VÖ: 1984
Label: Bellaphon Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Ich weiß noch, wie damals die deutsche Metal-Welle in den 80er Jahren losschwappte und auch die Bayreuther Band Talon auf den Plan brachte. Diese wurde damals abgefeiert und auch in diversen Metal-Radio-Shows (jawoll im Öffentlich-Rechtlichen) gespielt. Man konnte den Eindruck bekommen, hier kommt das nächste große Ding und Talon brachten insgesamt auch drei Alben zustande. Touren mit Motörhead, Magnum, Saxon und vielen weiteren quer durch Europa fanden statt und die Hoffnungen schienen sich zu realisieren. Doch 1986 war dann Schluß, die Band löste sich auf.
Albumtechnisch machten Talon 1984 den Anfang mit dem Debut „Neutralized“. Der Stil war typisch teutonisch. Das heißt eingängige Hooks, gute Gitarrenarbeit, wie man sie auch von Accept her kennt und der eigenwillige Gesang mit teilweise hohen Screams zwischendurch von Uwe Hoffmann prägten den Sound der Band. Genauso startet auch „Hatred Grows Slowly“, der Opener. Schnelle Abfahrten, sehr rifflastig und generell starke Gitarren prägten Nummern wie „Neutralized“ , „Overlord Supreme“ und „Hotter Than A 1000 Suns“.
Aber Talon konnten auch Midtempo gut („Preacher Of Evil“), mal eingängig, mal stampfend („To The Bitter Dregs“). Meist galoppierten Talon aber los wie bei „Gale Warnings“ und ließen Heavy Metal Wünsche prinzipiell nicht offen. Was fehlte, waren die absoluten Highlights, die man heute als Metal-Klassiker auf jeder Metalfete noch auflegen würde. Da konnten Talon bei aller musikalischen Kompetenz nicht mit dienen und so war die Kurzlebigkeit der Bandaktivitäten abzusehen.
Schade, denn wenn man sich einen Song wie „Time Could Not Heal“ anhört, der langsam beginnt, balladeske Momente offenbart, sehr melodisch agiert und mehrstimmigen Gesang nutzt, im Verlauf härter wird und bis hin zu hohen Screams spannend aubaut, dann hätten Talon den metallischen Durchbruch durchaus verdient gehabt. So bleibt „Neutralized“ das erste Zeugnis einer motivierten, aufstrebenden deutschen Band, die vom Sound her hier noch nicht ganz überzeugen konnte, aber dennoch bereits vielversprechende Songs im Gepäck hatte. Noch nicht die Klasse der beiden folgenden Alben erreichend, aber dennoch ein gutes Metal-Album teutonischer Art.
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