VÖ: 24.11.2017
Label: SAOL
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Man würde nicht vermuten, daß die 2015 gegründeten Stray Train aus Slowenien stammen, wenn man nicht das Infoblatt vorliegen hätte. Denn die Musik des Fünfers fußt auf ur-amerikanischen Einflüssen wie Blues, Southern Rock und Country. Bereits ein Jahr nach dem Debut mit dem eigenwilligen Namen „Just 'Cos You Got A Monkey Off Your Back Does Not Mean Circus Have Left Town“ sind die Jungs zurück mit einem neuen Album betitelt „Blues From Hell“, mit einem Untertitel der da heißt „The Legend Of The Courageous Five“. Stray Train scheinen also ein Fable für lange und bedeutungsschwangere Umschreibungen zu haben.
Ganz so höllisch, wie der Albumtitel verheißt, ist die Musik der Slowenen dann doch nicht. Vielmehr zimmern sie aus den eingangs genannten Einflüssen ein gehaltvolles und erdiges Eigengebräu zusammen. Sänger Luka Lamut performt dabei nicht mit rauher, whiskeygeschwängerter Stimme, wie man eventuell vermuten könnte. Nein, meist liegt seine Ausdrucksweise im melodischen Klargesang, der auch mal diesen typischen Country-Sänger Vibe beinhalten kann.
Musikalisch zieht man quer durch das Blues-/Southern Rock Gelände. Hooklines und Melodieführungen, die man meint immer schon mal woanders gehört zu haben, aber in diesem Genre kann man halt auch keine neuen Elemente mehr erfinden. Trotzdem machen die Kompositionen von Stray Train Spaß. Der Opener „Electrified“ legt dann auch gleich mal im Rhythm'n Blues-Stil los mit mehrstimmigem Gesang und leichten AC/DC Riffs. Erdig mit coolem Gitarrensolo garniert.
„Heading For The Sun“ basiert auf tiefer gestimmten Gitarren und im Gesangsbereich wird hier mit viel Echo und Nachhall gearbeitet. Etwaige Soundeffekte und ein stimmiges Break lassen zudem aufhorchen. Wie gesagt, Stray Train verwursten viele Ideen, die man eventuell schon kennt, miteinander, um etwas Eigenes daraus zu erschaffen. Da hört man mal zu Beginn von „Mad Machine“ klatschende Hände und verursacht mit 3-Akkord-Gitarrenspiel latentes Kopfnicken. Oder überbringt fröhliche Stimmung mit pulsierenden Rhythmen bei „House Of Cards.
Natürlich, dem Albumtitel entsprechend, immer mit einem Fuß im Blues stehend, geht’s auf dem Album aber meist rockig zu und wie bei „My Baby's Ride“ sogar sleazig/glamrockig wie zu Cinderella oder Poison Zeiten. Mit diversen Deep Purple-Orgeln und Duetts von Tasteninstrumenten und Gitarren, lässt der Titelsong auch kleinere Vergleiche zu Ian Gillan und Co zu. Ohne allerdings deren Klasse wirklich zu erreichen. Wie will man das auch anstellen ? Die Blues-Ballade folgt mit „Love Is Just A Breath Away“ auf dem Fuß. Man hat so etwas unweigerlich erwartet und die Band lässt logischerweise auch dieses Element nicht aus.
Nachdem es zwischendurch auch mal härter wird („Give It Away“) und man sich schon fast in Hard-/Heavy Rock Sphären wägt, holt man zum Abschluß mit dem groovigen Rocker „No Easy“ und der Akustik-Gitarren/Percussion-Nummer „Miracle“, die zum Schluß hin Fahrt aufnimmt, den Hörer wieder in die vorgefertigten Bahnen zurück.
Mit „Blues From Hell“ ist Stray Train ein gutes Blues-Rock Album gelungen, welches sich mit vielen typisch amerikanischen Eigenschaften wie Southern Rock und Country in spannender Art und Weise präsentiert. Klar, es ist hier im Prinzip nichts Neues zu hören, aber die musikalische Ausrichtung erlaubt eben auch keine großartigen Stilbrüche, die den Spirit des Albums aufbrechen würden. Für Fans ehrlichen und blues-basierenden Rocks ist „Blues From Hell“ allemal eine Empfehlung wert.
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