VÖ: 28.06.2019
Label: BMG
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 9/ 10
Vor etwa einem Jahr habe ich die Namensgeber der Band noch mit ihren eigenen Bandprojekten live erlebt. Devon Allman und Duane Betts rockten den Downtown Bluesclub im Hamburger Stadtpark. Neben eigenen Songs gab es auch die großen Hits der Allman Brothers Band zu hören. In der Zwischenzeit haben die beiden Sänger und Gitarristen eine gemeinsame Band gegründet – The Allman Betts Band.
Im November 2018 verkündeten Allman und Betts offiziell die Bandgründung. Sofort begannen sie mit dem Songwriting und Aufnahmen zum Debüt-Album. Um das klassische Southern Rock Feeling standesgemäß für das Album zu bringen, beschlossen die Musiker die Songs live auf 2” Analog-Tapes aufzunehmen. Wie es bereits ihre Idole getan haben. Das Ergebnis kann man seit Ende Juni hören. Natürlich geht die Band mit diesem Album auf Welt-Tournee, die sie im Juli auch nach Europa führt.
Schon “All Night” erfüllt alle Erwartungen. Klassischer Südstaaten-Sound. Allein schon die drei Gitarren sorgen für Fernweh, mal kraftvoll und verzerrt, dann wieder wunderschöne Soli und die Slide-Gitarre darf nicht fehlen. Dezent im Hintergrund die Keyboards. Ein melodischer Gospel Song als Opener. Man hört, hier sind Weltklasse-Musiker am Werk. Am liebsten möchte man sich gleich einen Southern Comfort eingießen. Und in diesem Stil geht es weiter. Dank des Gesangs klingt “Shining” mehr nach Country/Folk. Das zweistimmige Gitarrenspiel erinnert ein wenig an Thin Lizzy. Rhythmisches Schlagzeugspiel und songdienlich eingesetzte Percussions runden den Song ab. “Try” ist dann ein genialer Bluesrock-Song mit Country-Feeling. Die Keys klingen wunderbar nach einer Hammond Orgel.
Über die genre-typischen ruhigen Gitarrensoli muss ich wohl kein Wort mehr verlieren. Auch der Titel-Song “Down To The River” klingt bluesig. Hier zeigt sich auch, wie gut es ist, gleich mehrere Sänger zu habe, mit Satzgesang-Vokalisen. Dagegen ist “Autumn Breeze” ein psychedelisch angehauchter epischer Song mit einer Länge von fast 9 Minuten. Die Gitarren scheinen regelrecht zu seufzen. Und was gibt es schöneres als eine Bluesrock-Ballade (“Good Ol‘ Days”). Ja, wer wünscht sich nicht die gute alte Zeit zurück. Dazu passen natürlich die “Melodies Are Memories” im Anschluss wie die Faust aufs Auge. Und dieser Song klingt schon wesentlich optimistischer, weniger lamentierend. “Southern Accents” ist eine minimalistische Piano-Ballade. Es kommen Erinnerungen auf an die Werke von Elton John in den 1970er Jahren. Mit “Long Gone” klingt das Album dann besinnlich aus, mit einem kongenialen Duett der Herren Allman und Betts. Und noch einmal zeigen die Meister ihr Können auf den Gitarren.
Auf “Down To The River” dominieren ganz klar die ruhigen, leisen Töne. Das Album ist keine Stimmungsgranate. Das hatten Devon Allman und Duane Betts auch überhaupt nicht vor. Ganz im Gegenteil, hier heißt es die Augen schließen, der phantastischen Musik lauschen und vor sich hinträumen. Das Album ist äußerst abwechslungsreich und zeigt die große Bandbreite der Musik aus den südöstlichen Bundesstaaten der USA. Gospel, Blues, Country und Soul, alle Stilelemente sind vertreten. Wie schon gesagt, das Album wurde von Weltklasse-Musikern eingespielt.
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