VÖ: 04.12.2020
Label: Pride & Joy Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Die hessischen Squealer sind bereits seit den 80er Jahren eine feste Konstante im deutsche Metalunderground, die trotz einiger Achtungserfolge nie den richtigen Durchbruch geschafft hat. Als man auf dem besten Wege war, dies zu schaffen, wurde man schmerzhaft durch das Ableben von Sänger Henner (R.I.P.) ausgebremst. Zwar schaffte man noch ein zwei Alben, doch bis 2018 blieb es 10 Jahre lang recht still um die Jungs aus Schwalmstadt. Dann gab es mit dem gutklassigen „Behind Closed Doors“ ein ansprechendes Comeback und jetzt soll mit dem neuen „Insanity“ weiter verlorener Boden gutgemacht werden.
Dabei bleiben Squealer ihrem Stil im Prinzip treu. Kräftiger Metal mit viel Hang zum Thrash paart sich mit Powermetal, der aber niemals in Tralala-Melodien abdriftet. Mit Sebastian Werner hat man dabei einen Sänger in den Reihen, der sehr gut die aggressiven Momente rüberbringt und mit seiner rauhen Stimme bei Songs wie dem Opener „Into Flames“, dem bissigen „My Journey“ oder „Power Of Bliss“ eine amtliche Thrash Kante auffährt. Da es im Line Up der Hessen kein Gründungsmitglied mehr gibt, ist Gitarrist Lars Döring der Dienstälteste in der Mannschaft und transportiert mit seinen harschen Riffs dieses Thrash Gefühl von früher mit ins Hier und Jetzt. Zusammen mit Sidekick Michael Schiel sorgen die Jungs für knallharte Riffs, aber auch quirlige Soli und auch den ein oder anderen augenzwinkernden Spielwitz.
Doch ändern Squealer ihren Stil immer wieder in Richtung Powermetal, bei dem Klargesang die größte Rolle spielt, aber auch mit Chören im Refrain und schnellen, melodischen Gitarreneingängigkeiten gearbeitet wird. Der Gesang ähnelt hier und dann ein wenig dem des Bernie Weiss von Axxis, der dann tatsächlich auch auf einem Stück als Gastsänger auftritt. So ist beispielsweise der Titelsong „Insanity“ so ein typischer Powermetal Stampfer, denn man auch bei Mystic Prophecy oder Primal Fear verorten könnte. Bei „Low-flying Brains“ lässt man sogar ein Piano erklingen (Ingmar Klipper). Fernab von Klischees sind das gut reinlaufende Nummern, die man immer wieder auflegen kann und die sich nicht großartig anbiedernd aufdrängen.
Da hätten wir aber vielleicht auch ein klein wenig das Problem, welches Squealer mit sich herumtragen. Die absoluten Hits sind halt nicht vorhanden. Erdiger, qualitativ hochwertig gespielter Metal steht im Vordergrund, den ein oder anderen vielleicht kommerzielleren Ansatz, der zum Hit fungieren würde, lässt die Band außen vor. Ich bin aber nicht der Meinung, daß man dies Squealer ankreiden sollte, denn sie spielen halt lieber ihre ehrliche Musik, die auf Clubbühnen und auf Festivals nachmittags eher abräumen, als im Hochglanz die Headliner Positionen ergattern zu wollen.
Mit dem Abschlußtrack „Black Rain“ gibt’s letztendlich noch eine Power Ballade, bei welcher der angesprochene Bernie Weiss seine Stimme zum Besten gibt. Zudem auch Zakk Stevens, was mir persönlich aber nicht aufgefallen ist. Ebenso hat Roland Grapow hier ein Gitarrensolo beigesteuert.
Es ist schön, solche Bands wie Squealer in der Szene zu wissen, die mit ihrem ehrlichen Metal und ohne zu große Annäherung an die Platzhirschen der Branche zu überzeugen verstehen. Klar, Einflüsse sind natürlich da, aber der größte Einfluß ist die eigenen Vergangenheit selbst und somit ist auch „Insanity“ ein starkes Statement der hessischen Power-Thrasher.
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