VÖ: 16.06.2017
Label: Universal Music
Autor: MC Lucius
Bewertung: 6,5 / 10
Die Älteren unter uns kennen STYX sicher noch aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Jüngeren Musikfreunden hingegen dürfte die Band aus Chicago kaum noch ein Begriff sein. Waren sie doch weit länger als eine Dekade von der Bildfläche verschwunden. Abgesehen von einem Album mit Coverversionen ("Big Bang Theory", 2005) und einigen Live Alben mussten sich Fans geschlagene 14 (!!!) Jahre gedulden, bis nun mit "The Mission" endlich wieder ein neues (Studio)Album das Licht der Musik - Welt erblickte.
Zwischen AOR und Prog Rock changierte die Musik der Formation schon immer. Dabei schafften sie es, so unterschiedliche Songs wie das folkig angehauchte "Boat On The River", Über - Balladen wie "Babe" oder "Don't Let It End" oder das elektronisch - moderne "Mr Roboto" in die Charts zu bringen.
Die Musik von Styx hat sich anno 2017 nicht wesentlich verändert. Auch der charakteristische Harmoniegesang ist nach wie vor ein Thema. Schon auf den früheren Alben teilten sich drei Musiker die Leadvocals. Tommy Shaw und James "JY" Young, die auch auf "The Mission" als Sänger auftreten, sowie Dennis DeYoung, der die Band in den Neunzigern verließ und durch Lawrence Gowan ersetzt wurde, welcher nun der dritte Vokalist im Bunde ist. Bombastisch angerührter AOR, vermischt mit dem ein oder anderen klassischen Sprenkler ("Khedive"), garniert mit knackigen Riffs ("Gone, Gone, Gone", "Trouble At The Big Show") und proggigen Schlenkern ("Locomotive") prägen das 16. Studiowerk der Band aus Illinois.
"The Mission" ist ein Konzeptalbum, welches eine fiktive Mars Mission im Jahre 2033 thematisiert. Da gehen viele Stücke ineinander über, so etwas unterfüttert ja grundsätzlich den Charakter eines Werkes, welches einem roten Faden folgt. Diesem Umstand würde ich es zuschreiben, dass sich auch viele kurze Songs auf dem Werk befinden. Acht der vierzehn Stücke sind kürzer als drei Minuten, einmal (in "All Systems Stable") bekommen wir auch einen Track mit gerade mal 18 Sekunden vorgesetzt - das grenzt schon ans Unverschämte. So stehen letztlich nur 42 Minuten Spielzeit unter dem Strich. Das war damals, als Styx in voller Blüte standen, durchaus üblich. Eine Seite einer Vinyl Schallplatte gab nun mal nicht wesentlich mehr als 20 Minuten her. Aber heute...?
Dabei tut sich die erste Hälfte der Mission noch am ehesten als typisches Rock Album hervor, wenngleich "Gone, Gone, Gone" doch recht abrupt nach 2:08 Minuten endet. Da wäre deutlich mehr drin gewesen. Wer Styx noch von früher kennt, der weiß, dass große Melodiebögen bei ihnen immer zielführend sind. Das ist auch diesmal nicht anders. Das getragene "The Greater Good" sei hier als Anspieltipp genannt.Ganz anders kommt anschließend "Time May Bend" daher, wo Will Evankovich, der gemeinsam mit Tommy Shaw des Konzept entwickelte und die Story schrieb, als Gastmusiker an den Sythesizern zum Einsatz kommt. Wie überhaupt überwiegend im zweiten Teil des Ganzen. Auch das folgende "Red Storm" präsentiert sich tastenlastig und bisweilen zu verspielt, doch darf hier Shaw auch einmal seine Mandoline erklingen lassen. Ansonsten gibt sich das Arrangement hier recht bombastisch bis sinfonisch.
Ähnlich wie bei Tobi Sammet's Avantasia wird auch die Story auf diesem Album aus verschiedenen Blickwinkeln bzw aus der Sicht unterschiedlicher handelnder Pesonen erzählt, was natürlich bestens auf drei verschiedene Sänger passt. Wer genau hinhört, wird Reminiszenzen an große (britische) Bands der Rock - und Pop Geschichte erkennen. Mal klingt Styx wie Queen, mal wie die Beatles, oder auch - im finalen - "Mission To Mars" wie das Electric Light Orchestra.
Letztlich bleibt Styx aber Styx. Das Rad erfinden sie dabei nicht neu und die Mission scheint mir nur zum Teil erfüllt. An die Meisterwerke "The Grand Illusion" (1977) und "Pieces Of Eight" (1978) reicht "The Mission" nicht heran. War wohl auch kaum zu erwarten. Immerhin konnte sich das Opus in meiner internen Bewertung aber von Hördurchgang zu Hördurchgang steigern. Hätte ich nach dem ersten Durchlauf gerade mal fünf Punkte vergeben, kletterte das Werk nach mehreren Durchläufen doch um anderthalb Bewertungseinheiten nach oben.
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