VÖ: 2018
Label: Eigenvertrieb
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Ursprünglich 2006 als Singer-Songwriter Projekt mit verschiedenen Gastmusikern von Dieter Hoffmann gegründet, ist die Giessener Formation Starfish64 mittlerweile zu einer festen Band gewachsen. Drei Alben gab's bisher und mit „The Future In Reverse“ nun ein ganz neues Werk der Prog-/Artrock Truppe.
Das Album wurde mit minimalem Equipment aufgenommen, so das Booklet, mit ein paar Instrumenten-Spuren hinter der Aufnahmesoftware. Klar, kann man heutzutage so machen, trotzdem klingt „The Future In Reverse“ organisch produziert mit klarer Zuweisung aller Instrumente.
Irgendwie erinnern mich Starfish64 von der Ausrichtung her an die Progband Gazpacho, die ähnlich unaufgeregt und eher ruhig und atmosphärisch zu Werke geht. Große Ausbrüche in puncto Härte und/oder fulminanter Orchestration sind nicht zu erwarten. Mehr entspannend und gefühlvoll ist die Musik und somit nichts für hektische Personen mit aggressiven Neigungen. Die Facebook Seite der Band spricht gar von Dream-Prog. Nun, kann man so stehen lassen.
Das Hauptaugenmerk des Albums, welches insgesamt 5 Songs enthält, liegt natürlich auf den beiden Longtracks „Determination“ (12:43 Minuten) und „Charting An Abyss“ (18:12 Minuten). Aber, der Reihe nach.
Es beginnt mit „Yesterday's Favourite Smile“. Wie zu vermuten sehr ruhig mit träumerischer Gitarre. Der Refrain ist ein sehr schöner und wirkt äußerst positiv gestimmt. Im Verlauf macht sich schon die ein oder andere Gänsehaut beim Hörer breit ob dem tollen mehrstimmigen Gesang und dem leibhaftigen Harmonie Overflow.
„Tomorrow In Dark Water“ startet etwas mystischer und fast gar etwas dunkel atmosphärischer. Diverse Beatles Vibes sind ab und an nicht zu leugnen, ein wunderschönes Gitarrensolo mit hochmelodischer Barclay James Harvest oder Pink Floyd Kante hebt den Song aber eindeutig in den Progrock Bereich der ruhigeren Variante.
Der erste der beiden langen Stücke, „Determination“ startet verklärt, Synthies tauchen erstmals auf und der Gesang von Dieter Hoffmann wird mit viel Echo unterlegt. Zwischendurch erfährt man latent spacige Klänge und auch mal kurz härtere Gitarrenläufe, bevor erneute Pink Floyd- artige Themen den Song hin zu einem ausufernden,computergestylten Part führen.
Melodisch und erstmals mit richtig rockigem Refrain zeigen Starfish64 bei „Molehills“ daß der Begriff „Rock“ in ihrer Stilart durchaus seine Berechtigung hat. Hart wird’s nicht wirklich, aber die tolle Gitarrenarbeit und veinzelte Keys bieten einen schönen Kontrast zum doch eher balladesken Gesang.
Ein wahrer Hammer ist der Band dann letztendlich mit dem zweiten Longtrack „Charting An Abyss“ zum Abschluß des Albums gelungen. Kurze Kinderstimmen eröffnen den Song, der mich sowohl vom Gesang wie auch musikalisch etwas an die Schweizer Clepsydra erinnert, falls die (noch) jemand kennt. Permanente Gänsehautmomente sind Programm, sowohl aufgrund der traumhaft schönen, elegischen Gitarrenklänge, als auch der bezaubernden Klangwelten in Form von Akustik-Gitarren, dem mehrstimigen Gesang inklusive Dame (Julie Pownall) und dem abschließend entspannenden Gesangs/Gitarrenpart. Ein Piano entlässt uns dann aus dem Album.
„The Future In Reverse“ ist ein hervorragendes Dream-Prog Album (nennen wir es halt mal so) geworden, daß sich hinter der aktuellen Gazpacho Scheibe und ähnlichen Progbands ruhigerer Art nicht verstecken muß. Zitate zu Bands wie Pink Floyd, Marillion, Porcupine Tree, Barclay James Harvest oder eben ab und an auch den Beatles lassen das Album zu einem Hörgenuss werden, der bezaubert, wohlige Atmosphäre erschafft und jederzeit authentisch wirkt. Und das ist nicht nur der Verdienst von Mastermind Dieter Hoffmann, sondern von seinen Mitmsuikern und zahlreichen Gästen ebenso.
Mit Starfish64 scheint ein echter Stern am Prog-Firmament aufgegangen zu sein. Bitte um Entdeckung !!
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