VÖ: 31.01.2020
Label: AOR Heaven
Autor: MC Lucius
Bewertung: 9 / 10
Sechs Jahre sind eine lange Zeit zwischen einem Debüt Album und seinem Nachfolger. Aber dass man auch so lange an eben diesem Output werkelt, ist schon auch sehr ungewöhnlich. Bei den finnischen Hard Rockern The Ragged Saints allerdings war es genau so. Bereits nach dem Release von "The Sound Of Breaking Free" 2013 begann man damit, Ideen für Longplayer Nummer 2 zu sammeln. Bedingt durch personelle Umbesetzungen in der 2011 gegründeten Band sowie andersweitige Verpflichtungen arbeitete man mal mehr, mal weniger seit 2014 an den Aufnahmen zu "Sonic Playground Revisited". Bis zum Abschluß der Studioarbeiten 2019 änderte sich so also auch mal die Sichtweise auf das Songmaterial, so dass am Ende ein Album steht, welches die Band sehr glücklich macht, weil das genau jene Musik ist, "die wir auch zuhause hören", wie Gitarrist und Co - Bandgründer Tomi Julkunen erzählt.
Die zehn Songs dieses Albums sind beseelt und beeinflusst vom guten, alten Hard Rock der 1980er Jahre und dürften somit auch Fans von Künstlern wie Def Leppard oder Whitesnake ansprechen. Man bleibt sich mit der zweiten Scheibe selbst treu, die Band sah keinen Grund, vom eingeschlagenen Weg allzu sehr abzuweichen. So darf sich der geneigte Hörer auf ein bodenständiges, weil frei von Experimenten, geradliniges Hard Rock Album freuen. Voll auf die 12 Rocker wie der Opener "Never Gonna Let You Down" oder "Like A Spinning Wheel" wechseln mit einer gelungenen Ballade wie "Just Believe" oder dem mit verschleppten Tempo ausgestatteten und dennoch druckvollen "Absence Of Light" oder einem "Always Forever", welches direkt aus den Achtzigern in die Jetzt Zeit herüber gerettet zu sein scheint und ebenso gut ein Loverboy Stück aus jener Zeit sein könnte.
Mit ihren Songs, die sich alle im 3 und 4 Minuten Bereich bewegen, wollten die zerlumpten Heiligen, wie sich der Bandname vielleicht etwas plump übersetzen lässt, das Rad des Hard Rock nicht neu erfinden, was auch gar niemand verlangt. Man spürt, dass sich das Quintett aus Skandinavien auf seinem "Schall Spielplatz" pudelwohl fühlt. Sänger Markku Kuikka, die Gitarristen Toni Bite und der bereits weiter oben erwähnte Tomi Julkunen sowie das musikalische Fundament Jukka Hoffrèn (b) und Miikki Kunttu (d) legen ein sauber produziertes Album vor, welches genau den Erwartungen entspricht, wenn man heutzutage einen nostalgischen Anflug hat und sagt, ich möchte frischen Hard Rock hören, der mich aber an die goldenen Achtziger erinnern soll. Innovativ geht anders, doch so what? Und dann, als man schon gar nicht mehr damit rechnet, lassen die Finnen den Rausschmeißer aus dem Album, "Supernatural", mit einem orchestralen Arrangement ausklingen, welches einen völlig überraschenden Schlußpunkt unter die gut 40 Minuten "Sonic Playground Revisited" setzt.
Fazit: Die Ragged Saints verzichten komplett auf metallische Riffs, wie sie die Dead Daisies beispielsweise einarbeiten. Sie bleiben ganz bei sich, ihre Maxime ist es, authentischen Hard Rock zu spielen. Egal in welchem Tempo, egal mit wieviel Schliff, der Hörer spürt die Verve, diese Leichtigkeit des Schaffens, in jeder Faser der perfekt arrangierten und produzierten Stücke. Mir macht das Hören dieser Langspielplatte sehr viel Spaß, das Ding wird bei mir auf Heavy Rotation laufen. Und jeder, der sich dieses 80er Feeling in Sachen harter Rock Musik zurück holen möchte, ist herzlich eingeladen, es mit den Ragged Saints zu versuchen.
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