VÖ: 29.01.2021
Label: Drakkar Entertainment
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Sie stammen aus Südtirol, spielen deutschsprachigen Alternative Metal mit Metalcore-Anleihen und waren mal bei Rookies & Kings unter Vertrag. Das klingt irgendwie verdammt nach Frei.Wild. Und ja, auch Stunde Null nehmen ähnlich dieser Band kein Blatt vor den Mund und werden bei engstirnigen Menschen eventuell auch anecken. Neues Label, neues Album. Das dritte der Band nennt sich „Wie laut die Stille schreit“, daran merkt man schon, daß hier ein Album auf einen zukommt, von einer Kapelle, die was zu sagen hat.
Im Gegensatz zu Frei.Wild setzen Stunde Null mehr auf Elektronika/Programming im Sound, haben dafür aber auch richtig geile Gitarrenthemen und Soli am Start. Das die Band gleich zwei Gitarristen mit Jonas Rabensteiner und Markus Aichner in den Reihen hat, macht sich in meinen Augen bezahlt, denn die Musik kommt deftig fett rüber. Gleich das Eröffnungsdoppel „Alte Lasten liegen schwer“ und „Uneinig einig“ beeindruckt mit hoher Intenstität. Sänger Aaron Puntajer klingt zwar typisch wie ein Deutschrock-Sänger, bringt die Lyrics dennoch eindrucksvoll und inbrünstig rüber, so daß gerade die Refrains wahrlich unter die Haut gehen.
Im Verlauf binden sich immer mehr aggressivere Shouts mit ein, was den Metalcore-Faktor erhöht. Dies ist bei einem Song wie „Willkommen in Deutschland“ auch nötig, denn das brisante Thema, welches die Lyrics überdeutlich aufzeigen, braucht eine gewisse Härte und auch Provokation. „Musik ist weder schwarz noch weiß, weder rot noch gelb“ und schon gar nicht braun. Besser kann man den Kritikern nicht den eigenen Spiegel vorhalten. Wer die Screams von Aaron hört, merkt, daß solch ein Song ein besonderes Anliegen der Band ist.
Sozialkritisches und auch zwischenmenschliche Themen werden verarbeitet und liefern Nummern wie „Bring mich zurück“ oder dem balladesken „Halt mich fest“ entsprechende Melancholie und Traurigkeit, die bei letzterem gar die ein oder andere berührende Träne aulösen könnte. Stunde Null spielen bewusst mit Emotionen und genau das macht das Album so interessant.
Zum Ende hin erhöht sich ein wenig der punkige, rauhe Faktor. Das Hitpotential wie bei den Eingangsstücken geht dadurch etwas flöten, was aber so gewollt ist. Die Lyrics bleiben entdeckenswert wie „Ohne Herz kein Verstand“ oder das abschließende „Leben ist gefählich“ beweisen. Musikalisch eher straight to the edge, wissen auch solche Songs von Stunde Null zu überzeugen.
„Wie laut die Stille schreit“ ist ein äußerst interessantes, deutschsprachiges Album, welches Stunde Null durchaus wieder höhere Chartplatzierungen einbringen könnte. Denn in Deutschland war man mit den ersten beiden Scheiben bereits recht hoch platziert. Dennoch ist das neue Album absolut nicht daraufhin konstruiert, sondern wird seinen Erfolg durch starkes Songwriting, eingängige Melodik und starke Refrains erfahren. Mindestens die Hälfte der Tracks besitzt Hitaussichten, natürlich am Mainstream vorbei. Tolles Album !!
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