VÖ: 26.02.2021
Label: Pure Steel Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5/ 10
The Veith Ricardo Project ist das...ja Projekt von Dark Arena-Sänger Juan Ricardo (ebenfalls Sunless Sky, Ritual, Wretch, Attaxe) und Keyboarder Vincent Veith (Ghost Ship, Velvet Voyage). Das vorliegende Album „Storm Warning“ wurde im Prinzip bereits 2005 ausgearbeitet, damals aber nur als Demo aufgenommen. Erst jetzt hat man sich dazu entschlossen, das Album zeitgemäß zu produzieren und zu veröffentlichen.
Das Album bietet Songs fernab vom US Metal, dem Juan Ricardo sonst so beiwohnt und läuft mehr in Richtung Prog/Rock-Metal wie er zur Jahrtausendwende gespielt wurde mit einigen wohligen Erinnerungen an spätere Savatage. Die Songs auf „Storm Warning“ leben vom variantenreichen Weltklasse-Gesang von Juan und den mit vielen Synthies, Keyboards und Piano belebten Tastenpassagen von Vincent Veith. Aber auch Gitarrist Neil Zaza ist ein ausgesprochener Könner seines Fachs und die Rhythmus-Truppe um Bassist Doug Johns und Drummer Chris Ceja legen ein wuchtiges Fundament.
Das Album beginnt mit Synthies und Gitarre bei „Running Away“ dramatisch, Juan's Stimme kommt düster und proggig rüber. Der Song wird im Verlauf etwas sperrig und erinnert ab und an nicht zuletzt durch den Gesang ein wenig an gemäßigtere Dream Theater. Ein klasse Keyboard-Solo unterstreicht den hohen Progmetal-Anteil dieser Nummer. Ähnlich geht es bei „The Green Tractor“ zu. Piano in Moll gestimmt und Dramatik in Keys und Gitarre gebettet liefern den Einstand. Synthie-getrieben wird der Song immer intensiver und der Gesang immer theatralisch höher. Ein äußerst soundgewaltiges Stück, zum Ende hin mit fettem Doublebass-Part.
Rauher und härter lässt „Storm Warning“ mehr (Dark)Metal zu. Langsame Riffs, teils symphonische Backings und ein knallhartes Gitarrensolo erinnern wirklich an selige Savatage-Zeiten. Auch die flottere Orgel und die theatralischen Chöre am Ende passen hervorragend dazu. Auch „Hit The Wall“ ist härterer Natur, beginnt zwar mit melodiösem (Prog)Gesang und tollen Melodiebögen, wird aber bald sperriger und wuchtiger mit starken Drums. Wir sprechen hier von absolut druckvollem Progmetal mit teilweise fiesem, dunklem Gesang.
Wäre das Album hier zu Ende, hätten wir es mit einem absoluten Highlight des anspruchsvollen (Prog)Metals zu tun. Aber es geht ja weiter mit „Eruption Of Corruption“. Und hier findet gänzlich Anderes statt. Grooviger Desert Rock mit Classic Vibes und verzerrten Vocals. Passt absolut überhaupt nicht zum bisher Gehörten. Aber, wir haben es halt mit einem Projekt zu tun, von daher vielleicht nachvollziehbar.
Danach folgt mit „Anathme Maranatha“ nochmals ein wuchtiger Power Progmetal Kracher, mit sehr gutem Synthie Auftakt, ebenfalls gewaltigen Soundwällen und gutem Gitarrensolo. Die nächsten drei Stücke fahren dann aber die Intenstiät und Härte immens runter. Denn „Longing For Home“, „Lighthouse“ und „Always“ sind allesamt balladesker Stimmung. Mit atmosphärischen Background-Keys, mal Piano hier, mal Piano dort und fabelhaftem Gesang sind diese Nummern irgenwie schon faszinierend, aber man hätte sie vielleicht besser auf dem Album verteilt, als nacheinander zu bringen. Schön hier, daß man mit Jerry Brightman einen Gitarristen einsetzt, der mit Pedal Steel Gitarrenklängen zu verzaubern weiß.
Egal, mit „Highest Mountain“geht's zwar auch gemächlich los mit Akustik-Gitarre und Flöte. Der Song wird aber im Verlauf flotter und wie zu Albumbeginn sperriger. Zum Abschluß zeigen uns The Veith Ricardo Project nochmals ihre progressive Ader. Im Singer/Songwriter Modus gehalten ein beruhigender Ausklang.
„Storm Warning“ ist im Prinzip ein sensationell starkes Album von Musikern, die kompetentes Können an den Tag legen und dies in spannende Songs mit viel Atmosphäre umzusetzen wissen. Wäre da nicht der Ausreißer „Eruption Of Corruption“ und die fehlplatzierte Aneinanderreihung ruhiger Songs. Trotzdem ist das Jammern auf hohem Niveau. Daß wir es hier mit einem Projekt zu tun haben, fällt in keinster Weise ins Gewicht, sondern die Songs an sich wirken durchdacht und wie aus einem Guß. Auch wenn das Songmaterial schon 15 Jahre alt ist, dürfen Juan Ricarod und Vincent Veith gerne für den ein oder anderen Nachschlag sorgen. Verdammt gut.
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