigentlich benötigen die Songs ein paar Durchläufe um zu zünden, bei allen eingängigen Zutaten. Hat man sich aber erst einmal warm gehört, möchte man ständig von vorne beginnen, wenn das sentimental beginnende „Only Our Shadows Remain“, das aber ebenfalls im Verlauf Fahrt aufnimmt, das Album beendet hat.
Also, Timechild schaffen es perfekt, den Heavy Sound früherer Tage mit vielen Stimmungs-bzw. Tempiwechseln zu paaren, lassen mal den Thin Lizzy-Fan erkennen, zelebrieren ihren Sound immer wieder mit stimmigen Akustik-Einlagen und auch mal verklärten Screams des Sängers und schleudern dich damit auf eine Wolke, die auch ohne betäubende Substanzen zustande kommt. Von den ganzen Vintage Bands beispielsweise können sich die meisten in Demut vor Timechild verneigen.
Ein durch und durch fantasisiches Album, was nicht zuletzt am Gesang liegt. „Blossom & Plague“ lässt den Hörer mit skandinavisch ausgedrücktem, leicht doomigem Heavy Rock und progressivem Blut in den Venen verzückt den Geist der Rockmusik aufleben.
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Lars Rocken (Dienstag, 03 Oktober 2023 09:06)
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