VÖ: 10.09.2021
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Steve Hackett muss niemandem mehr etwas beweisen. Zu lange ist er schon im Geschäft, zu viele Lobeshymnen könnte man über das Schaffen dieses Mannes, angefangen bei seiner Zeit bei Genesis, erzählen. Deshalb weiß man auch nie, was einen auf dem nächsten Soloalbum des Künstlers erwartet. Anfang des Jahres nahm er bereits seine Hörer mit dem mediterranen Akustik-Album „Under A Mediterranean Sky“ gefangen, was so ein wenig Fernweh ausgelöst hat, da das Reisen in Pandemiezeiten ja nahezu unmöglich war. Jetzt ist es aber wieder Zeit für ein „elektrisches“ Album, um das Virus quasi endgültig wegzublasen. „Surrender Of Silence“ heißt das neue Werk passenderweise und hat, wie üblich, eine Vielzahl an musikalischen Gästen an Bord.
Das musikalische Spektrum von Steve Hackett ist mittlerweile allerdings so vielseitig, er verarbeitet auch sehr viel World Music Elemente in seinen Kompositionen, so daß man auch diesmal keinen unbedingten roten Faden durch die Songs erwarten darf. Deren gibt es 11 Stück. Natürlich, möchte man sagen, faszinierend wie eh und je.
Man muß es halt einfach erleben, wenn beispielsweise beim kurzen Opener „The Obliterati“ wirbelige Gitarrenvirtuositäten mit dramatischen James Bond-Klängen harmonieren. Oder Nad Sylvan mit seiner vertrauten, markanten Stimme das etwas düstere, mit sakralen Momenten startende „The Devil’s Cathedral“ anstimmt. Eine Nummer, die auch auf dessen letzten Soloalben hätte stehen können. Und natürlich symphonisch und proggige Songs a’la „Natalia“, bei welchem Amanda Lehman gastiert und mit ruhigem Gesang und Chören im Background auf dramatische Filmmusik-Klänge und typischen Steve Hackett-Gitarrenelegien hinwandert.
Die Rhythmustruppe ist selbstverständlich handverlesen. Von den Drummern Craig Blundell und Phil Ehart, sowie Nick D‘Virgilio über den Keyboarder/Arrangeur Roger King und den Basser Jonas Reingold sind nur Asse am Werk. Und die Vokalisten neben Nad Sylvan und Amanda Lehmann, Durga und Lorelei McBroom, passen auch hervorragend zu den verschiedensten Stimmungen, welche die Songs auslösen. Selbstredend gibt’s fremdländische Akzente, wie das afrikanisch anmutende „Wingbeats“ mit Tribal Drums und schönen Gitarrenmelodien. Das fernöstlich angehauchte „Shanghai To Samarkand“ inklusive trauriger Violine/Viola (Christine Townsend), welches aber ebenso leichte Neo-Prog Spuren a’la IQ vermittelt. Und auch düsterere Stücke wie das mit abgehackten Rhythmen und Orgelbegleitung aufwartende „Fox’s Tango“ und das auf Programming basierende, durch Fidel tragisch klingende „Day Of The Dead“ sind Bestandteil von „Surrender Of Silence“.
Ein beschaulich ruhiges Ende hat sich Hackett mit „Scorched Earth“ ausgedacht. Zärtliche Chöre und wunderbare Gitarrenmelodien bezaubern, bis ein plötzlicher Donner alles abrupt enden lässt. Grandios. Folgt noch ein kurzes Akustik-Gitarren Spiel mit „Esperanza“ zum Abschluß.
Die Kunst von Steve Hackett besteht nicht nur aus dem Umrahmen seiner begnadeten Gitarrenmelodien mit schmückendem Beiwerk aus adäquatem Gesang und progressiven Elementen. Nein, er haucht jedem einzelnen Song eigenes Leben ein, was von hohem Songwriting-Verständnis zeugt und es scheint, als finde er für jedes Stück auch die geeigneten Mitmusiker/Sänger. So ist „Surrender Of Silence“ wiederum ein großartiges Album geworden, bei dem es viel zu entdecken gibt und man wieder mal nie weiß, was als nächstes folgt. Klar, einen roten Faden gibt es nicht, aber die Songs sind jeder für sich beeindruckend.
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