VÖ: 18.06.2021
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Gitarrist Anders „LA“ Rönnblom, eventuell bekannt von Wolfpakk, hat sich aufgemacht, ein neues Hardrock-Projekt zu gründen. Dieses kommt jetzt unter dem Namen Social Disorder und das dazugehörige Album nennt sich „Love 2 Be Hated“. Und Leute aufgepasst ! Das ist ohne Zweifel eines der stärksten (Melodic)Hard Rock Alben der letzten Jahre. Bands wie Lords Of Black oder Inglorious können sich warm anziehen, denn was hier mit den 10 Songs auf uns zu kommt, ist ganz schwer zu toppen.
Das liegt zum einen an dem Songwriting-Verständnis von Anders Rönnblom, zum anderen an den fantastischen Musikern, die er sich für Social Disorder geholt hat. Oft fehlt es solchen Supergroups dann an Herzblut und trotz allen Könnens an Seele, nicht so bei „Love 2 Be Hated“. Für die Gitarrenparts stehen gleich reihenweise diverse Größen Gewehr bei Fuß, so z. B. Tracii Guns, Jeff Duncan (Armored Saint) und Johan Niskanen (Dust), am Bass findet sich Legende Rudy Sarzo wieder (u.a. Quiet Riot, Ozzy Osbourne) und an den Drums beispielsweise Shawn Duncan (DC4) und Snowy Shaw (King Diamond, Dream Evil). Für gepflegte Tastenarbeit sorgen Leif Ehlin (Perfect Plan) und Dave Stone (Rainbow).
Das klingt schon wie ein Who-is-Who der Hard Rock Szene. Das alles überragende Element bei Social Disorder ist aber der bisher weitestgehend unbekannte Sänger Thomas Nordin. Dieser wohnt anscheinend im selben Ort wie Anders Rönnblom und kann als absoluter Glücksgriff bezeichnet werden. Irgendwo stimmlich in der Nähe von Joe Lynn Turner gibt es ab sofort starke Konkurrenz für den „Wunder“-Sänger Ronnie Romero. Thomas Nordin steckt den guten Ronnie mal locker in die Tasche.
Doch das wäre ja alles nichts, wenn die Songs wenig taugen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Spieluhr und der langsame Beginn des Openers „Windy Road“ bereitet auf einen grandiosen Hard Rock Smasher vor, der sofort mit dem starken Gesang von Thomas Nordin punktet. Mit mehrstimmigem Refrain gewinnt die Nummer immer mehr an Power und spielt in einer Liga mit alten Whitesnake Klassikern. Das obligatorische Gitarrensolo sorgt ebenso für offene Münder. Ein Album dieser Art kann man nicht besser starten. Mit starken Hooklines gespickt geht es mit „Dreaming“ weiter. Sehr powervoll und eingängig legen Social Disorder trotzdem Wert auf erdigen Sound, ohne Kitsch und Gloria. Orgelbegleitung im Back legt einen gewissen Deep Purple Einfluss offen, das Twin-Gitarren-Solo sucht seines Gleichen.
Und das Album lässt auch in Folge nicht locker. Immenser Groove und ein wenig Southern Rock Vibes bei „Scars“ und „Out Of Love“, bei denen ebenfalls mit Background-Chören Atmosphäre geschaffen wird, straighte Fußwipper im Whitesnake Style („Raise A Glass“) und die rein instrumentale Thin Lizzy Verneigung „Wings Of Serenity“ zum Abschluß sind lediglich Beispiele, was den Hörer über knapp 40 Minuten auf „Love 2 Be Hated“ erwartet. Einzig und allein die wenig spektakuläre Ballade „The One“ fällt etwas ab, da etwas von der Stange klingend. Schöne Melodien und der Beweis, das Thomas Nordin's Stimme auch die ruhigeren Momente perfekt intoniert, zeigen dennoch die Klasse dieser vielen fantastischen Musiker.
Social Disorder sind ein Muß für alle Freunde des gepflegten Hard Rocks, der seine Wurzeln aus den Protagonisten der End70er bis Mitte80er Jahre zieht und trotzdem modern und zeitgemäß klingt. Trotz der Vielzahl an verschiedenen Musikern wirken die Songs allesamt homogen und überragend interpretiert. Jeder einzelne Song hat seine speziellen Momente und beeindruckt mit Eingängigkeit, Spielfreude und Intensität. Was nicht zuletzt auch dem Sänger zu verdanken ist. Ob es in dieser Form noch mal ein Nachfolgealbum gibt, darf angezweifelt werden, denn wie will man solche Songs noch großartig verbessern ?
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