VÖ: 31.05.2024
Label: Sykophantastic Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Sykofant leitet sich aus dem Griechischen ab. Es bedeutet so in etwa "Jemand der Klatsch und Tratsch verbreitet und sich auf Kosten von anderen profilieren will". Sykofant nennt sich auch eine norwegische Progband, die just ihr selbstbetiteltes Debut herausbringt. Die Band wurde gegründet von Emil Moen und Per Semb, beide ursprünglich beheimatet in der Thrash Band Tantara. Melvin Treider und Sindre Haugen wurden nachträglich rekrutiert und somit mutierte das Duo zur Band.
Musikalisch sind die Jungs im vielfältigen Prog unterwegs mit Einflüssen des Jazz, Funk, Hard Rock/Metal bis hin zu Surf, Fusion und Pop. Reichlich sperrig sollte man meinen, dennoch gehen die sechs Songs des Debuts recht gut ins Ohr. Die Kompositionen sind mitunter sehr lang, der Opener „Pavement Of Colors“ mit 4 ½ Minuten allerdings noch recht kurz. Alles beginnt mit Basslinien und Gitarrengeklimper, bevor der rauhe, hohe Gesang einsetzt, der ab und an auch mal an Peter Nicholls von IQ erinnert. Slide Gitarren verwöhnen die Ohren, fallen aber auch in härtere Momente ein. Das Gehörte wiederholt sich, bis eine psychedelisch rockige Passage und ein passables Gitarrensolo den Auftakt abrunden.
Mit über 12 Minuten folgt mit „Between Air And Water“ der erste Longtrack, der mit Bass und legerer Hawaii-Gitarre startet. Ruhiger, mehrstimmiger Gesang und schöne Melodien bezaubern, bevor härtere Gitarrenmomente die Lethargie beenden. Ein klein wenig Saga-Feeling stellt sich ein, was allerdings von einer sperrigen, session-artigen Passage verändert wird. Ab das wird’s etwas schräger, unzugänglicher. Allerdings bringt ein sphärisches Gitarrensolo in Art der polnischen Progger Collage den Wohlfühl-Prog zurück. Eine ausufernde Instrumentalpassage keimt auf bis zum Ende hin.
Wummern und leise Klänge, sowie zarte Gitarrenzupferei setzen die ersten Farbtupfer bei „Monuments Of Old“. Schöne Gitarrenmelodien münden in rockigere Gefilde und erneut in eine lange Instrumentalpassage bis zum Schluss. Eingängiger kommt das recht kurze „Between The Moments“ daher. Himmlische Klänge, wohltuende Gitarrenmelodien, aber auch rockig flotter werdend, eine kleine Verschnaufpause.
„Strangers“ stellt den zweiten Longtrack mit über zehn Minuten dar. Von frickeligen Gitarrenparts über abgehackte Rhythmen und rauhem Gesang bis hin zu Western Vibes mit Uh-Uh-Uh-Chören bietet die Nummer wieder viel zu erleben und setzt mit harten Progmetal Riffs weitere Ausrufezeichen. Bleibt zum Abschluß noch das mit über vierzehn Minuten längste Stück, „Forgotten Paths“. Zunächst mit Akustik Gitarre einsteigend erinnert der schöne Gesang erneut an Peter Nicholls. Etwas Alternative Rock biedert sich zwischendurch an, aber auch elegische Gitarrenmomente aus der Zauberkiste des Prog. Melodisch geprägte Passagen wechseln sich mit druckvollen ab. Es passiert musikalisch so viel, das man erst zum Schluss merkt, das nur zu Beginn Gesang integriert wurde.
Sykofant bringen viele Einflüsse eindrucksvoll unter einen Hut. Mal sperrig fordernd, mal betörend schön und immer mit kleinen Schlenkern zu anderen Stilmitteln werden die Tracks nie langweilig. Machen es dadurch aber auch nie zu einfach, die Songs zu konsumieren. Ein echt interessantes Album, das die Norweger hier abliefern. Freilich nur geeignet für Fans anspruchsvoller Musik, die auch mal über den Tellerrand schauen können.
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