VÖ: 19.02.2021
Label: Pride & Joy Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Bei uns im Ort gab's mal einen Alleinunterhalter namens Siggi Schall. An diesen musste ich denken, als ich den Namen Siggi Schwarz las, der mit „The Fire Inside“ bereits sein elftes Album herausbringt. Aber Herr Schwarz ist mitnichten ein Alleinunterhalter, sondern hat mit dem Ami David Schaefer am Mikro, Basser Benny Jud und Drummer Bene Neuner eine richtige Band am Start. Siggi selbst ist seit jeher Gitarrist und hat mit vielen namhaften Künstlern bereits die Bühnen geteilt. Allen voran hat er sich seine Sporen durch die Zusammenarbeit mit Michael Schenker verdient, dem er zudem zwei Alben produziert hat. Irgendwie komisch, daß ich bisher den Mann nicht kannte.
„The Fire Inside“ fußt auf geradlinigem Hardrock der 70er/80er Jahre, bei dem natürlich die Gitarrenarbeit von Siggi Schwarz im Mittelpunkt steht, aber immer den Songs dienlich bleibt. Der Opener „Spend the Night with Me“ beginnt mit Hu-Ha-Schreien und amtlichem Hard Rock Riff, zeigt aber auch gleich den guten, teils mehrstimmigen Gesang von David Schaefer. Ein wenig klingt der Song nach den Kanadiern Triumph, die hochwertige Gitarrenarbeit von Schwarz und seine dazugehörigen Soli lässt die Briilianz des Saitenmeisters aufblitzen.
Mit „Activated“ folgt ein fröhlicher Rocker mit melodischem Solo, bevor es mit „Badass“ nach überraschend funkigem Auftakt mehr in Richtung Aerosmith geht. Auch AC DC sind Siggi Schwarz nicht unbekannt, zumindest wenn man das Riff von „Give It To Me“ hört. Auch „Lockdown Love“ lässt die Australier durchschimmern, wenn man im Slow Waltz Takt und bluesiger Note etwas an den Song „The Jack“ erinnert.
Beim flotten Rocker „Cheap Love“ sind erneut Parallelen zu Triumph zu vernehmen. Gar ein Solo im Eddie Van Halen Stil gibt’s bei „Daydreamer“ auf die Ohren. Nachdem mit „Get Together“ langsame Gitarrenmelodien und swingende Rhythmen zum Tanzen eingeladen haben, wird’s bei „Rockin' Through The Night“ dem Titel entsprechend richtig heavy. Ein Beweis, daß man es auch ordentlich knallen lassen kann, wenn man nur will.
Es folgen noch ein paar weitere Stücke, welche die bisher gesponnenen Fäden weiterziehen. Leicht und fröhlich mit legerem Solo bei „Love Is A Wave“, langsamer und fußwippend bei „Simple Life“ und gar mit Rockabilly bzw. Boogie Momenten bei „B-Boogie“. Alles komptent und hervorragend gezockt. Abwechslungsreicher, melodischer (Hard)Rock, der wenig Wünsche offen lässt.
Und wenn dann noch wie bei „You Know Better“ die Mundharmonika ausgepackt und etwas dem Southern Rock gefrönt wird, ist endgültig die stilistische Bandbreite ausgeschöpft. Da passt der abschließende flippige Groover „Super Hyperactive Boy“ (eigentlich nur ein CD Bonus Track) wie die Faust auf's Auge dazu.
Siggi Schwarz zeigt mit seinen Mitstreitern, wie vielseitig man ein Album im Bereich des melodischen Hard Rocks gestalten kann. Dazu ein echt guter Rock-Sänger und qualitativ gute Rhythmus-Musiker, die es verstehen, echte Songs zu kreieren und nicht etwa auf Soloeskapaden des namensgebenden Gitarristen abzielen. Der zeigt zwar in jedem Song seine Kunst, lässt aber die Songs atmen und sich entfalten. Asche auf mein Haupt, daß ich diesen verdienten Musiker namens Siggi Schwarz vorher nie wahrgenommen habe. „The Fire Inside“ liefert starke Argumente, das jetzt nachzuholen.
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Miri (Dienstag, 12 Januar 2021 15:36)
Ich liebe dieses Album jetzt schon!