VÖ: 01.02.2019
Label: Silver Lining Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Mit der schwedischen Progmetal Band Soen geht es kontinuierlich bergauf. Die vom ex-Opeth Schlagzeuger Martin Lopez gegründete Band scheint sich im Bezug auf das Line Up stabilisiert zu haben und hat nach 2017 wieder ein neues Album, das nun insgesamt vierte, veröffentlicht. „Lotus“ nennt sich der neue Dreher und hat es mittlerweile gar auf recht hohe Chartpositionen (Platz 22 in Deutschland beispielsweise) geschafft. Auch eine Tour als Headliner ist am Kommen, somit alles im grünen Bereich bei Lopez, Sänger Joel Ekelöf, Gitarrist Cody Ford, Bassist Stefan Stenberg und Keyboarder Lars Ahlund.
Musikalisch sind Soen im atmosphärischen Progrock unterwegs, durch die teils hart angeschlagenen Gitarrenriffs auch durchaus dem Progmetal zuzuordnen. Dies legt natürlich Ähnlichkeiten zu eben Opeth, Tool oder auch Anathema nah. So startet der Opener „Opponent“ gleich mit fulminanten Gitarren, der teils mehrstimmige, meist sanft und klar tönende Gesang von Joel Ekelöf nimmt der Härte allerdings recht schnell die Aggressivität. Orgelspiel und diverse Elemente des Alternative Rocks lassen die Nummer nicht zu eingängig werden und nach einem Break wird’s ruhig und einfühlsam. Hier schlagen die Gitarren elegische Töne an, bevor es insgesamt weider härter wird.
Diese Art und Weise des Songaufbaus findet man bei Soen häufiger. Immer wieder wechseln getragene, teils balladeske Momente mit harten und modernen Gitarrenläufen ab. Immer im Fokus die schönen Gesangsmelodien, die auch in Folge oft mehrstimmig interpretiert werden. Auch die Refrains wirken jederzeit gekonnt und stimmig, so daß man durchaus von „Schönheit“ in der Musik von Soen sprechen kann. „Martyrs“ ist so ein Beispiel, wo harte Riffs und Progmetal-Druck auf Piano Break und ruhigen Gesang samt entspannter Passage und Paukenschlag-Drums treffen. Überhaupt spielen die Drums von Martin Lopez in den Songs eine wichtige Rolle. Sie treiben nicht nur die Rhythmen voran, sondern spielen sich auch durch heftige Schläge auf Tom's und Becken oft mit in den Vordergrund.
Musikalisch sind Soen allererste Sahne und packen Vielseitigkeit und Songwriting-Verständnis in ihre Songs, so daß diese nie verkopft oder sperrig rüberkommen, sondern immer im Fluß bleiben. So hat man es beim Titeltrack mit legeren Klängen und einem schönen, leicht melancholischen Song inklusive tollem Gitarrensolo zu tun, wechselt beim darauffolgenden „Covenant“ aber nach verspieltem Beginn und Bass-Präsenz zu modernen, harten Riffs im Verbund mit düsteren Vocals und leicht spacigen Klängen. Abgehackte Gitarrenrhythmen und der intensive Refrain bieten Spannung pur, Langeweile erlebt man bei Soen nie.
Ein Kleinod progressiver Musikkunst ist „River“. Eine melancholische Ballade mit ruhigem Gesang und Piano startend und sich durch Akustik-Gitarrenunterstützung zur Gänsehautnummer empfehlend. Danach gibt’s bei „Rival“ wieder puren Progmetal mit Härte und groovenden Midtempo-Rhyhtmen. Sehr intensiv und treibend.
Das abschließende „Lunacy“ ist mit über 8 Minuten das längste Stück auf „Lotus“, baut sich langsam mit Gitarre und Gesang auf, steigert sich dann in puncto Härte, bis Soen die Nummer mit ruhigem, mystisch inspiriertem Part lange ausklingen lassen.
„Lotus“ ist ein feines Progressive Rock-/metal Album, daß seine Inspirationen sicherlich auch durch die oben genannten Bands erhält, aber dennoch in eigenem Stil die Kompositionen interpretiert. Den Begriff Supergroup, den man Soen andichtet, mag man so nicht stehenlassen, denn bei solchen Zusammensetzungen sind Alben oft uninspiriert und seelenlos. Das kann man von diesem vorliegenden Werk nicht behaupten. Man hat es mit super Musikern zu tun, keine Frage, die Songs klingen aber allesamt durchdacht und gemeinsam mit Feinschliff ausgesarbeitet.
„Lotus“ ist ein Album, welches berührende Momente mit harten Passagen vereint, dabei viel Gefühl erzeugt und musikalisch sehr anspruchsvoll ist. In dieser Form sind Soen absolut der Prog(metal) Spitze zuzuordnen.
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