Threshold - Legends Of The Shires

Tracklist:

CD 1:

  • The Shire (Part 1)
  • Small Dark Lines
  • The Man Who Saw Through Time
  • Trust The Process
  • Stars And Satellites
  • On The Edge

CD 2:

  • The Shire (Part 2)
  • Snowblind
  • Subliminal Freeways
  • State Of Independence
  • Superior Machine
  • The Shire (Part 3)
  • Lost In Translation
  • Swallowed

Info:

VÖ: 08.09.2017

Label: Nuclear Blast / Metalville


Bewertung:

Autor: MC Lucius

Bewertung:  10 / 10



Die Ikone des britischen Prog Metals meldet sich mit ihrem elften Studio Album zurück. Und es ist einiges neu bei ihnen. Zum ersten Mal legen Threshold ein Doppel Album vor, was auf der Tatsache beruht, dass man so viel gutes Material zur Hand hatte und sich sagte, warum sollen wir einen Teil dessen erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen. Eine noch größere Neuerung dürfte aber der Wechsel des Sängers darstellen. Denn im Laufe des Jahres trennten sich die Wege von Threshold und ihrem Sänger Damian Wilson, dessen zweites Engagement bei der Band die letzte Dekade umfasste. Sein Nachfolger ist Glynn Morgan, der auch schon einmal bei Threshold wirkte und das Album "Psychedelicatessen" (1994) einsang.

 

Ach ja, Neuerung Nummer drei ist die Tatsache, dass mit "Legends Of The Shires" erstmalig ein Konzeptalbum der Süd Engländer vorliegt. Prog - typisch gibt es einige Longtracks zu hören, so sind fünf der 14 Stücke zwischen sieben und knapp zwölf Minuten lang. Es gibt aber auch drei Zwischenstücke, jeweils  "The Shire" genannt, die am Beginn der beiden Silberlinge bzw kurz vor dem Ende des Albums platziert wurden. Karl Groom, Spiritus Rector von Threshold, legt bei der Zusammenstellung bzw der Reihenfolge auf dem Album großen Wert darauf. dass der natürliche Fluss der Dinge nicht unterbrochen wird.

 

 

Nach dem mit Kirchenglocken eingeläuteten Intro "The Shire (Part 1)", welches dezent akustisch daherkommt, zementiert gleich das zweite Stück "Small Dark Lines", welches bereits vorab als zweite Single veröffentlicht wurde, dass der geneigte Hörer sich nicht mit einem stilistischen Umbruch beschäftigen muss. Threshold knüpfen da an, wo sie 2014 auf "For The Journey" aufgehört haben. Natürlich registriert man gleich die andere, neue Stimme, die rauer klingt als Wilsons Organ. Dadurch wird der Übergang zwischen anspruchsvoll und aggressiv fließender als zuvor.

 

 

Dass mit "The Man Who Saw Through Time" der mit 11 Minuten 52 längste Track des Albums gleich an dritter Stelle des Albums steht, mag ungewöhnlich sein, doch fügt er sich stimmungsvoll ein, was auch im weiteren Verlauf der 83 Minuten deutlich wird. Gespickt mit musikalischen Raffinessen präsentieren sich anschließend auch "Trust The Process" und "Stars And Satellites" mit ihren griffigen Hooklines. An dieser Stelle sei gesagt, dass das Album bereits fertig eingespielt war, als der Wechsel Wilson / Morgan vollzogen wurde, und der neue Sänger lediglich seine Gesangslinien aufnahm, die auf die ansonsten vorhandenen Musikspuren gelegt wurden, weshalb Morgan auch keinen weiteren Einfluss auf das Klangbild des Albums nehmen konnte. Mit "On The Edge" wird der erste Teil von "Legends Of The Shires" eindrucksvoll mit einer Uptempo Nummer abgeschlossen.

 

 

"The Shire (Part 2)" führt den zweiten Silberdreher an. Hier nehmen sich die Musiker teilweise deutlich zurück, um dem inhaltlichen Grundkonzept der Platte, in dem die Suche einer Nation auf der Suche nach ihrem Platz im großen Ganzen beschrieben wird, nicht im Wege zu stehen. Zwar haben wir es hier im Gegensatz zu den beiden anderen Teilen mit einem vollwertigen, fünfeinhalb Minuten langen Song zu tun, doch tritt der Charakter einer Rahmenhandlung hier deutlich zu Tage.

 

 

Steve Anderson am Bass und Johanne James an den Drums unterlegen die Tiraden ihrer Kollegen Groom (Gitarre, der zweite Gitarrist Pete Morten verließ ebenfalls 2017 die Band) und Richard West (Keyboards) mit einem stabilen Fundament, welches gerne mittels Tempiwechsel und unerwarteten Breaks aus dem vorgegebenen Rahmen ausbricht, was den progressiven Charakter der Musik unterstreicht. Elemente, mit denen auch "Snowblind" und "Subliminal Freeways" spielen. Besonders letzteres lässt auch inhaltlich Raum für ureigenste Interpretationen bezüglich seines Status.

 

Stellenweise kommt "State Of Independence" sogar mit einer leicht kommerziellen Schlagseite daher, doch keine Angst, Threshold biedern sich in keinster Weise dem Pop Radio an. Bevor es zu "easy listening" wird, werden die Zügel wieder angezogen. Gewohnt kantig geht es mit "Superior Machine" weiter, bevor "The Shire (Part 3)" mit seinen nur Einsdreiundzwanzig den Hörer auf das Finale Grande einschwört. Hier meint man tatsächlich in eine englische Grafschaft (Shire) einzutauchen. Das elegische "Lost In Translation", mit 10 Minuten 20 zweitlängster Album Track, wurde den Fans bereits im Juli als erstes Stück der neuen Scheibe in Videoform näher gebracht. Dies ist ein kompositorisches Meisterwerk, welches auch in produktionstechnischer Hinsicht als Blaupause für progressiven Metal dient. Irgendwie zeichnet sich hier die Quintessenz der zugrunde gelegten Story ab.

 

 

Das abschließende "Swallowed" entlässt den Hörer zu Beginn mitsanften Piano Klängen schließlich friedlich in eine Welt, die er staunend und mit weit aufgerissenen Augen in sich aufsaugt, bevor sich die ganze Mannschaft mit einem druckvollen Midtempo Song verabschiedet, womit sich der Kreis schließt.

 

"Legends Of The Shires" überzeugt in jeglicher Hinsicht - sowohl was das Songwriting betrifft, als auch die Produktion und die aufgebaute Atmosphäre. Wer sich knappe anderthalb Stunden in eine andere musikalische Welt, abseits ausgetrampelter Kommerz Pfade begeben möchte, der muss hier zuschlagen. Für mich die Prog Metal Scheibe des Jahres und darum gibt es die volle Punkteausbeute.



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