VÖ: 12.07.2024
Label: Gentle Art of Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: --- / ---
Sicher, es gibt bereits Live-Veröffentlichungen der Hamburger Prog Institution Sylvan. Das letzte Live-Album „Leaving Backstage“ ist aber bereits 16 Jahre her und für das letzte, fantastische Werk „One To Zero“ konnte man pandemiebedingt auch erst viel später touren. Umso relevanter also ein neues Live-Dokument des Fünfers, welches sich jetzt mit „Back To Live“ bezeichnenderweise einfindet. Aufgenommen im prog-geeichten Poppodium Boerderij Club in Zoetermeer/Niederlande im Oktober 2023 befinden sich neben zahlreichen Klassikern der Band dann logischerweise auch einige Highlights des letzten Albums.
Eröffnet wird das Live-Doppelalbum allerdings mit dem über elfminütigen „In Between“ vom „Home“-Dreher. Ein Song, der die vielen Facetten der Hamburger zeigt. Natürlich gezeichnet durch den markanten, mit hohem Wiedererkennungswert gesegneten Gesang von Marco Glühmann, zelebrieren Sylvan eine recht harte, aber emotionale Prog-Achterbahnfahrt und das Publikum dankt es ihnen mit Enthusiasmus. Dabei bleibt der Club-Flair aber jederzeit erhalten, bedeutet es wird nichts am Sound geschönt und nicht der Eindruck erweckt, man hätte es mit zigtausenden Fans zu tun.
Dennoch unterstreicht der von Yogi Lang gemixte Sound die hervorragenden Qualitäten der einzelnen Musiker, gerade die Keyboards von Völker Söhl kommen saugut rüber. Lediglich mancher Gitarrenpart hätte ein wenig mehr Kraft verdient, bleibt aber in den melodischen, emotionalen Momenten klar und ergreifend. Bestes Beispiel etwa beim melancholischen „Encoded At Heart“, dem ersten Song des Abends von „One To Zero“. Sicherlich eines der ganz großen Highlights dieses Livealbums, ist der Song schon auf dem Studiowerk eine Weltklassenummer. Ebenfalls vom neuen Album folgt „Trust In Yourself“, bevor man sich mit „Given, Uses, Forgotten“ zurück ins Jahr 2004 zum „X-Rayed“ Album begibt. Den Schlußpunkt der ersten Hälfte des Doppeldeckers bildet dann etwas überraschend das ein wenig verdrehte „King Porn“ von „Force Of Gravity“. Egal, die Leute kennen’s und feiern das Stück absolut ab.
Die zweite Hälfte beginnt wieder mit einem Song des neuen Albums, nämlich dem völlig genialen „Part Of Me“ mit seinen Gitarrenelegien, dem emotionalen Gesang und dem fantastischen Gitarrenabschlußsolo. Endlich, möchte man meinen, kommt danach das Überalbum „Posthumous Silence“ zum Zug beim härteren, impulsiven Zehnminüter „In Chains“. Und auch „The Colors Changed“ setzt nahtlos an. Ruhigere Momente werden im Anschluß bei „Heal“ von „Presets“ angeschlagen, bevor nochmals ein Schlenker zum neuen Album mit „Go Viral“ folgt. Das Ende des Albums gehört dann wieder „Posthumous Silence“ mit „A Kind Of Eden“ und dem Titelsong. Starker Abgang aus einem großartigen Livedokument, das zurecht zeigt, warum Sylvan zur Speerspitze der (nicht nur) deutschen Progszene zählen.
Sylvan zeigen sich auf „Back To Live“ in großer Form und bringen die Emotionen und Stimmungen der Studioalben auch auf der Bühne perfekt zur Geltung. Ein Umstand, den man nicht jeder Progband nachsagen kann.
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