VÖ: 12.09.2014
Label: High Roller Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Schon seit einiger Zeit werden die deutschen Stallion angekündigt als der nächste heiße Act. Mit ihrer EP „Mounting the World“ konnte man im Untergrund aufhorchen
lassen und einen Achtungserfolg erzielen. Ein Auftritt beim Keep it True Festival folgte und daraus lässt sich bereits die Klientel der Hörerschaft ausmachen, welche Stallion erreichen wollen.
Traditionsreicher Speedmetal in der Schnittmenge mit hausgemachtem Hardrock und einer Prise Thrash....der Aufmarsch der jungen Wilden in der Metalszene geht weiter. Mit „Rise and Ride“ erscheint
nun der von vielen ersehnte erste Longplayer und eine folgerichtige Tour mit den Rockern von Bullet ist bereits bestätigt. Der Aufgalopp hat begonnen....
In bester Running Wild Manier eröffnet der Titelsong den musikalischen Reigen. Der Song geht sofort ins Ohr und in die Füße. Sänger Pauly performt in recht hohen Lagen, praktisch wie Rock'n Rolf, nur höher und auch die beiden Gitarristen Äxl und Oli schredden wie Running Wild in besten Death or Glory – Zeiten. Cool auch die düstere Märchenstimme zu Anfang und zum Schluß. Ein wahrer, purer Heavy Metal Smasher.
„Wild Stallions“ galoppiert im Anschluß mit aller metallischer Macht durch die Prärie. Der Gesang von Pauly ist hier zwar immer noch in recht hohen Lagen zu finden, aber deutlich aggressiver und die Accept-lastigen Refrain-Chöre lassen den Song zur Speed-Metal Bandhymne werden. Zwischendurch wird mal das Tempo verschleppt, um gediegen zu riffen und solieren. Wer hier nicht seine Rübe schüttelt, hat keine.
Saxon zu Wheels of Steel – Zeiten fallen einem zu Beginn von „Streets of Sin“ ein. Der Gitarrensound ist klar Priest-orientiert, damals als man mit „Heading out the Highway“ brillierte. Pauly's Organ ähnelt hier komischerweise manch altem Hairmetal-Shouter bzw. Jonathan Scott K. Bekanntlich Vocalist der unsterblichen Melodic-Metal Recken Q 5. Alles in allem ein nicht ganz so schneller Song, wie das zuvor Gehörte.
Die volle Post geht dagegen wieder bei „Stigmatized“ ab. In Anlehnung an Altmeister wie Exciter oder Razor haut man ein Götterriff nach dem anderen raus, zwischendurch ein Maiden-Gedächtnispart. Der Refrain ist im Gegensatz zur musikalischen Hochgeschwindigkeit teilweise äußerst melodisch, der Gesang aber meiner Meinung nach wieder etwas zu hoch. Die Stimmlage bei „Streets of Sin“ hat mir hier deutlich mehr zugesagt.
„Canadian Steele“ ist eine von zwei Neuaufnahmen und hat sich anscheinend bereits zu einem Underground Hit für die Fans gemausert. Hauptsächlich wegen seiner Anleihen bei alten WASP. Gerade zu Beginn könnte man meinen, Blackie Lawless persönlich hätte zum Mikro gegriffen. Obwohl, die hohen Schreie zwischendurch bekommt der Herr dann doch nicht mehr hin. Sehr fein auch das Gitarrensolo Duell, welches Tipton/Downing zur Ehre gereicht hätte. Da man den Refrain auch noch toll mitgröhlen kann, hat der Song die Bezeichnung Underground Hit vollkommen verdient.
Gemächlich rock'n rolliger geht’s zu bei „Bill to Pay“. Könnte durchaus einer Rotzrock-Kapelle entstammen. Einfache Songstrukturen, dirty guitars mit nettem Solo garniert und ein auf den Punkt kommender Refrain. Dem Song fehlt bis dahin die Würze. Erst als ab der Mitte die Gitarren solieren und sich gegenseitig zu-riffen kommt Bewegung in die Geschichte. Trotzdem eher ein durchschnittlicher Rock'n Roll Titel.
Da erfreut man sich doch lieber an dem pfeilschnellen „Watch Out“. Ähnlich wie „Wild Stallions“ mit ordentlicher Accept-Kante, aber im Gesang wiederum WASP nicht unähnlich. Etwas holprige Gitarrenparts schmälern die Hörfreude etwas, da zu immens unsauber gespielt. Somit bleibt lediglich der gute Refrain und das kurze Gitarrensolo im Gedächtnis hängen. Hier war mehr drin !
„The Right One“ ist dann die bereits erwähnte zweite Neueinspielung. Der Song kann mit erfreulicher US Speedmetal Schlagseite punkten. Klasse Gitarrenarbeit und Pauly, wie man ihn immer hören möchte. Mit genügend Aggression in der Stimme und auch in hohen Lagen extrem Metal. Die kurzen melodischen Gitarrensoli wirken zwar etwas fremd am Platz, schmälern den Gesamteindruck aber nicht wirklich. Feines Teil !!
Mit balladesken Tönen wird „The Devil Never Sleeps“ eingeleitet. Aber keine Angst, von Ballade ist der Song weit entfernt. Eher standen hier manche Midtempo Songs von Priest Pate. Das musikalische Handwerk ist auch hier eindrucksvoll old-school, irgendwie fehlt allerdings der letzte Schliff. So können mich beispielsweise die Gitarrenübergänge nicht durchgehend überzeugen.
Mit dem abschließenden „Wooden Horse“ vereint man nochmals die positiven Elemente des Albums. Mitgröhl-Refrain, aggressiv hoher Gesang, tolle Gitarren-Riffs und unbändige Spielfreude.
So einfach kann Metal sein.
Stallion werden den Vorschußlorbeeren zum größten Teil gerecht. Man merkt der Band die Frische, den Willen und das Know How an, antiquierten Speed-/US Metal qualitativ hochwertig in die heutige Zeit zu powern. Sie reihen sich nahtlos in die Riege der jungen Wilden, wie Enforcer oder Air Raid ein und befinden sich wahrscheinlich schon jetzt auf der Überholspur.
Daß das Album nicht komplett durchgehend überzeugen kann, wurde erwähnt, mag aber noch der Ungestümheit und Jugend geschuldet zu sein. Dies kostet noch den ein oder anderen Punkt.
Man ist aber auf einem sehr guten Weg und man wird sicherlich noch viel hören von Stallion, denn an Aufmerksamkeit mangelt es ja nicht und mit solch hochwertigen Produkten trägt man selbst zur Genüge seinen Teil dazu bei.
Die Hengste sind los....
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