VÖ: 03.11.2017
Label: El Puerto Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Was, da singt ne Frau ? Mir schwante schon wieder Fürchterliches. Bands mit Frauengesang (sorry, Ladies) war noch nie so richtig mein Fall. Aber das hier zog mir dann die Füße unter dem Boden weg. Was ich meine ist die Band Souldrinker, eine deutsche Kombo, gegründet 2013 und mit Iris Boanta hat man eine wahre Powerfrau in den Reihen. Ganz ehrlich, hätte ich die Bandinfo nicht gelesen, ich hätte nicht geglaubt, daß hier eine weibliche Person intoniert. Die Dame klingt recht rauh und in manchen Momenten sogar wie Edguy’s Tobi Sammet (in seinen besseren Tagen). Ein richtig edles Metal-Stimmorgan die Frau, Hut ab….ich bin überzeugt.
Aber auch die Musik des neuen und ersten Albums „War Is Coming“ (zuvor gab es 2 EP’s, wenn ich richtig informiert bin), kann viel. Zwar kann man Souldrinker im Großen und Ganzen als Powermetal-Formation sehen, aber etliche Thrash-Elemente und unheimliche Wucht in den Kompositionen bieten weit mehr. Das man musikalisch so sehr zu überraschen weiß, kommt nicht von ungefähr. Hat man mit Mystic Prophecy’s Markus Pohl doch einen fantastischen Gitarristen in den Reihen, der natürlich eine gehörige Portion Erfahrung mitbringt. Nichtsdestotrotz aber schmeißt er ein tolles Riff nach dem anderen in die Songs. Und wenn man dann noch erfährt, das T. Ihlenfeld von Brainstorm der Besitzer des Labels ist, wo „War Is Coming“ erscheint, weiß man in etwa, wohin die Reise geht.
Das Album beginnt mit düsterem Sprecher (nichts wirklich Neues, aber atmosphärisch wirksam), bevor mit „Let The King Bleed“ der erst echte Smasher ertönt. Wie es sich gehört, also volle Pulle ins Album hinein. Hier kann Iris gleich ehrgeizig zeigen, was sie kann….und das ist unglaublich. Egal, ob Rhythmus, Leads oder Refrain, die Stimme hält alles und die Riffs thrashen ins Gebälk. Speedig, powervoll und kompetent. Ein echtes Highlight zu Beginn. Auch das folgende „Souldrinker“ lässt nicht locker und feuert gleich die nächste Salve ins Publikum, bevor „Promised Land“ etwas das Tempo zurückfährt, aber nicht minder intensiv rüberkommt.
Mit „To The Tick“ bringen Souldrinker dann den zweiten kleinen Hit. Ein Kracher, der sicherlich DIE Live-Hymne werden wird. Kompromisslos, aber dennoch eingängig und mit einem fast gang-shoutigen Refrain, der förmlich nach Fäuste-nach-oben schreit. Richtig gelenkiger Powermetal-Shooter mit Randnotizen zum Thrash.
Kein Wunder, daß man danach von „nur“ noch guten Songs sprechen kann. Denn zwar gibt es immer noch viele gute Ideen und tolle Refrains zu erleben, aber die ganz großen Knaller verballert man zu Beginn. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn auch Songs wie „Raise The Flag“, „Fire Raiser“ oder „Take My Pain“ kann man durchaus zur Oberklasse teutonischen Metals zählen. Lediglich mit den beiden Abschluß-Tracks „Voices“ und „Final Stand“ geht dann etwas die songwriterische Puste aus. Dennoch bleibt man als Metaller zum Ausklang mit einem Lächeln zurück und fängt wieder von vorne an zu hören.
Meine Herren (und Damen), was für ein Einstieg ins Full-Length-Album-Leben. Klar, die Musiker sind weitestgehend erfahrene Leute, aber trotzdem muss man erst mal solche Songs wie aus einem Guß hinkriegen. Auch wenn zum Ende hin das Ganze ganz leicht abflacht, ist „War Is Coming“ eine der positivsten Powermetal-Überraschungen seit langer Zeit. Und wenn man dann noch solch eine klasse Stimme wie Iris Boanta in den Reihen hat, die jedem männlichen Shouter mindestens ebenbürtig ist, wenn nicht sogar viele davon weit übertrifft, kann man ohne Wenn und Aber von einem Spitzen-Debut sprechen. Also…ich bin wahrlich geplättet und hätte einen Knaller wie diesen im Leben nicht erwartet.
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