VÖ: 25.08.2017
Label: AFM Records
Autor: MC Lucius
Bewertung: 9 / 10
"As Daylight Breaks" Anfang 2015, "Mirrorworld" im Spätsommer 2016. Und jetzt, nicht einmal ein Jahr später, legt der Melodic Power Metal Act SERIOUS BLACK mit "Magic" bereits sein drittes Langeisen vor. Sieht man daneben auch die geballte Live Aktivität des von München aus gesteuerten internationalen Sechsers, dann bekommt man einen Eindruck, mit wieviel Herzblut die Mannen aus Deutschland, Österreich, Schweden bzw USA und Griechenland an ihrem Baby arbeiten.
Mit Album Nummer 3 kommen Serious Black erstmalig mit einem Konzeptalbum daher. Auf einer Idee ihres Sängers Urban Breed basierend, der zusammen mit seiner Frau Shaye das Konzept erarbeitete und für die Texte verantwortlich zeichnet, bekommt der Hörer die Geschichte von Mr. Nightmist und seiner großen Liebe, der Hexe von Caldwell Town, Maria Merian, erzählt. Mr. Nightmist, welcher dereinst auszog, um nach verstecktem Wissen und den Geheimnissen des Universums zu suchen, kehrt nach vielen Jahren zurück in seinen Geburtsort Caldwell Town. Dort ist der Bürgermeister nur daran interessiert, die Hexe, eine ungewöhnlich weise und intelligente junge Frau, auf dem Scheiterhaufen brennen zu sehen. Diese spricht zuvor noch einen Fluch über die Stadt aus.
Als Mr. Nightmist nach weiteren Jahren, in denen er überall auf der Welt verlorene Seelen eingesammelt hat, erneut nach Caldwell Town zurück kommt, ist er stärker als jemals zuvor. Dort machten Kinder eine ebenso überraschende wie gefährliche Entdeckung und nahezu alle Heranwachsenden sind der Zauberei und der Hexerei anheim gefallen und halten die Stadt mit ihrem unheiligen Terror in ihrer Hand. Kopflos über das Unheil, welches sie angerichtet haben, sehen sie sich nicht im Stande, sich der Hexe zu erwehren. Die Menschen in der Stadt sind verzweifelt und bitten Mr. Nightmist, sie vom Fluch der Hexe zu erlösen. Dieser steht vor der Entscheidung, in das Reich irgendwo zwischen Leben und Tod einzutauchen um den Fluch zu durchbrechen. Doch wird ihm dies gelingen?
Musikalisch ziehen Serious Black in den vierzehn Songs alle Register. Dabei sind ihre Trademarks, die man bereits von den beiden Vorgänger Alben kennt, jederzeit präsent. Die beiden Gitarristen Dominik Sebastian und Bob Katsionis feuern fette Salven ab, Tastenmann Jan Vacik setzt immer wieder Akzente mit seinen feinen Tiraden, über dem Ganzen glänzt Urban Breed mit seiner wandelbaren Stimme. All das natürlich untermauert von der powervollen Rhythmus Arbeit von Tieftöner Mario Lochert und Drummer Alex Holzwarth, die das ganze Unternehmen vor sich her treiben. Wo "Mirrorworld" stellenweise doch sehr ins poppige abdriftete, setzen die Musiker hier powermetallische Ausrufezeichen, was in "The Witch Of Caldwell Town" schon fast speedige Ausmaße annimmt. Das war es ja auch, was man sich für "Magic" vorgenommen hatte. Ebenso heavy wie organisch und von einer natürlichen Reinheit beseelt, ist Serious Black hier ein Album gelungen, welches ihnen sicherlich viele neue Fans bescheren wird.
Auffällig sind immer wieder relativ lange Intros von rund einer Minute, bevor Urban Breed's Gesang einsetzt. Hier zeigen sich vor allem die Herren der sechs Saiten und der Tasten kreativ und schaffen es, den Hörer auch ohne Worte auf den jeweils anstehenden Teil der Geschichte einzuschwören. Beispiele gefällig? Bitteschön: "Now You'll Never Know" (sehr atmosphärisch), "Skeletons On Parade" (teilweise akustisch, mit Tempoverschärfung), oder "Just Kill Me" (zuerst gediegen, dann fordernd). Den Vogel hierbei aber schießen sie bei der letzten Nummer, sinnigerweise "One Final Song" betitelt, ab. Der fast schon kammermusikalischen Einleitung mit Violine und Piano, folgt ein balladesker Teil mit ganz sanften Leadvocals. Im dritten Teil des Rausschmeißers fühlt sich der Hörer auf einen Jahrmarkt versetzt, hier schimmert meiner Meinung nach ein wenig Nightwish durch. Die letzte Minute von "One Final Song" ist dann der rockigen Fraktion zugedacht.
Der Mix von Michael "Spike" Streefkerk, der u. a. für seine Arbeit mit Def Leppard bekannt ist, sowie das Mastering durch den finnischen Großmeister Mikka Jussila in seinen Finnvox Studios, zeugen von Fingerspitzengefühl und dem nötigen Know How, um den kompositorisch herausstechenden Stücken gerecht zu werden. Das Album kommt mit einer Spielzeit von ca. 56 Minuten daher und hat in meinen Augen genau das richtige Maß. Hier ist Zeit genug, um sich auf die Geschichte einzulassen und sich intensiv mit ihr zu befassen. Andererseits vermeidet man hier gekonnt irgendwelche Längen, die sich einschleichen könnten. Der Hörer ist immer aktiv eingebunden, man verliert sich nicht in Banalitäten. Somit kann das Fazit nur lauten: Mission gelungen. Serious Black legen mit "Magic" eine Langrille vor, die ihr seinerzeit viel beachtetes Debüt "As Daylight Breaks" zu toppen versteht. Hats off!
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