Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Auf das Jahr 1993 zurück geht die Gründung der (Neo)Progband Seasons Of Time aus Bremerhaven. Dennoch hat man es aufgrund vieler Besetzungswechsel und sogar zwischenzeitlicher Bandauflösung nur auf bisher zwei Studioalben gebracht. Mit „Welcome To The Unknown“ ist nun das dritte Werk erschienen.
Da aber der Posten des Sängers neu zu vergeben war, hat sich Dirk Berger, der Seasons Of Time ab 2010 als Studioprojekt weiterführte, entschieden, diesen für das neue Album selbst zu übernehmen. Neben dem Bass, den Keyboards und dem Engineering. Mit Florian Wenzel an der Gitarre und Julian Hielscher (drums) ist man fortan als Trio unterwegs.
„Welcome To The Unknown“ enthält viele Elemente des Neo-Progs und ähnelt in seiner Gesamtheit den vielen tollen 90er Jahre Alben der Proglabels SI Music, Musea oder Angular Records. „Towards The Horizon“ kratzt, wie es sich für solche Bands gehört, bereits als Opener an der 10-Minuten Marke und bietet viel Keyboardflächen und für Neo-Prog typische Gitarrenhooklines und Soli. Marillion, IQ, Pendragon sind allgegenwärtig. Gewöhnungsbedürftig, und das fällt gleich beim ersten Song auf, ist der Gesang von Dirk Berger. Dieser ertönt äußerst kehlig und ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
Hat man sich mit dem Gesang arrangiert, erlebt man vielschichtige Klangmomente. Rockig, mit hohen Stimmen im Duett bei „Plans To Make Plans“, keyboardlastige Passagen, teils disharmonische Klänge inklusive verzerrtem Gesang bei „Dreams Of A Madman“, sowie beim fast 15-minütigen Longtrack „Joana“ Piano, ruhigen und anklagenden Gesang, der mich etwas an die Band No Name erinnert und viele Spielereien wie Telefongespräch zwischendurch, zärtliche Gitarren/Piano Passagen, starke Gitarrenläufe und Soli immer mit reichlich Keys unterlegt.
Mit „Driven To Drive“ gönnen sich Seasons Of Time danach einen etwas schrägen Song. Dieser beginnt mit Computer-Klängen, verzerrter Gesang und Stimmengewirr bringen die Nummer in den Bereich „strange“. Alles in allem ein sehr mutiger, weil von der Norm abweichender Track.
„The Last Ship“ kehrt dann aber wieder zurück zu bekannten Neo-Prog Themen, überzeugt durch spannenden Aufbau und mystische Töne. Leichter, mehrstimmiger Gesang und ein sehr guter Instrumentalpart mit Gitarren/Keyboards im Duett bieten im Prinzip alles, was ein guter Neo-Prog Song braucht.
„Welcome To The Unkown“ ist nicht unbedingt ein absolutes Highlight in der Progszene, aber gut genug, daß der geneigte Hörer ein oder mehrere Ohren schenkt, ist das Album allemal. Der Gesang, nun ja, eben gewöhnungsbedürftig, aber musikalisch absolut kompetent aufgestellt.
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