VÖ: 24.02.2017
Label: High Roller Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Eine der vielen schwedischen Hoffnungsträger ist zurück mit dem dritten Streich. Screamer aus Ljungby kredenzen uns nach einigen Jahren Veröffentlichungspause die
„Hell Machine“. Es hat sich Einiges im Line Up getan seitdem. Unter anderem hat man mit Andreas Wikström einen neuen Sänger. Sicherlich die markanteste Veränderung bei Screamer, obwohl der Junge
gut singt und auch nicht sonderlich anders klingt wie Vorgänger Christoffer Svensson. Zudem gibt’s mit Frederik Svensson einen neuen Bassisten.
Warum man sich als Artwork für eine „Hell Machine“ einen schwarzen Panther im Comic Stil ausgesucht hat, bleibt mir zuallererst einmal ein Rätsel. Gute Artworks gehen anders, aber nicht die Verpackung, sondern der Inhalt zählt in erster Linie. Und hier machen Screamer prinzipiell da weiter, wo sie mit dem letzten Album „Phoenix“ aufgehört haben. Eventuell könnte man meinen, die Band hätte noch intensiver den Iron Maiden Gitarristen Dave Murray und Adrian Smith auf die Finger geschaut (Jannick Gers lassen wir mal außen vor), denn viele der Gitarrenrhythmen ähneln denen der Eisernen Jungfrauen unüberhörbar.
Aber die Band ist weit davon entfernt einfach zu kopieren, sondern setzt seine Einflüsse eben konsequent um, und da gehören Iron Maiden eben ganz stark dazu. Spätestens beim Gesang und den Refrains sind die Ähnlichkeiten aber vorbei. Der Opener „Alive“ bestätigt das bisher Geschriebene schon perfekt. Maiden Riffs begleiten einen Midtempo-Rocker, der in einen einprägsamen Refrain der Classic Metal Ebene mündet. Ein typischer Refrain, der zum mitisingen einlädt und keineswegs nur auf Massentauglichkeit gebürstet ist.
Bei „On My Way“ meine ich etwaige Ozzy Osbourne Sympathien der Mittachtziger-Veröffentlichungen des Madman herauszuhören. Andreas Wikström überzeugt mit seiner Stimme in der Schnittmenge von Metalshouting und klassischer Hardrock-Röhre, meist klar gesungen und im Refrain in der Regel mehrstimmig vorgetragen.
„Hell Machine“ lässt Maiden's „Somewhere in Time“ im Gitarrenintro aufleben, bevor der Song mit klassischem Metal-Riffing überzeugt und scheinbar auch Judas Priest zu „British Steel“-Zeiten kennt.
In dieser klassisch metallischen Art geht’s quer durch's Album. Mit „Lady of the Night“ hat man ein fast schon episches Teil auf den Dreher gepackt, „Warrior“ dürfte auch Accept-Fans zufriedenstellen, wobei jedoch der etwas biedere Refrain zu aufgesetzt wirkt. „Denim and Leather“ hat mit Saxon wenig am Hut und besticht durch straightes Abrocken und gutes Gitarrenspiel.
Einen kleinen Hit haben Screamer dann noch in Form von „Monte Carlo Nights“ parat. Der Song wirkt irgendwie frisch, frei, fröhlich und beweist mit Leppard-Refrain (ohne die Stimme von Joe Elliott zu imitieren) durchaus Radiotauglichkeit. Würde mich nicht wundern, wenn man diesen Song demnächst mal bei einschlägigen Radiostationen hören würde. Coole Nummer !
„Hell Machine“ ist nicht so höllisch, wie der Titel suggeriert. Eher die klassische Schiene mit Einflüssen der genannten Bands prägen die Ausrichtung von Screamer. Die Songs sind gut arrangiert und durchdacht, meist straight rüberkommend und vom Sound her nicht zu altbacken, als man vermuten würde. Natürlich spricht man eher die „alte Garde“ an als die modernere Jugend. Was nicht heißt, daß sich jüngere Leute Screamer nicht zu Gemüte führen sollten. Es lohnt sich definitiv ! Screamer sind bissig (ist das der Bezug zum schwarzen Panther ?).
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