VÖ: 07.04.2017
Label: MDD Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Spitefuel sind aus den Aschen der Heilbronner Formation Strangelet entstanden, die mit „First Bite“ einen überraschend starken (Melodic) Metal –Einstand feierten. Plötzlich kam der Split, wir lassen hierzu die Gründe außen vor, denn im gleichen Atemzug formierten sich Sänger Stefan, Bassist Finn und Gitarrist Tobias unter neuem Banner. Spitefuel nennt sich, wie erwähnt, dieses neue Banner und man gesellte Drummer Björn (obwohl die Drummerin bei Strangelet äußerst hübsch war, schade…)und den zweiten Gitarristen Timo hinzu. Im Gegensatz zu Strangelet fällt auf, daß man mit der neuen Band komplett auf Keyboards verzichtet und fährt dafür eben eine zweite Gitarre auf.
Somit wird schon hier klar, daß bei Spitefuel die Zeichen auf mehr Gitarren, Härte und Metal stehen. Einen ersten Eindruck konnte man mit der Single „Sleeping With Wolves“ bereits vor einiger Zeit gewinnen, eine im wahrsten Sinne des Wortes tierische Abgehnummer, die sich auch auf dem nun endlich vorliegenden Debut-Album „Second To None“ wiederfindet.
Aushängeschild bei Spitefuel ist natürlich wieder, ohne den anderen Musikern weh tun zu wollen, die sympathische Rampensau Stefan Zörner, der ewig jung gebliebene ex-Lanfear Fronter, der so jung gar nicht mehr ist (sorry, mein lieber Stefan, he he). Seine Stimmfärbung passt haargenau zur Ausrichtung von Spitefuel und der Junge kommt zu jeder Zeit authentisch rüber. Mal typisch Metal-Shouter, dann wieder etwas sleazig….Stefan bietet eine breites Spektrum im (melodischen) Heavy-Bereich.
Das Album beginnt mit beginnt etwas klischeehaft mit einem symphonischen Intro („On Burning Wings“), wie man es von Fantasy-Verfilmungen her kennt. Wenn man weiß, daß Stefan Zörner nebenbei auch noch Buchautor ist und soeben eine Fantasy-Geschichte veröffentlicht hat, kann man vermuten, weshalb dieses Intro sein muß. Aber keine Angst, „Second To None“ ist mitnichten ein Fantasy-Metal Album a‘ la Blind Guardian oder Orden Ogan. Sondern Spitefuel treffen vornehmlich die traditionelle Heavy Metal Schiene mit leichtem Hang zum Power Metal.
Paradebeispiel für die neue Ausrichtung ist gleich der Opener „Purified“, zu dem es mittlerweile auch ein Video gibt (siehe Hörprobe auf der linken Seite). Riffs in bester Accept Manier peitschen den Song nach vorne und der Song an sich legt ein flottes Tempo vor. Gesang, Refrain und Gitarrenspiel lassen das Stück zum echten Smasher werden, welcher sicherlich ein Höhepunkt im Liveprogramm der Band sein wird. Wie gemacht zum Bangen und Fäuste recken. Typisches Futter für den Echt-Metaller sozusagen. „By My Hand“ macht genauso weiter, wirkt aber nicht ganz so eingängig, sondern etwas sperriger. Mit „Whorehouse Symphony“ nimmt man dann erstmals etwas den Fuß vom Pedal. Der Song spielt mehr in der Dirty Rock’n Roll Liga und Stefan Zörners Gesang kommt hier schön fies und dreckig rüber. Man fühlt sich fast an amerikanische Sleaze-Rock Zeiten mit Guns N’Roses oder auch Ratt erinnert. Coole Nummer.
Auch zwei ruhigere Stücke gönnen sich Spitefuel auf ihrem Debut. Die Halb-Ballade „Regrets“ schippert dabei mehr in Jon Bon Jovi’s „Blaze Of Glory“-Gewässern mit der Akkustik-Klampfe und der etwas räudigen Lagerfeuer-Atmosphäre. Der Song wechselt mehrmals zwischen ruhigen Momenten und gelegentlichen rockigen Ausbrüchen hin und her. „Fly“ dagegen ist eine typische Frauen-Ballade (sorry, Jungs !), die mir viel zu süßlich und belanglos daher kommt. Hier herrscht definitiv Nachbesserungs-Bedarf beim nächsten Mal. Dennoch beherrschen Spitefuel die langsameren Töne generell genauso gut wie die schnelleren Metal-Abfahrten, was für eine ausgewogene Atmosphäre des gesamten Albums sorgt.
Vielleicht gehen die Schwaben noch einige Male zu sehr auf Nummer sicher. Die Riffs, die wirklich gut knallen, sind recht einfach gehalten und man hat immer das Gefühl, man kennt das gerade Gehörte irgendwo her. Aber die Homogenität der Songs gibt der Band recht und man verzeiht den ein oder anderen Querverweis auf Accept, Dio oder manchmal Saxon recht schnell. „Triad of Faith“ und „Devil’s Darling“ sind pure Metalhymnen auf erhöhtem Niveau, zwar nicht ganz so die Reißer, wie die beiden Eröffnungs-Nummern, aber dennoch wirkungsvoll.
Dagegen wirkt das abschließende „It Remains Empty Forever“ etwas halbgar, obwohl man dem Song sogar einen kleinen Schuß Epik spendiert hat.
„Second To None“ ist ein toller Einstand für Spitefuel. Songs, Sound und Stimmung sind überzeugend gestaltet, so daß man als wahrer Metaller an solch einem Album gar
nicht vorbeikommen kann. Klar, die Band geht oft auf Nummer sicher und greift auf Altbewährtes zurück. Mal erinnert die Gitarrenarbeit an Accept, mal an Sleaze-Rock der US 80er. Aber die wilde
Horde aus Heilbronn verfolgt schon auch ihren eigenen Stil und verabreicht dem Traditions-Metal eine wahre Frischzellenkur. Von Martin Buchwalter in den Gernhart Studios produziert hat die
Band auch in diesem Punkte Qualität gewählt, was dem Sound des Albums nachhaltig zugute kommt.
Stefan Zörner hat gerade in den sozialen Netzwerken impulsiv auf dieses Album hingewiesen, so daß man gespannt sein mußte, was unterm Strich dabei rauskommt. Das Warten darauf hat sich gelohnt und man sollte sich dieses Album keinesfalls entgehen lassen. Die Gesamtperformance der Band inklusive intensiver Live-Shows lässt für die Zukunft noch Großes erahnen.
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