VÖ:13.01.2017
Label: BMG / Cargo Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Obwohl erst 2007 auf der Bildfläche erschienen, dürfte „Convergence“ bereits das sechste Album der Münchner Tenside sein, wenn ich das richtig interpretiere. Tenside spielen in der Basis Metalcore, allerdings mit hohem Melodiefaktor in der Gitarrenarbeit und mit mächtigen Riffs ausgestattet. Fast ist man geneigt zu sagen, Tenside klingen so, wie In Flames heute klingen sollten. Denn der Metalcore Anteil liegt hauptsächlich im Gebrüll von Daniel Kuhlemann, der genretypisch klingt und sicherlich nicht als eigenständiger Sänger durchgeht. Aber auch teils tiefergestimmte Gitarren legen manche nähe zu Bands wie Atreyu, 36 Crazy Fists oder auch Soulfly zugrunde, mit denen man auch schon mal getourt ist. Aber wenn man sich einen Song wie beispielsweise „New Slaves“ anhört, wird man durchaus auch an selige In Flames Zeiten erinnert. „Convergence“ geht also quasi als Mixtur von corelastigem Gesang mit Melo-Deathmetal Marterial einher.
Und hier liegt eindeutig ein Schwerpunkt auf Melodien. Bereits der famose Opener „That Is What We Die For“ zeigt deutlich, daß trotz aller Härte melodische Gitarrenläufe nie zu kurz kommen und den Reiz eines jeden Songs von Tenside ausmachen. Der Sound ist bombastisch gemixt, hier legte der Annisokay-Gitarrist Christoph Wieczorek sein ganzes Können in die Wagschale. Jeder einzelne Song knallt dermaßen heftig aus den Boxen, daß man vor Freude niederknien möchte, auch wenn manche Trigger-Drums und manche Parts, bei denen man nicht wirklich weiß, ob sie auch organisch eingespielt wurden, den guten Eindruck manches Mal trüben.
Trotzdem überzeugen die Songs, bei denen Emil Bulls-Sänger Christoph von Freydorf als Co-Producer fungierte und auch vokal auf dem Album zum Einsatzt kommt, auf ganzer Linie.
Die granatenstarke Singleauskopplung „Unbreakable“, das mit Hammer-Melodien aufgepeppte „Faith over Fears“ oder das mit grandiosem Refrain ausgestattete „Army of the Dawn“....alles tolle Nummern, die fernab von Metalcore-Einheitsbrei liegen und deren wahren Gehalt man oftmals erst nach dem zweiten, dritten Hören erfährt.
Mehrstimmigen Gesang, bzw. Chöre kann man auch, wie beispielsweise „Raise the Flag“ beweist. Ein weiteres Element, daß der Soundwucht von Tenside entgegenkommt und sich nahtlos in die hämmernden Absrisse einfügt. Richtig atmosphärisch, gar symphonisch beginnt der Abschluss-Song „The Faceless“, bevor der Song urgewaltig loslegt und mit düsterer Ausrichtung die dunkle Seite von Tenside präsentiert. In den Lyrics verarbeitet die Band Themen rund um die Ziele, die man im Auge behalten sollte, aber auch sozialkritische Töne werden angeschlagen. Anklagende Worte, wie man sie heutzutage ja oft bei Metalbands hört. Auf jeden Fall klingt „Convergence“ mit „The Faceless“ düster, melancholisch hart aus.
Das Vorgängeralbum „Nova“, welches ich nicht kenne, soll schon Achtungserfolge erzielt haben. Wenn es nur annähernd so gut war, wie „Convergence“ kann ich mir das vorstellen. Tenside schaffen es meiner Meinung nach mit hochklassigen Melodien die typischen Metalcore-Standards zu verlassen und vermengen dies zu großartigen Songs, die auch dem reinen Metal-Fan gefallen sollten. Der wuchtige Sound bleibt durchgehend erhalten und die Qualität gleichbleibend hoch, so daß man keinen wirklichen Ausfall auf dem Album findet. Tenside sind ein gutes Beispiel, wie man mich auch mit Musik modernerer Ausrichtung locken kann. Gutes Album !!
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