VÖ: 24.05.2019
Label: Eigenvertrieb
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Krankte das Vorgängeralbum „How To Live Or Let Die“ noch etwas am Songwriting, hat man jetzt 2 Jahre später quasi einen Quantensprung hingelegt. Die Rede ist von den Frankfurtern Third Wave, die mit „Metamorphosis“ fast schon eine selbige zu knallharter aber anspruchsvoller Musik vollzogen haben. Was hier aus den Boxen ballert, ist aller Ehren wert und legt die Meßlatte für vergleichbare Bands immens hoch.
Natürlich liegen Third Wave musikalisch nach wie vor im Modern Metal(core) verwurzelt, integrieren auf dem neuen Album jedoch viele geniale und ideenreiche Momente, die man durchaus mit dem Begriff progressiv umschreiben kann. Zwar bin ich nicht unbedingt ein bekennender Freund von Gebrüll im Metalcore Stil und auch Third Wave Sänger Adrian Meuser bietet hier kein eindeutiges Wiedererkennungsmerkmal und klingt, wie eben ein solcher Shouter klingt. Doch im Wechsel mit an James Hetfield erinnernden (Halb)Cleangesang kann man sich durchaus mit den Interpretationen anfreunden. Und wenn die Musik dann noch so fantastisch instrumentiert wird, dann gibt’s hier nicht viel zu meckern.
Der Opener „Algorithm“ zeigt, wie vielseitig Third Wave zu Werke gehen. Neben den knallharten, core-lastigen Riffs überzeugt die Band mit fantastischen, kurzen Melodiebögen, die durchdacht in den Sound einfließen. Die Gitarristen Julian Hirschmüller und Sebastian Hohmann haben sich im Vergleich zum Vorgängeralbum nochmals stark verbessert und sind an ihren Instrumenten in der Kompetenz sehr weit oben anzusiedeln. Klar, auch bei Third Wave wird ein Innovationspreis nicht gewonnen, aber es kristallisiert sich immer mehr der eigene Stil heraus und es gibt auf „Metamorphosis“ keinen einzigen uninspirierten, langweiligen Song.
Egal ob moderne Progcore(gibt’s dieses Wort eigentlich schon ?)-Kracher wie „Inheritance“, „Catharsis“ oder „Shifter“...immer lässt man sich was einfallen. Sei's ein melodisches Break, diverse Soundeffekte oder verdammt starke Drumtakte (Valentin Michel), bei Third Wave kann man immer auf den nächsten Moment gespannt sein.
Zwar tendiert die Band gegen Ende hin mit „Eclipse“ und „Access Denied“ mehr zu lupenreinem Metalcore, behält sich aber mit dem über 6-minütigen „Metamorphosis“ zum Abschluß noch mal eine herausragend komponierte, mit Wiederhaken und Melodien gespickte Sensationsnummer parat. Große Musikkunst im Bereich des modern gespielten Metal.
Im Kohlekeller Studio wurde in Zusammenarbeit mit Sven Schornstein und Kai Stahlenberg ein amtlicher Sound zusammengezimmert, der trotz aller Moderne nicht zu klinisch oder überproduziert wirkt. Gerade die richtige Dossierung um tiefe Breakdowns des Metalcore mit Leichtfüßigkeit progressiver Musik zu verweben. Ich überrasche mich hier wirklich selbst, da ich trotz nicht unbedingter Metalcore-Neigungen an diesem Album solchen Gefallen finde. Aber Third Wave haben es wirklich geschafft, dieser Musikrichtung interessante und ausdrucksstarke Momente zu schenken.
Alles passt wunderbar zusammen und katapultiert die Hessen in meinen Augen in die Spitze der relevanten Modern Metal Bewegung. Ach ja, Third Wave haben im Prinzip keinen richtigen Plattendeal und bringen das Album in Eigenregie heraus. Das MUß sich nun aber schleunigst ändern. Stark, die Herren !!
Kommentar schreiben