VÖ: 23.02.2018
Label: Lion Music
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Mehr als 25 Jahre sind sie inzwischen in der im Melodic Metal Underground Szene präsent. 1990 gegründet, veröffentlichten Seyminhol bisher fünf Studioalben. Das aktuelle Werk “Ophelian Fields” basiert auf dem Charakter der Ophelia aus dem Shakespeare Drama “Hamlet” und knüpft somit an den Vorgänger “The Wayward Son” (2015) an. Es wird hier die Geschichte von Ophelia erzählt, der großen Liebe von Prinz Hamlet von Dänemark. Die Franzosen zeigen offensichtlich ein Faible für große klassische Themen. Shakespeare und Metal, da war doch was? Stimmt, nur wenige Wochen zuvor veröffentlichten Rebellion ebenfalls ein Album, das auf einem Werk des englischen Dramatikers basiert (König Lear). Also Grund genug in das aktuelle Album der Franzosen reinzuhören.
Die Titel der einzelnen Songs orientieren sich an den Akten und Szenen des Dramas “Hamlet”. Die Musiker haben hier offensichtlich den Handlungsstrang zu Ophelia herausgepickt und darum ihre Kompositionen und Texte gepackt. Nach dem kurzen Gitarren-“Intro: Appetite” folgt das rockende “Act II, Scene 2: My Soul’s Idol”. In gekonnter Weise werden hier Metal und symphonische Elemente gemischt. Noch deutlicher ist dies in “Interlude : Nymph” zu hören. Bei “Act III, Scene 1: Hidden Desire” erlebt man ein Wechselbad er Gefühle. mal doomig getragen, dann wieder schnell und hektisch, “verborgene Begierde” eben. Ruhiger aber nicht weniger dramatisch klingt “Act III, Scene 2: Behind the Mask”. Im Video dazu werden Szenen der tragischen Liebesbeziehung optisch umgesetzt. Bei “Act IV, Scene V: Her Majesty of Flowers / Act IV, Scene 7 / Act V, Scene 1: The Bramble’s Litany” wird der Hörer erneut zwischen unterschiedlichen Gefühlen hin und hergerissen. Hier wechseln sich balladeske Passagen mit Speed Metal Gitarren ab.
Und bei den hymnischen Teilen werde ich an Bands wie Kamelot oder Serenity erinnert. Trotz der vielen Melodie- und Rhythmus-Wechsel wirkt der Song aber nicht sperrig, wie es bei Prog-Rock häufig der Fall ist. Auch Ophelia selbst ist zu hören, bei “Pt. 2: Crown of Thorns” erklingt der zauberhafte dramatische Koloratur-Sopran von Marion-Lamita Peubey. Und noch einmal kurz in “Pt. 3: After” Als Outro erklingen dann die Klagelieder.
Bei der Mischung von Prog Metal, und Konzeptalbum basierend auf einem klassischen Drama erwartet so mancher schwere musikalische Kost. Aber nicht so auf “Ophelian Fields”. Die Songs sind melodisch und eingängig, zum Teil mit cineastischen Melodieführungen. Hier passt auch das Intro wie die Faust aufs Auge. Der Gesang von Kevin Kazek ist herausragend, seine stimmliche Bandbreite reicht von kratzigen Rock bis hin zu gefühlvollen Gesangseinlagen. Auch seine Mitstreiter an den Instrumenten können musikalisch überzeugen. Das ist ganz großes Kino.
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